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Was sind Primärbedürfnisse?

Geborgenheit ist ein menschliches Primärbedürfnis.
Geborgenheit ist ein menschliches Primärbedürfnis.
Der Magen knurrt und Sie müssen unbedingt etwas essen? Dann haben Sie ein Primärbedürfnis: Hunger. Primärbedürfnisse sind unabdingbar für das Überleben des Menschen. Doch was zählt noch zu den Primärbedürfnissen und was unterscheidet diese von Sekundärbedürfnissen? Erkenntnisse aus der Psychologie und Wirtschaftswissenschaft helfen bei der Differenzierung weiter.

Primärbedürfnisse und der Unterschied zu Sekundärbedürfnissen

  • Primärbedürfnisse (lateinisch „primär“ = ursprünglich, vorrangig) sind in erster Linie Hunger, Durst und Schlaf. Primärbedürfnisse sind angeboren. Sie sichern die Vitalfunktionen des Körpers und damit das Überleben von Lebewesen, egal ob Mensch oder Tier. Sie werden daher auch Existenzbedürfnisse genannt.
  • Zu den menschlichen Primärbedürfnissen zählen daneben eine dem Klima angemessene Bekleidung (Schutz vor lebensbedrohlicher Kälte bzw. Überhitzung) sowie das Bedürfnis nach Sicherheit - sei es eine Behausung, die Schutz bietet oder auf der emotionalen Ebene das Bedürfnis nach Geborgenheit und Nähe.
  • Ein sehr komplexes Primärbedürfnis des Menschen ist die Sexualität. Verstanden als Fortpflanzungstrieb, sichert sie das Überleben des Menschen im engsten Sinn. Zugleich erfüllt Sexualität das oben genannte Bedürfnis nach emotionaler Nähe.
  • Primärbedürfnisse sind unabhängig von der Kultur des Menschen - ein Grönländer hat ebenso Hunger wie ein Afrikaner. Lediglich die Art, wie Primärbedürfnisse gestillt werden, geht auseinander aufgrund unterschiedlicher Kulturen und Voraussetzungen (Verfügbarkeit etc.) - ein Grönländer isst andere Dinge als ein Afrikaner.
  • Im Gegensatz zu den Primärbedürfnissen werden Sekundärbedürfnisse (lateinisch „sekundär“ = an zweiter Stelle, nachträglich hinzukommend) im Laufe des Lebens erworben und sind kulturell bedingt. Sie werden daher auch als Kultur- oder Zivilisationsbedürfnisse bezeichnet.
  • Sekundärbedürfnisse entwickeln sich nach der Befriedigung der Primärbedürfnisse und verbessern den Lebensstandard oder Status eines Menschen oder tragen zu seiner subjektiven Sinngebung bei.
  • Nehmen Sie zum Beispiel Durst. Dieses Primärbedürfnis stillen Sie, wenn Sie Wasser aus dem Hahn oder einfaches Mineralwasser trinken. Wenn Sie jedoch Ihren Durst mit einem Mineralwasser stillen, das aus der Tiefe der Antarktis stammt, erfüllen Sie ein Sekundärbedürfnis: Sie wollen sich damit etwas ganz Besonderes gönnen und vielleicht auch zum Ausdruck bringen, dass Sie sich dieses exklusive Mineralwasser leisten können.

Bedürfnisse in der Wissenschaft und Wirtschaft

  • Wichtig sind Primärbedürfnisse u. a. in der Entwicklungspsychologie. Man weiß heute, dass ein frühkindlicher Mangel an Nahrung oder emotionaler Zuwendung etwa durch Vernachlässigung verheerende Folgen hat. Das Urvertrauen, d. h. die fundamentale Sicherheit, dass einem anderen Menschen wohl gesonnen sind, wird dadurch empfindlich gestört. Menschen mit einem gestörten Urvertrauen können oft keine Beziehungen zu anderen aufbauen, leiden an mangelndem Selbstwertgefühl oder Depressionen.
  • In der Motivationspsychologie spielen hingegen eher Sekundärbedürfnisse eine Rolle. Wenn Sie sich beispielsweise nicht dazu durchringen können, Sport zu treiben, werden Sie vielleicht durch Ihre Sekundärbedürfnisse besser motiviert. Sie können Ihren Fokus darauf richten, dass Sie beim Sport neue Leute kennenlernen oder schlanker werden und sich dann eine figurbetonte Jeans kaufen können.
  • Auch in der Wirtschaftswissenschaft sind vor allem Sekundärbedürfnisse von Bedeutung. Man versteht sie als Wunsch, einen empfundenen Mangel zu beheben: Sie meinen, etwas kaufen zu müssen wie zum Beispiel das Auto einer bestimmten Marke. Dieses Bedürfnis setzt wirtschaftliches Handeln (den Kauf) in Gang. Wenn nun viele Menschen dieses Bedürfnis haben, entsteht ein Bedarf: die erhöhte Nachfrage nach einem bestimmten Produkt.
  • Dieses Wissen macht sich die Werbung zunutze. Unsere Primärbedürfnisse werden in einer Überflussgesellschaft weitgehend befriedigt, demzufolge muss bei sekundären Bedürfnissen angesetzt werden. Werbung suggeriert mit subtilen Mitteln, dass Sie etwas ganz Bestimmtes haben wollen, und weckt häufig erst ein Sekundärbedürfnis. Das bereits erwähnte Mineralwasser aus der Antarktis ist dafür ein gutes Beispiel.
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