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Pinzettengriff: Wann lernen Babys ihn?

Baby, das mit der Mutter Fingerspiele macht.
Baby, das mit der Mutter Fingerspiele macht. © Polina Tankilevitch / www.pexels.com
Die Entwicklungsstufen von Babys bis in die Kindheit sind geprägt von einigen entscheidenden Meilensteinen. Hierzu gehört im motorischen Bereich das Erlernen des Pinzettengriffs, der feinmotorische Fähigkeiten voraussetzt. Babys und Kinder üben unermüdlich, was uns Erwachsenen oft gar nicht so erscheint.

Wann können Babys den Pinzettengriff anwenden?

Durch die Fähigkeit den Pinzettengriff anwenden zu können, eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten für den kleinen Menschen. Durch das Ertasten und Ergreifen von Gegenständen lernt er die Umwelt kennen.

Als Pinzettengriff bezeichnet man den Griff von Daumen und Zeigefinger, ähnlich einer Pinzette. Das erfordert feinmotorisches Können. Davor muss die Grobmotorik erlernt und beherrscht werden. Hierzu gehören Bewegungen des Kopfes, des Rumpfes und der Arme und Beine. Das Baby muss erst einmal stabil und frei sitzen können.

Mit etwa einem Jahr können die meisten Kleinkinder den Pinzettengriff immer zielsicherer anwenden. Ab diesem Alter wird der Griff intensiv und konzentriert geübt, auch wenn das für Erwachsene oft nicht danach aussieht. Kinder lernen spielerisch durch scheinbar merkwürdige Aktivitäten. Dazu gehört es auch kleine Dinge aufzuheben und wieder hinzuwerfen, um dann wieder von vorne anzufangen.

Bitte machen Sie sich keine Sorgen, wenn das Baby etwas länger braucht! Jedes Kind ist individuell in seiner Entwicklung, das ist in jedem Bereich so. Wenn Sie aber das Gefühl haben, dass das Baby mit zunehmendem Alter nicht richtig greifen kann, sollten Sie das beim Kinderarzt ansprechen. Gezielte Griffe erfordern eine gute Auge-Hand-Koordination. Möglicherweise sieht das Baby nicht gut.

Die Entwicklung zum Pinzettengriff

Zuerst wird die Grobmotorik erlernt, danach kommt der Feinschliff. Ursächlich sind hier Zellverbindungen im Gehirn, die die bewusste Steuerung übernehmen.

Anfangs haben Babys einen Greifreflex, der noch nichts mit willentlichen Entscheidungen zu tun hat. Hier geht es primär ums Überleben, damit das Baby sich in Gefahrensituationen an die Mutter klammern kann. Dieser Reflex wird ausgelöst, indem die Handinnenflächen berührt werden. Der Greifreflex geht mit ein paar Monaten verloren und wird durch willentliches Greifen wollen abgelöst.

Zwischen dem dritten und vierten Lebensmonat fangen die meisten Babys an, Dinge in ihrer nahen Umgebung anzufassen. Das gelingt mehr oder weniger gut.

In dem Moment, wenn die Motorik so weit entwickelt ist, dass das Kind seine Arme und Hände mit den Augen verfolgen kann, beginnt das Erlernen der Augen-Hand-Koordination. Hierbei entstehen rasant schnell neue Nervenverbindungen, die zu weiteren feinmotorischen Fähigkeiten führen.

Der Daumen ist der Schlüssel zum Pinzettengriff, denn wenn der Daumen bewegt wird, bedeutet das, dass das Sattelgelenk mit neun weiteren Muskeln bewegt werden muss. Das erfordert mehr Konzentration und Präzision als die Bewegung der anderen Finger.

Mit etwa einem halben Jahr lernen Babys allmählich Gegenstände über die eigene Körpermitte von einer Hand in die andere zu nehmen. Zudem wird so ziemlich jeder greifbare Gegenstand in den Mund befördert, um diesen genauer zu untersuchen hinsichtlich Geschmack, Haptik und Größe.

Mit etwa acht Monaten können Babys in jeder Hand etwas festhalten und sie werden versuchen diese gegeneinander zu schlagen, denn loslassen und austauschen klappt noch nicht.

Der Vorläufer zum Pinzettengriff ist der Scherengriff. Dabei wird der Gegenstand mit gestrecktem Daumen und Zeigefinger gehalten, die Finger sind allerdings noch nicht abgewinkelt. Wird die Fertigkeit verfeinert, kann das Baby einschätzen, wie weit die Finger geöffnet werden müssen, damit der aufzuhebende Gegenstand genau zwischen die Finger passt.

Wie kann man den Pinzettengriff üben?

Zunächst einmal ist es so, dass Babys und Kinder von ganz allein unermüdlich sind, Fertigkeiten zu üben, nur dass es für Erwachsene oft nicht danach aussieht.

Erst ab etwa zwei Jahren ist es überhaupt sinnvoll, mit Kindern etwas systematisch üben zu wollen, denn hierzu braucht es weitere Entwicklungsschritte, die erst ab diesem Alter möglich sind. Wenn Sie Ihrem Baby aber eine Freude machen wollen, können Sie mit ihm spielen.

  • Geben Sie dem Kleinkind Alltagsgegenstände. Das kann ein Kochlöffel, eine kleine Schüssel oder Brillenetui sein. Alles ist interessant! Achten Sie darauf, dass die Gegenstände nicht zu klein sind und nicht verschluckt werden können.
  • Fingerspiele machen schon den Kleinsten Spaß, wenn sie die Hände der Eltern untersuchen können und man die „passenden“ Finger aneinanderlegt. Auch Spiele, in denen die Finger durch Anlegen und Abspreizen mehr oder weniger werden, faszinieren Babys.
  • Wenn das Kind den Pinzettengriff schon ganz gut beherrscht, werden ihm Fädelspiele Spaß machen. Je jünger das Kind ist, desto dicker muss die Schnur und desto größer die aufzufädelnden Gegenstände sein. Wenn das Kind geschickter ist, kann man z. B. Perlenketten auffädeln lassen.
  • Magnetspiele oder Stickerhefte eignen sich toll zum Üben, denn wenn das Kind flache Magnete wieder ablösen muss, um sie an anderer Stelle zu platzieren, braucht es den Pinzettengriff. Ebenso, wenn es Sticker vom Trägerpapier abziehen möchte und den Aufkleber an einer bestimmten Stelle wieder aufkleben möchte.
  • Ein altes Spiel ist „Erbsen sortieren“, hier können Sie in eine kleine Schüssel grüne und gelbe Erbsen schütten, die das Kind im Anschluss wieder trennen muss. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt. Aber bitte bleiben Sie bei dem Spiel dabei, denn wenn das Kind noch klein ist, besteht die Gefahr, dass die Erbsen verschluckt werden oder in Nase oder Ohren landen.

Genießen Sie die Zeit mit dem Baby und Kleinkind, denn es gibt viel zu entdecken, auch für scheinbar allwissende Eltern. Es macht Spaß zu beobachten, wie das Kind neue Meilensteine der Entwicklung meistert und dann erschöpft, aber glücklich ist.

helpster.de Autor:in
Lilo Delius
Lilo DeliusGesundheit ist für Lilo ein wichtiger Aspekt ihres Lebens. Sie interessiert sich für alle medizinischen Facetten, von der Psychologie bis hin zu Auswirkungen von Sport auf die Genesung und das Älterwerden. Ein nachhaltiger, fitter Lebensstil und ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen sind ihr für ihre Familie & Kinder wichtig.
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