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Epische Musik - Merkmale und Anwendung

Epische Musik können Sie im Konzertsaal oder im Kino erleben.
Epische Musik können Sie im Konzertsaal oder im Kino erleben.
Welche Art von Musik fällt Ihnen ein, wenn Sie an epische Musik denken? Der Ausdruck „episch“ in Bezug auf Musik hat verschiedene Bedeutungen. Umgangssprachlich gilt eine epische Musik als außergewöhnlich lang, erhaben oder, im negativen Sinn, pathetisch. Grundsätzlich bezeichnet der Ausdruck eine Musik, die erzählenden Charakter hat und Bilder oder Worte musikalisch unterstützen. Dies kann sich in Filmmusik zeigen, aber auch in programmatischen Werken klassischer Komponisten.

Epik in der Musik

Den Ausdruck „Epik“ kennen Sie vermutlich im Zusammenhang mit Literatur. Hier unterscheidet man beispielsweise zwischen lyrischen und epischen Werken. Zum epischen oder auch erzählenden Genre gehören Texte wie Romane, Novellen oder Kurzgeschichten.

  • Wenn in der Musik von Epik die Rede ist, sind Werke mit außermusikalischen Inhalten gemeint. Hierbei spielt es nur eine untergeordnete Rolle, ob der Komponist ein bestimmtes Programm beabsichtigt hat.
  • Epische Musik ist auch eine Musik, die von den Zuhörern als solche interpretiert werden kann. Charakteristische Merkmale epischer Musik sind prägnante Rhythmen, dramatische Effekte oder die Neigung zu emotionalen Höhepunkten. Ein Komponist kann auch verschiedenen Instrumenten verschiedene Funktionen zugweisen. Holzblasinstrumente wie Flöten oder Oboen werden häufig mit Liebesszenen assoziiert. Blechbläser und Pauken können dagegen Triumph und Sieg symbolisieren.
  • Epische Musik ist vor allem zur Unterstützung bestimmter Szenarien geeignet. Das können Filmszenen sein, aber auch reale Festakte. Höfische Zeremonien lassen sich häufig durch entsprechende musikalische Einlagen bereichern. Eine Hochzeit oder eine Krönungsszene wirkt noch glanzvoller, wenn eine entsprechend erhabene Musik erklingt.

Natürlich gibt es auch alltägliche Situationen, in denen epische Musik fehl am Platz ist. Hierzu gehören beispielsweise Kaufhäuser oder andere öffentliche Einrichtungen, die Hintergrundmusik bereitstellen. Ziel einer epischen Musik ist, dass man ihr zuhört und ihre Wirkung bewusst wahrnimmt. Die Wirkung von Hintergrundmusik besteht darin, dass man ihr nicht zuhört. Sie wird unbewusst wahrgenommen und soll das Kaufverhalten beeinflussen. Epische Musik, die nicht bewusst wahrgenommen wird, hat dagegen ihre Absicht verfehlt.

Epische Musik im Film

Die beste Möglichkeit, epische Musik zu komponieren, bietet ein Soundtrack zu einem Film. Je besser Musik und Inhalt des Films zusammenpassen, desto stärker ist die Wirkung des Gesamtkunstwerks.

