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Kuh mit Loch - wissenschaftliche Erklärung

Hinter der letzten Rippe und vor der Hüfte haben wenige Kühe ein Loch.
Hinter der letzten Rippe und vor der Hüfte haben wenige Kühe ein Loch.
Eine Kuh mit Loch - gibt es das? Die sogenannte Pansenfistel erfüllt wichtige Funktionen und rettet manchmal sogar anderen Kühen das Leben.

Der Verdauungstrakt der Kuh

Kühe sind Wiederkäuer, daher brauchen die Tiere vier Mägen. Der erste ist der größte - der Pansen. In diesem fermentieren Bakterien den Nahrungsbrei. Der Pansen liegt auf der linken Seite der Kuh und erstreckt sich vom Zwerchfell aus bis in den Beckenbereich. 

Das Loch in der Kuh, auch Pansenfistel genannt, führt in diesen Magenabschnitt. Es befindet sich hinter der letzten Rippe und vor den Beckenknochen, in der sogenannten Hungergrube des Rindes. Es besteht aus einem Plastikring, der mit einem Stöpsel verschlossen ist. Kühe mit dieser Fistel gibt es in den Universitätstierkliniken und in Forschungsstationen.

Dozu ist das Loch in der Kuh da

Ein Grund für eine Pansenfistel ist die Forschung. Im Pansen gibt es Bakterien, die Methan produzieren. Dieses stößt die Kuh über den Ruktus in die Umwelt aus und trägt zum Treibhauseffekt bei. Forscher versuchen, beispielsweise in Hohenheim, mittels einer veränderten Fütterung die Methanbildung zu verringern.

Die Pansenfistel hat den Vorteil, dass die Forscher nicht immer wieder Magensonden schieben müssen, was Stress für die Kuh bedeutet. Außerdem können Futtermittel, die die Kuh nicht gern frisst, in Nylonbeuteln über die Fistel eingegeben werden. Der Pansensaft, der aus den Kühen entnommen werden kann, verrät dem Wissenschaftler viel über die Flora des Vormagens. Das Wissen über die Verdauung und die Tierernährung kann für die Futtermittelindustrie erfolgreich sein.

In den Universitätskliniken gibt es fistulierte Kühe, aus welchem Tierärzte Pansensaft entnehmen können. Dieser kann kranken Kühen helfen, deren Vormagenflora zerstört wurde. Dank des transfundierten Pansensaftes kommt die Motorik des Pansens wieder in Schwung.

Auch Schafe haben teilweise zu Forschungszwecken Pansenfisteln. Ihr Vormagensystem ist ähnlich aufgebaut wie das der Kühe.

So ist die Fistel tierschutzrechtlich zu bewerten

Jedes Mal, wenn eine Kuh eine Pansenfistel bekommt, muss dies von den Veterinärbehörden genehmigt werden. Dabei muss ein Tierschutzbeauftragter in Erfahrung bringen, ob dies wirklich notwendig ist.

Eine Kuh mit Loch wirkt zunächst widernatürlich und viele Menschen stellen sich die Frage, ob das Loch schmerzhaft ist. Die Operation findet unter Narkose statt, dabei nähen Tiermediziner den Pansen an die Bauchwand. Nach der OP verspürt die Kuh einen ähnlichen Wundheilungsschmerz wie Menschen nach einem Kaiserschnitt oder einer anderen Bauch-OP. Wenn die Wunde verheilt ist, kann die Kuh wie ihre Artgenossen kalben, Milch geben und auf der Weide grasen. 

Auch der Mensch kennt ähnliche Operationen: So ist die perkutane endoskopische Gastrostomie ein künstlicher Magenzugang, den Ärzte zur künstlichen Ernährung verwenden.

Kühe mit einem Loch im Bauch können Sie selten sehen. Diese Pansenfistel erfüllt viele Aufgaben in der Forschung und ist für die betroffenen Kühe nicht mit einer Einschränkung verbunden.

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