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Woher kommen Gallensteine?

Eine Gallenkolik ist ein äußerst schmerzhaftes Ereignis.
Eine Gallenkolik ist ein äußerst schmerzhaftes Ereignis.
Rund 20 Prozent aller Deutschen sind steinreich. Sie haben Gallensteine, die in ca. 70 Prozent der Fälle jedoch keine Beschwerden verursachen. Man kann es aber auch anders ausdrücken: Rund 30 Prozent aller Gallensteine bereiten Beschwerden, am häufigsten Gallenkoliken und Gallenblasenentzündungen. Das erklärt, warum jährlich bis zu 190.000 operative Gallenblasenentfernungen in Deutschland durchgeführt werden. Gallenkoliken können empfindliche Schmerzen bereiten und auch zu Komplikationen führen. Spätestens nach Ihrer ersten Kolik werden Sie sich fragen, woher die Quälgeister eigentlich kommen.

Risikofaktoren für Gallensteine

Frauen erkranken zwei- bis dreimal häufiger an Gallensteinen als Männer. Die Erkrankungshäufigkeit steigt ab dem 20.- 30. Lebensjahr stetig an. Ein Gallensteinleiden entsteht nicht zufällig, sondern hat immer eine Ursache.

  • Das Risiko, Gallensteine zu entwickeln, ist wesentlich erhöht, wenn Sie sich hochkalorisch, kohlenhydratreich und ballaststoffarm ernähren. Eine ballaststoffreiche Ernährung fördert die Darmtätigkeit. Das führt zu weniger Bildung von Säuren im Darm, die langfristig die Gallensteinbildung begünstigen können. 
  • Weitere Risikofaktoren sind das weibliche Geschlecht und Schwangerschaften. Auch wenn Sie übergewichtig und körperlich inaktiv sind, steigt die Gefahr einer Gallensteinbildung an. Generell nimmt die Wahrscheinlichkeit, ein Gallensteinleiden zu entwickeln, auch mit zunehmendem Lebensalter zu. Insofern ist auch das Alter ein Risikofaktor.
  • Fettstoffwechselstörungen sind ebenfalls wegbereitend für Gallensteine. Auch Medikamente, die Sie regelmäßig einnehmen müssen, können dazu beitragen, dass sich Gallensteine entwickeln. Dazu gehören unter anderem Östrogene und einige Arzneimittel, die gegen Fettstoffwechselstörungen empfohlen werden.
  • Wenn Sie gelegentlich sogenannte Crash-Diäten durchführen, kann auch das die Gallensteinbildung fördern. Das Risiko steigt besonders dann an, wenn Sie über ein Prozent Ihres Körpergewichts pro Woche abnehmen. Das gilt auch, wenn Sie wegen starken Übergewichts zum Beispiel eine Magenverkleinerung haben durchführen lassen.
  • Auch bestimmte Krankheiten können Ihnen einen Gallenstein bescheren. Dazu gehören Morbus Crohn, Vitamin B12- oder Folsäuremangel, sowie Leberzirrhose.
  • Wie Zwillingsstudien gezeigt haben, spielen allerdings auch genetische Faktoren eine nicht unerhebliche Rolle. Wenn Sie an Gallensteinen leiden, werden Ihre Gene einen Anteil von 25 Prozent an ihrer Entstehung haben.

Was passiert bei der Entstehung von Gallensteinen?

Es werden verschiedene Gallensteinarten unterschieden. In über 90 Prozent der Fälle handelt es sich um Cholesterinsteine, der Rest verteilt sich auf braune und schwarze Pigmentsteine.

  • Die Bildung von Cholesterinsteinen in Ihrer Gallenblase ist Folge einer Cholesterinübersättigung der Gallenflüssigkeit. Gleichzeitig liegt eine Trägheit der Gallenblase vor. Die Gallenblase hat in ihrer Wand feine Muskelzellen. Ziehen sie sich zusammen, wird das Gallesekret zur Fettverdauung an den Darm abgegeben. Funktioniert das nicht richtig, verweilt das Gallensekret samt Cholesterin in der Gallenblase und dickt ein.
  • Die Cholesterinübersättigung wird durch eine Überproduktion von Cholesterin in der Leber verursacht. In Ihrer Gallenblase führt das zunächst zur Bildung von Cholesterinkristallen, die schließlich zu Gallensteinen verklumpen.
  • Schwarze Pigmentsteine sind hierzulande relativ selten. Sie sind auf einen vermehrten Anfall von Bilirubin (Gallenfarbstoff) zurückzuführen. Die Pigmentsteine können Sie bei bestimmten Bluterkrankungen entwickeln, bei denen rote Blutkörperchen im Übermaß abgebaut werden. Bilirubin ist ein Abfallprodukt des Hämoglobins, das in den Blutkörperchen enthalten ist.
  • Schwarze Pigmentsteine entstehen aber auch, wenn übermäßig viele Gallensäuren im Darm verloren gehen. Das ist beispielsweise der Fall, wenn Sie an Morbus Crohn leiden. Oder es mussten größere Anteile von Dünn- und Dickdarm bei einer Operation entfernt werden.
  • Braune Pigmentsteine können Sie entwickeln, wenn sich die Gallenflüssigkeit ähnlich wie bei den Cholesterinsteinen in Gallenblase und Gallengang staut. Kommt es zusätzlich zu einer bakteriellen Besiedlung, kann das zu den Pigmentsteinen führen. Die Bakterien produzieren Substanzen, die das Bilirubin im Gallesekret unter anderem mit Fettsäuren reagieren lässt. Das kann langfristig zum Gallensteinleiden führen.

