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Basedowsche Krankheit - alles über Schilddrüsenüberfunktion

Ultraschalluntersuchungen können dem Arzt Hinweise auf Morbus Basedow geben.
Ultraschalluntersuchungen können dem Arzt Hinweise auf Morbus Basedow geben.
Die Basedowsche Krankeheit, medizinisch auch Morbus Basedow genannt, gehört zu den sogenannten Autoimmunerkrankungen. Diese Schilddrüsenerkrankung betrifft Frauen häufiger als Männer. Oft ist sie erst einmal nicht eindeutig zu erkennen.

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Eine Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse

Der Namensgeber der Basedowschen Krankheit, Carl Adolph von Basedow, war ein praktischer Arzt und Chirurg aus Merseburg. 1840 beschrieb er die Erkrankung im deutschsprachigen Raum. Die Krankheit selbst wurde aber vermutlich schon vor achthundert Jahren im alten Persien erstmals beschrieben.

  • Die Basedowsche Krankheit, auch Morbus Basedow oder Graves’ Disease genannt, ist eine Autoimmunerkrankung oder Immunhyperthyreose. Hierbei greift das Immunsystem des Körpers eigenes Gewebe oder Zellen an. Im Falle des Morbus Basedow ist die Schilddrüse als Organ betroffen.
  • Die Schilddrüse befindet sich unterhalb des Kehlkopfes an der Vorderseite des Halses. Sie produziert Hormone, die für den Menschen überlebenswichtig sind. Die Schilddrüsenhormone Trijodthyronin, kurz T3 genannt, und Thyroxin, auch T4 genannt, beeinflußen viele verschiedene Funktionen im menschlichen Körper.
  • Die Schilddrüsenfunktion beeinflusst unter anderem die Kreislauffunktion, den Stoffwechsel oder auch die Psyche des Menschen. Damit die Schilddrüse die Hormone herstellen kann, benötigt sie Jod, welches mit der Nahrung aufgenommen wird.
  • Bei der Basedowschen Krankheit kommt es zu einer Schilddrüsenüberfunktion, medizinisch auch Hyperthyreose genannt, weil der Körper Antikörper, also Abwehrzellen, an den sogenannten TSH-Rezeptor bindet. Rezeptoren sind Verbindungsstellen an der Oberfläche einer Zelle. Durch die Bindung der Antikörper an die Rezeptoren produziert die Schilddrüse mehr Schilddrüsenhormone als notwendig.
  • Frauen sind häufiger von der Krankheit betroffen als Männer. Die meisten Erkrankungen werden im mittleren Lebensalter festgestellt. Ein Teil der betroffenen Menschen ist jünger als fünfunddreißig Jahre, es können allerdings auch schon Kinder an Immunhyperthyreose erkranken.
  • In hormonellen Umstellungsphasen des Körpers, wie zum Beispiel der Pubertät, in den Wechseljahren oder auch nach einer Schwangerschaft, erkranken mehr Menschen an der Schilddrüsenüberfunktion als in anderen Lebensphasen.

Die Ursache der Basedowschen Krankheit ist komplex

Bei der Entstehung der Immunhyperthyreose spielen viele Faktoren eine Rolle. Wissenschaftler vermuten ein komplexes Geschehen aus genetisch bedingten, immunologischen und psychischen Faktoren. Auch Umwelteinflüsse spielen wohl eine große Rolle.

