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Niedere Minne im Mittelalter - Begriffserklärung

Das Mittelalter war die Hochzeit der Minne.
Das Mittelalter war die Hochzeit der Minne.
Der Begriff der Minne ist vor allem im Zusammenhang mit Minnesängern wie Walther von der Vogelweide verbunden. Was ist unter Minne zu verstehen und womit befasste sich beispielsweise die niedere Minne des Mittelalters?

Wortgeschichte der mittelalterlichen Minne

  • Heute wird der Begriff Minne - neben der Verwendung in fachbezogenen Bereichen - veraltet nur noch leicht scherzhaft für Liebe benutzt. Aus der ursprünglichen Bedeutung "(liebevolles) Gedenken an etwas" entwickelte sich bereits im Althochdeutschen: Zuneigung, Gefallen, Freude, Lust, Liebe.
  • Im Mittelhochdeutschen war Minne dann das übliche Wort für Liebe. Ab dem 15. Jahrhundert verschwand es allmählich aus dem Sprachgebrauch. Jedoch erfuhr es im 18. Jahrhundert durch die verstärkte Beschäftigung der Romantiker mit ritterlicher Liebeslyrik eine neue Belebung.
  • Eng verwandt ist Minne übrigens mit der schwedischen Wortsippe um Erinnerung, Andenken, Gedächtnis.

Die niedere Minne

  • Minne existierte neben der wörtlichen Bedeutung im Sinne von Liebe auch als literarische Sonderform der Dichtung, die der z. T. idealisierten und verklärten Verehrung einer hochadligen Angebeteten diente.
  • Sowohl die hohe als auch die niedere Minne sind aus der Zeit heraus, der sie zugeordnet werden, begrifflich nicht belegt. Möglicherweise entstanden beide vielmehr als Reaktion romantischer Dichter auf ihre Vorstellung von Rittertum und Ritterlichkeit, indem sie mit dem Begriff der hohen Minne die idealisierte, liebende Verehrung adliger Damen bezeichneten, welche unter anderem die Unterordnung des werbenden Ritters vorsah.
  • Im Gegensatz zu den verklärten Idealen der recht einseitig praktizierten hohen Minne erscheint die sogenannte niedere Minne als auf die gleichberechtigte Liebe ausgerichtete Liedform, beispielsweise in den sogenannten Mädchenliedern von Sängern wie Walther von der Vogelweide. Diese Verehrungsform beinhaltete nicht die vollkommene Unterordnung des Liebenden unter die betreffende Frau und degradierte ihn somit nicht länger zum Dienenden.
  • Bereits im dreizehnten Jahrhundert verliert sich die klare Begrifflichkeit von Minne. Sie nimmt nun einen teilweise eindeutig erotischen Unterton an und das Wort selbst wird jetzt auch als Umschreibung für die geschlechtliche Liebe verwendet.
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