  • Es gibt bestimmte Themen, die in Filmen besonders gerne auftauchen. Meist sind es Themen dieser Art, die auch musikalisch gut umgesetzt werden können. Inhalte, die sich für epische Musik eignen, sind stets emotionaler Natur. Es können dramatische Momente sein, beispielsweise Kampfszenen. Doch auch Liebesszenen, wie sie für Romanzen typisch sind, bieten sich für eine musikalische Umsetzung an.
  • Nicht grundlos ist es oft der Soundtrack, für den ein Film besonders berühmt wurde. Besonders populär ist der Soundtrack zu dem Film „Harry Potter und der Stein der Weisen“ (2001), der von John Williams komponiert wurde. Die für den Film typischen inhaltlichen Elemente sind auch in der Musik enthalten. Hierzu gehören die Welt der Zauberei, die spannungsvollen Übergänge und die verträumte Harmonik. Auf diese Weise schafft es der Komponist, die Musik mit dem Inhalt des Films zu verknüpfen.
  • Ein weiterer berühmter Action-Film, dessen Soundtrack ähnliche Berühmtheit erlangt hat, ist „Spiel mir das Lied vom Tod“ (1968). Die Filmmusik stammt von Ennio Morricone. Diese Titelmusik ist heute ein Synonym für unheimliche, nervenaufreibende Musik. Sie beginnt mit den charakteristischen schneidenden Klängen der Mundharmonika. Nach und nach mischen sich unheilvolle Klavierakkorde in die musikalische Szenerie. Durch das Anwachsen der Lautstärke wird die Stimmung immer bedrohlicher. Der Höhepunkt ist schließlich erreicht, wenn die E-Gitarre einsetzt. Sie symbolisiert Gnadenlosigkeit und Brutalität. Der Racheakt, den der Hauptdarsteller am Schluss des Filmes verübt, könnte musikalisch nicht besser umgesetzt werden.
  • Ein weiterer Klassiker der Filmmusikgeschichte ist „Psycho“ von Alfred Hitchcock (1960). Der Soundtrack stammt von Bernard Herrmann, wobei vor allem die Musik der Duschszene berühmt geworden ist. Die hier verwendeten Streichinstrumente spielen in zermürbender Wiederkehr ihr charakteristisches Motiv. Allein dieses Motiv schafft es, die Spannung der Szene auf den Höhepunkt zu treiben.

Epische Werke und ihre Komponisten

  • Ein Name aus der Welt der Klassik, der in Verbindung mit epischer Musik häufig genannt wird, ist Ludwig van Beethoven (1770-1827). Viele seiner Werke sind derart ausdrucksstark, dass sie nachträglich außermusikalische Beinamen erhielten. Die 5. Sinfonie in c-moll ist heute auch als „Schicksalssinfonie“ bekannt. Das berühmte Klopfmotiv, mit dem die Sinfonie beginnt, verbinden viele mit dem „Schicksal“, das sprichwörtlich „an die Pforte klopft“.
  • Nicht nur Beethovens Werke für Orchester sind epischer Natur, sondern auch viele Klavierstücke. Die Klaviersonate in cis-moll op. 27,2 kennen Sie vermutlich nur unter dem Titel „Mondscheinsonate“. Verantwortlich ist einerseits die fortwährend dunkle Klangfarbe, andererseits das langsame Tempo und die gleichförmige Begleitung. Der komplette erste Satz besticht durch die charakteristischen Dreiklangsbrechungen in der Mittelstimme. Die Assoziation des Mondscheins entsteht durch die harmonischen Modulationen, durch die sich helle und dunkle Passagen abwechseln.
  • Auch jenseits der klassischen Epoche haben sich etliche Komponisten für epische Musik begeistert. Ein berühmtes Beispiel sind Modest Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ (1874). Hier dient die Musik dazu, den Inhalt der Bilder zu unterstützen und neu zu gestalten. Als Zusatz zu den Bildern komponiert Mussorgsky mehrere Stücke, die er „Promenaden“ nennt. Sie tauchen zwischen einzelnen Bilddarstellungen auf. Auf den Zuhörer wirkt diese Musik so, als hörte er den Bildbetrachter von einem Bild zum nächsten gehen. Die Musik reflektiert die jeweilige Stimmung des Betrachters. Abhängig von der Stimmungslage ist sie mal fröhlich, mal traurig, mal verspielt und mal pathetisch.

Wenn Sie sich selbst daran versuchen wollen, epische Musik zu komponieren, sind Ihrer Fantasie keine Grenzen gesetzt. Beachten Sie jedoch, dass es viele charakteristische Motive schon gibt. Erkundigen Sie sich stets, ob Sie für die von Ihnen benutzte Musik eine Lizenz brauchen. Doch nur Mut: Im Internet finden Sie zahlreiche Hilfestellungen zu diesem Thema. Das Free Music Archive ist eines der Portale, die Ihnen viele Beispiele lizenzfreier Musik zur Verfügung stellen. 

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