  • Der Verdacht auf eine genetisch Belastung bei der Entstehung der Krankheit ergibt sich für die Mediziner zum Beispiel durch eine familiäre Häufung. Es ist also wahrscheinlicher an Morbus Basedow zu erkranken, wenn schon andere Familienmitglieder an der Krankheit leiden. So erkranken eineiige Zwillinge oft gemeinsam an Morbus Basedow. Bei Familienmitgliedern, die nicht an der Basedowschen Krankheit erkrankt sind, also als gesund gelten, können im Labor häufig erhöhte Antikörperspiegel festgestellt werden. Nicht jeder Mensch, der die Erbanlage für eine solche Autoimmunkrankheit in sich trägt, erkrankt auch daran. Die Anlage wird allerdings weitervererbt. Kommen zu der genetischen Komponente noch andere Faktoren wie zum Beispiel Stress, ungünstige Umwelteinflüsse wie Rauchen, Infektionserkrankungen oder hormonelle Veränderungen dazu, kann die Immunhyperthyreose ausgelöst werden und der betroffene Mensch erkrankt. Zur Zeit kann die genetische Disposition, also die Veranlagung, für die Basedowsche Krankheit, noch nicht behandelt werden. Sie hat auch keinen Einfluss auf die Therapie der Krankheit.
  • Auch die Infektion mit Viren oder Bakterien steht im Verdacht den Morbus Basedow auslösen zu können. Ganz genaue Erkenntnisse hat die Wissenschaft allerdings noch nicht, die Forschungen dauern an. So wird vermutet, dass Retrovieren die Krankheit auslösen könnten. Bei den Bakterien wird ein Zusammenhang zwischen einer Infektion mit Yersinia enterocolitica und dem Ausbruch der Basedow Krankheit vermutet. 
  • Umwelteinflüsse, wie zum Beispiel eine Aufnahme von größeren Jodmengen auf Grund stark jodhaltiger Tinkturen oder wegen einer Röntgenuntersuchung mit jodhaltigem Kontrastmittel, können die Schilddrüsenüberfunktion auslösen. Auch das Rauchen beeinflusst die Erkrankung negativ und kann Morbus Basedow auslösen oder den Verlauf verschlimmern. Alle Faktoren, die sich negativ auf das Immunsystem auswirken, können bei einer schon genetischen Disposition zum Ausbruch der Krankheit führen. Menschen, die an Basedow erkrankt sind, und deren Schilddrüse komplett entfernt wurde, haben wahrscheinlich keine Verschlechterung der Krankheit durch eine erhöhte Jodaufnahme zu befürchten. Wissenschaftliche gesicherte Werte gibt es hierzu aber nicht.
  • Durch Stress kann es bei genetisch vorbelasteten Menschen ebenfalls zum Ausbruch der Hyperthyreose kommen. Ist die Krankheit schon ausgebrochen, kann Stress die Symptome verschlimmern. Stress allein ohne Vorbelastung oder schon bestehender Krankheit kann die Basedowsche Krankheit nicht auslösen.
  • Die Schilddrüsenhormone spielen eine sehr große Rolle bei der Erkrankung. Wird die Schilddrüsenüberfunktion nicht erkannt und behandelt, können lebensbedrohliche Situationen zustande kommen. Eine gefährliche und lebensbedrohliche Situation ist die sogenannte thyreotoxische Krise. Sie kann ausgelöst werden, wenn zu viel Jod über die Nahrung aufgenommen wird oder nach Untersuchungen mit jodhaltigen Kontrastmitteln durchgeführt wurden.

Die Symptome der Basedowschen Krankheit sind vielfältig

Die Symptome, die durch die Immunhyperthyreose entstehen, sind recht allgemein und weisen nicht gleich auf diese Erkrankung hin. Deshalb bleibt die Krankheit oft für längere Zeit unentdeckt.

Herzrasen

Herzklopfen

Herzrhythmusstörungen

Stark erhöhter Herzschlag (Tachykardie)

Stimmungsschwankungen

Nervosität

Unruhe

Schlaflosigkeit und Schlafstörungen

Schnelle Reizbarkeit

Vermehrtes Schwitzen

Feucht - warme Haut

Muskelschmerzen

Muskelschwäche

Hände zittern

Heißhungerattacken

Vermehrtes Durstgefühle

Gewichtsabnahme trotz großem Appetit

Durchfälle

Kopfschmerzen

Gesteigerte sexuelle Aktivität

Unregelmäßige, verstärkte oder ganz ausbleibende Regelblutung

Haarausfall

Vergrößerte Schilddrüse (Kropfbildung)

Schluckbeschwerden

Druckgefühl im Bereich der Schilddrüse

Luftnot, bei sehr stark vergrößerter Schilddrüse

Hervortretende Augäpfel (Exophtalmus)

Augen tränen

Druckgefühle im Auge

Sehstörungen

Gerötete Bindehaut

Geschwollene Augenlider

Lichtempfindlichkeit

Die Intensität und die Anzahl der Symptome, die ein Betroffener an sich bemerkt, kann sehr unterschiedlich sein. Als sicheres Zeichen des Morbus Basedow gilt das sogenannte Merseburger Trias. Dazu gehört eine Vergrößerung der Schilddrüse, Tachykardie, also ein stark beschleunigter Herzschlag, und die sogenannte endokrine Orbitopathie.

Eine Besonderheit der Krankheit ist die sogenannte endokrine Orbitopathie

Das Hervortreten der Augäpfel, medizinisch auch Exophthalmus genannt, kommt bei einem Großteil der Betroffenen vor. Allerdings kann dieses auffällige Zeichen auch andere Ursachen haben, wie zum Beispiel eine Geschwulst hinter dem Auge.

