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Herder und der Sprachursprung - die Abhandlung nachvollziehbar erläutert

Herder und der Sprachursprung - die Abhandlung nachvollziehbar erläutert1:54
Video von Jule Jansson 1:54

Die Abhandlung von Herder über den Sprachursprung stellt eines seiner wichtigsten Werke dar, da er damit die Grundlage für weitere Schriften der Sprach- und Literaturwissenschaft schuf. Aber wie lässt sich die darin vertretene These nachvollziehbar zusammenfassen?

Zwei rivalisierende Theorien zum Sprachursprung

Johann Gottfried Herders "Abhandlung über den Ursprung der Sprache" erschien im Jahr 1772 und muss daher im Kontext der sprachwissenschaftlichen Theoriebildung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts betrachtet werden.

  • Zu dieser Zeit standen sich zwei rivalisierende und grundlegend verschiedene Theorien zum Sprachursprung gegenüber, mit denen der einflussreiche Theologe und Philosoph sich auseinandersetzen musste.
  • Während die bisher anerkannte Theorie den Standpunkt vertrat, dass die Sprache in Wahrheit einen göttlichen Ursprung habe, gingen zeitgenössische Kritiker dieser Position davon aus, dass sie sich auf "natürliche" Weise entwickelt habe.
  • Herder distanziert sich von der ersten Theorie und argumentiert, dass die Entwicklung des Menschen und damit auch der Sprache zur Naturgeschichte gehört, was im Großen und Ganzen zunächst mit der modernen Evolutionstheorie übereinstimmt.

Der Zusammenhang von Sprache und Verstand bei Herder

  • Anders als moderne Evolutionstheorien geht Herder davon aus, dass es so etwas wie eine "natürliche" ursprüngliche Sprache gegeben habe, welches - anders als die modernen Sprachen - ein direkter Ausdruck der inneren Vorgänge des Menschen gewesen sei.
  • Seine wesentliche Begründung für diese Annahme ist, dass auch Tiere mit ihren verschiedenen Lauten über eine Art Sprache verfügen, mit der sie ihre Empfindungen unmittelbar ausdrücken und kommunizieren können.
  • Was die Geschichte der Menschen - Herder zufolge - von der Geschichte der Tiere unterscheidet, ist die Entwicklung der Vernunft, bei der die natürliche Sprache eine entscheidende Rolle gespielt habe.

Verstand und Sprache befinden sich Herders Theorie zum Sprachursprung zufolge somit in einer Wechselbeziehung zueinander: Während es die Vernunft war, welche die Entstehung der menschlichen Sprache ermöglichte, trug Letztere dazu bei, dass sich die Vernunft selbst weiterentwickeln konnte. Der Ursprung der Sprache ist ihm zufolge somit weder göttlich noch tierisch, sondern Produkt einer menschlichen Entwicklung, welche vollkommen natürlich ist.