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Deutsch und Schweizerdeutsch - die Unterschiede einfach erklärt

Schweizerdeutsch spricht man schon in Basel.
Schweizerdeutsch spricht man schon in Basel.
Der bekannte Komiker Emil Steinberger ist nur ein Beispiel für den Unterhaltungswert des Hochdeutschen mit schweizer Zungenschlag. Aber dieses ist eben gerade nicht jenes Schweizerdeutsch, das einen Teil des Nationalstolzes der Eidgenossen ausmacht und das dem Fernsehzuschauer in einigen Produktionen nur mit Untertiteln präsentiert werden kann.

Auch Schweizerdeutsch ist Deutsch

  • Um das Schweizerdeutsche richtig einordnen zu können, sollten Sie sich vergegenwärtigen, dass es ebenso Deutsch ist, wie es beispielsweise das Bayrische ist. Es ist sogar mit dem Bayrischen verwandt. Allerdings hat auch in dessen Verbreitungsraum das Hochdeutsche die Dialektsprache in vielen Regionen verdrängt. Mit dem Schweizerdeutschen verhält es sich anders.
  • Sprachwissenschaftler sprechen von einem "Dialektkontinuum" zwischen den alemannischen Dialekten, zu denen auch das Schweizerdeutsche und das Bayrische gehören, und den übrigen Deutschen Dialekten, wie etwa dem ripuarischen, das im Rheinland bis über Aachen um Westen und Bonn im Süden hinaus, seine Heimat hat.
  • Der Unterschied in formaler Hinsicht ist kein fundamentaler, er besteht einfach darin, dass sich der Dialekt nicht von der deutschen Hochsprache (wie in der Bundesrepublik und weiten Teilen Österreichs) hat vereinnahmen und verdrängen lassen. Und das, obwohl die Schulkinder in der Schweiz sowohl Schweizerdeutsch als auch Hochdeutsch lernen.

Schweizerdeutsch in der Praxis

Im Alltag scheint das Schweizerdeutsch dem oberflächlichen Betrachter lediglich eine "ratternde" und "schnarrende" Variation des Hochdeutschen zu sein. Aber systematisiert ergeben die verschiedenen kleinen Unterschiede eine große Differenz. Die große Bruchlinie vollzieht sich am Übergang vom Mittelhochdeutschen zum Neuhochdeutschen, aber nicht nur dort. Welche Differenzen also gibt es?

  1. Monophthonge: Bei Monophthongen handelt es sich der wörtlichen Übersetzung aus dem Griechischen um die "Alleinlautenden". Im Schweizerdeutschen sind aus dem Mittelhochdeutschen Konstruktionen mit zwei gleichlautenden Vokalen erhalten geblieben, beispielsweise "Huus" (= Haus). Diese beiden Vokale bewirken aber keine Veränderung des Klanges, wie etwa das englische Doppel-"O" zu einem "Uh"-Klang führt, sondern der Klang des einzelnen Vokals bleibt erhalten. Ausnahmen gibt es in einigen Variationen, wie dem Bündner Schanfigg und dem Aostaler Issime, die keine Monophthonge nutzen.
  2. Diphthonge: Zwei Vokale, die aufeinanderfolgen, lösen einen langen Laut ab: Aus "Huus" oder "Hus" wird "Haus" oder aus "min" wird "mein". Im Schweizerdeutschen sind die mittelhochdeutschen Diphthonge nicht nur in der Schrift, sondern auch in der Aussprache, erhalten geblieben. So wird beispielsweise die "Liebe" nicht mit langem "i" ausgesprochen, sondern mit "i-e". Ebenso wird ein "ue" nicht zu "ü".
  3. Aussprache der Vokale: "A" ist sehr dunkel und geht in Richtung "o". Häufig entspricht dem kurzen "e" das "ä".
  4. Vorsicht "K" und "Ch": Der Schweizer kennt zwar in der Schriftsprache das "k", er spricht es aber mehr als ein kehliges "Ch" aus. Dabei kann er sowohl das Zäpfchen als auch den Zungenrücken benutzen.
  5. Betonung: Der Schweizer betont häufig auf der ersten Silbe. So spricht er nicht "U.S.A.", sondern "U-ässa" oder "Vw-Türe", statt "VW-Türe".
  6. Variierte Endungen: Ein Endlaut entfällt bei den Substantiven, sodass statt der "Brücke" von der "Brügg" gesprochen werden kann. Auch abschließende "n"s fehlen häufig. Achten Sie darauf, dass Sie Endungen auf "ung" und auf "igung" unterscheiden. Während "ung" verändert und so zu "ig", "úng" oder "ing" wird, bleibt "igung" unverändert. Auch das "Bügeln" und das "Rudern" enden im Schweizerdeutschen anders: "bügele" und "rudere".
  7. Große Sympathiewerte bringt dem Schweizerdeutsch übrigens die Verniedlichungsform "li" ein. Da gibt es beispielsweise die "Knöpfli", hierzulande als Spätzle bekannt.

Es gibt noch mehr Eigenheiten, als man hier ausbreiten oder theoretisch erfassen könnte. Hier könnte man Bücher schreiben und das hat man auch schon getan. Es sollen auch schon Kurse "Schweizerdeutsch" an Volkshochschulen stattgefunden haben. Dieser Text verfolgte lediglich das Ziel, die eine oder andere Eigenheit aufzugreifen und in ihrer Entstehung oder ihrem Hintergrund zu beleuchten.

Fahren Sie in die Schweiz, so sollten Sie das Wichtigste im Hinterkopf behalten. Das, was im Allgemeinen als Schweizerdeutsch bekannt ist, gehört zu den alemannischen Dialekten. Und diese sind deutsche Dialekte. Es handelt sich also letztlich um nichts anderes als eine bestimmte Art des Deutschen. Merken Sie sich dies, so werden Sie feststellen, dass das Schweizerdeutsche gar nicht so schwer zu verstehen ist. Und nicht vergessen: In den Gebieten in denen Schweizerdeutsch gesprochen wird, lernt man auch Hochdeutsch. Man versteht Sie also mit hoher Wahrscheinlichkeit.

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