  • Etwa bei der Hälfte der erkrankten Menschen nimmt das Gewebe hinter dem Augapfel zu. Dadurch treten die Augäpfel ungewöhnlich weit hervor. 
  • Die Augen wirken sehr viel größer als normal und unnatürlich aufgerissen.
  • Es kommt durch das Hervortreten der Augäpfel zu trockenen Augen, einem schmerzhaften Druck und dem Gefühl einen Fremdkörper im Auge zu haben. Je nach Ausprägung kann es sein, dass der Lidschluss erschwert ist.
  • Die endokrine Orbitopathie kann in schweren Fällen nicht nur zu Doppelbildern und Sehstörungen führen, sondern auch zu einer Schädigung des Sehnervs kommen.

Die genauen Zusammenhänge der endokrinen Orbitopathie und des Morbus Basedow, der Verlauf und die Therapie sind noch nicht vollständig erforscht.

Die Diagnose Basedowsche Krankheit benötigt verschiedene Untersuchungen 

Um eine gesicherte Diagnose zu stellen, bedarf es verschiedener Untersuchungen. Oft gelingt das leider erst nach einer längeren Leidenszeit des Betroffenen. Der geeignete Facharzt für diese Form der Hyperthyreose ist der Endokrinologe.

  • Am Anfang jeder Diagnosestellung steht das Arzt - Patienten - Gespräch. Erste Anhalte erhält der Arzt durch die Schilderung der Symptome.
  • Danach folgt eine gründliche, körperliche Untersuchung. Dazu gehört das Puls messen, den Blutdruck bestimmen und ein EKG (Echokardiogramm). Eventuell ist es nötig, ein Langzeit-EKG anzufertigen. Dabei trägt der Patient für vierundzwanzig Stunden ein kleines Gerät und einige Elektroden. So kann die Herztätigkeit über einen längeren Zeitraum aufgezeichnet werden.
  • Eine Ultraschalluntersuchung ist für die Diagnose unverzichtbar. Mit dem Ultraschallgerät kann der Arzt die Größe und den Sitz der Schilddrüse beurteilen und zum Beispiel eine vergrößerte Schilddrüse sehen.
  • Mit einer Dopplersonografie, die ein farbiges Bild der Schilddrüse ermöglicht, kann der Arzt feststellen, ob die Schilddrüse stärker durchblutet wird als im normalen Zustand. Beim Morbus Basedow ist das meist der Fall.
  • Eine weitere Diagnosemöglichkeit kann ein Schilddrüsenszintigraphie sein. Bei dieser speziellen Untersuchung wird dem Betroffenen vorab ein sehr schwach radioaktives Kontrastmittel, sogenannte Radionuklide, gespritzt. Diese Stoffe sind chemisch mit dem Jod identisch.
  • Nach circa zehn bis zwanzig Minuten hat sich das Kontrastmittel in der Schilddrüse angereichert und die Aktivität des Organs kann nun mittels einer speziellen Kamera bildlich dargestellt werden. Bei einem Morbus Basedow wird von der Schilddrüse vermehrt Kontrastmittel aufgenommen und in dem Organ gespeichert. 
  • Liegt eine andere Form der Hyperthyreose vor, wird das Kontrastmittel nur in bestimmten Bereichen gespeichert und nicht im gesamten Gewebe. Während einer bestehenden Schwangerschaft oder in der Stillzeit ist diese Form der Untersuchung leider nicht möglich.
  • Eine wichtige Untersuchung bei der Diagnosestellung ist die Blutuntersuchung. Im Blut des Betroffenen werden die Schilddrüsenhormone T3 und T4 bestimmt, die bei der Immunhyperthyreose sehr hoch sind. Das Steuerhormon der Schilddrüse, das TSH, ist niedriger als bei gesunden Personen.
  • Außerdem wird der sogenannte TRAK - Wert, die TSH - Rezeptor - Antikörper, bestimmt. Diese körpereigenen Antikörper richten sich gegen die TSH - Rezeptoren und sind ein sicherer Hinweis auf die Basedowsche Krankheit.

Verlauf und Therapie der Krankheit sind sehr individuell

Eindeutige Aussagen zum Verlauf und der passenden Therapie bei Morbus Basedow lassen sich nicht treffen. Denn die Krankheit verläuft nicht bei jedem Betroffenen gleich. Bleibt die Immunhyperthyreose unbehandelt, kann sie im schlimmsten Fall zum Tod führen. Erkannt und behandelt jedoch kann der Verlauf auch sehr positiv sein.

  • Gerade beim Verlauf der Basedowschen Erkrankung kann man keine allgemeingültigen Aussagen treffen. Es gibt sehr milde Verlaufsformen, aber auch sehr schwere. In erster Linie hängt es auch davon ab, welche Symptome in welcher Ausprägung der Betroffene hat. Auch wie schnell die Erkrankung erkannt und behandelt wird, spielt dabei eine große Rolle. Manchmal verschwindet die Erkrankung ganz, sie kann aber immer wieder ausbrechen.
  • In erster Linie beginnt die Therapie mit einer Behandlung durch Medikamente, die den Hormonspiegel der Schilddrüsenhormone T3 und T4 senken. Diese Medikamente nennt man Thyreostatika. Als Wirkstoffe werden zum Beispiel Carbimazol, Propylthiouracil und Methimazol eingesetzt.
  • Unter der Einnahme der Medikamente gehen sehr viele Symptome zurück oder verschwinden ganz. Die medikamentöse Therapie wird in der Regel über einen längeren Zeitraum verordnet. Während dieser Zeit werden regelmäßige Blutuntersuchungen gemacht, um die Wirksamkeit der Medikamente zu überprüfen und eine Schilddrüsenunterfunktion durch eine zu hohe Dosierung zu verhindern.
  • Zur Unterstützung der Thyreostatika werden manchmal sogenannte Beta - Blocker verabreicht. Diese Medikamente wirken sich auch positiv auf eine bestehende Tachykardie oder einen erhöhten Blutdruck aus.
  • Reicht die medikamentöse Therapie nicht aus oder ist die Schilddrüse stark vergrößert, kann eine operative Entfernung der Schilddrüse eine geeignete Therapie sein. Da nach einer Entfernung des Organs keine Schilddrüsenhormone mehr gebildet werden, kommt es zu einer Unterfunktion. Diese wird mit der Einnahme von Schilddrüsenhormonen behandelt.
  • Eine weitere Möglichkeit der Therapie kann die Radio - Jod - Therapie, abgekürzt auch als RIT oder RJT bezeichnet, sein. Diese Therapie erfordert einen kurzen stationären Aufenthalt, bei dem der Betroffene ein Medikament mit radioaktivem 131 - Jodid erhält. Die Menge der Strahlung wird individuell genau dosiert. Das Präparat lagert sich in der Schilddrüse ein und gibt seine radioaktive Strahlung an das Gewebe ab. Das Schilddrüsengewebe wird so zerstört und reduziert. Das restliche Gewebe im menschlichen Körper wird von der Strahlung nicht beeinflusst. Für Schwangere oder Stillende ist dieses Verfahren, wie die Szintigraphie auch, nicht geeignet.
  • Nach einer RJT kommt es zu einer beabsichtigten Schilddrüsenunterfunktion. Diese muss durch die Einnahme von Schilddrüsenhormonen behandelt werden. Wenn ein Betroffener an der endokrinen Orbitopathie leidet, können sich die damit zusammenhängenden Symptome unter Umständen kurzfristig verstärken. Eine enge Nachsorge durch einen Facharzt ist deshalb unbedingt notwendig.
  • Um eine vorhandene Orbitopathie zu behandeln, ist es wichtig, so schnell wie möglich das Gleichgewicht der Schilddrüsenhormone im Körper wieder herzustellen. Auch Cortisonpräparate werden häufig eingesetzt. Da die genaue Ursache der Orbitopathie noch nicht komplett erforscht ist, können nur die Begleiterscheinungen behandelt werden.
  • Gegen Lichtempfindlichkeit kann eine getönte Brille helfen. Bei trockenen Augen gibt es künstliche Tränen, die wie Augentropfen ins Auge geträufelt werden. Doppelbilder können mit speziellen Prismenbrillen gelindert werden. Auch bestimmte Augenoperationen können in einzelnen Fällen helfen. Im Großen und Ganzen ist die Behandlung der Orbitopathie sehr schwierig.
  • Nikotinkonsum kann die Erkrankung im Verlauf sehr verschlechtern und den Erfolg einer Therapie gefährden. Morbus-Basedow-Patienten sollten deshalb nicht rauchen.

Obwohl die Basedowsche Krankheit schon lange bekannt ist und von verschiedenen Medizinern beschrieben wurde, ist die Erforschung der Erkrankung noch nicht abgeschlossen.

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