Beschwerden durch das Gallensteinleiden

Die meisten Gallensteinträger sind beschwerdefrei. Problematisch wird es, wenn die Gallensteine auf Wanderschaft gehen und Koliken auslösen oder zu einer Gallenblasenentzündung führen.

  • Gallensteine müssen Ihnen keine Beschwerden verursachen. In der Mehrzahl der Fälle verhalten sie sich ruhig und werden zufällig entdeckt. Häufig ist das der Fall, wenn eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraums durchgeführt wird.
  • In rund 25 bis 30 Prozent der Fälle führen Gallensteine allerdings zu Koliken. Diese entstehen, wenn ein oder auch mehrere kleine Gallensteine aus der Gallenblase herausschlüpfen und über den Hauptgallengang Richtung Zwölffingerdarm wandern. Wenn Sie eine Gallenkolik erleiden, wird das eine bleibende Erinnerung hinterlassen, da Koliken intensive Schmerzen bereiten.
  • Die Schmerzattacken einer Gallenkolik spielen sich im rechten Oberbauch ab. Sie können auch zur Magengrube, in den Rücken und in die rechte Schulter ausstrahlen. Meist bereitet eine Kolik Ihnen auch heftige Übelkeit und führt gelegentlich zu Erbrechen.
  • Koliken halten 15 bis 30 Minuten an, dann ist die Steinpassage durch den Gallengang beendet. Halten die Beschwerden wesentlich länger an, hat sich der Stein im Gallengang verklemmt. Dann sollten Sie zügig ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen, da ansonsten eine Entzündung von Gallenblase, Gallengang und der Bauchspeicheldrüse droht.
  • Typisches Zeichen eines im Gallengang eingeklemmten Steins ist die Gelbverfärbung von Skleren (das Weiße in den Augen) und Haut. Meist bemerkt man das ein, zwei Tage nach einer Kolik. Auch in diesem Fall heißt es zügig zum Arzt, am besten ins nächste Krankenhaus. Denn der eingeklemmte Stein muss über eine Gallengangsspiegelung (ähnlich einer Magenspiegelung) aus dem Gang wieder entfernt werden.
  • Wenn Sie Ihre erste Kolik ohne derartige Komplikationen überstanden haben, sollten Sie sich nicht zu früh freuen. Die Wahrscheinlichkeit weiterer Koliken liegt nämlich bei über 50 Prozent.

Gallenblasenoperation - wer muss unters Messer?

  • Wenn Ihre Gallensteine keine Beschwerden bereiten und zufällig entdeckt worden sind, müssen Sie nicht zwingend unters Messer. Man kann einfach abwarten, ob die Gallensteine sich überhaupt irgendwann bemerkbar machen.
  • Von dieser Regel gibt es allerdings Ausnahmen. Zu einer vorsorglichen Entfernung der Gallenblase wird man Ihnen raten, wenn sich in Ihrer Gallenblase große Schleimhautpolypen befinden. Auch bei einer sogenannten Porzellangallenblase wird man Ihnen einen Eingriff empfehlen. Sie entsteht, wenn die Gallenblase unbemerkt chronisch entzündet ist und es dadurch zu einer Verkalkung ihrer Wand gekommen ist. In diesen Fällen ist das Risiko eines Gallenblasenkarzinoms um bis zu 50 Prozent erhöht.
  • Ansonsten gilt: Bereiten Ihnen Ihre Gallensteine Beschwerden, dann trennen Sie sich am besten von Ihrer Gallenblase. So können Sie den Komplikationen des Gallensteinleidens zuvorkommen.
  • Die operative Entfernung der Gallenblase erfolgt heutzutage minimal-invasiv über eine Bauchhöhlenspiegelung (Laparoskopie). Der Eingriff ist mittlerweile in jedem Krankenhaus Routine. Wenn alles gut läuft, sind Sie innerhalb weniger Tage wieder zu Hause.
  • Etwas komplizierter wird es, wenn nicht nur Gallenblasensteine vorliegen, sondern auch Steine den Gallengang verstopft haben. Dann wird vor der Operation eine Gallengangsspiegelung durchgeführt, um den Stein oder die Steine aus dem Gang zu entfernen. Gelingt das nicht, muss die Entfernung der Gangsteine operativ erfolgen. Meist gelingt das auch im Rahmen einer laparoskopischen Gallenblasenentfernung. Wenn nicht, muss eine offene Operation mit einem Bauchschnitt durchgeführt werden.
  • Ist die Gallenblase entfernt worden, können Sie natürlich auch keine Gallenblasensteine mehr bekommen. Allerdings können sich neue Steine in den Gallengängen bilden, was aber selten der Fall ist. Die Frage, ob Gallensteine nach einer Operation wiederkommen können, muss man dennoch mit einem „Ja“ beantworten.

Vorsorgliche Maßnahmen gegen Gallenblasensteine

Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, die Bildung von Gallensteinen durch geeignete Maßnahmen zu verhindern. Allerdings ist die Zuverlässigkeit derartiger Maßnahmen nie genau vorhersehbar, da bei der Gallensteinbildung viele individuelle Faktoren eine Rolle spielen. Die genetische Veranlagung zur Gallensteinentwicklung kann prinzipiell nicht beeinflusst werden.

  • Körperliche Aktivitäten verbessern die Gallenblasenfunktion, also die Abgabe von Gallenflüssigkeit an den Darm. Zwei bis drei Stunden Joggen oder Radfahren pro Woche reduzieren Ihr Gallensteinrisiko um 20 bis 40 Prozent.
  • Ernähren Sie sich ballaststoff- bzw. faserreich. Eine ballaststoffreiche Ernährung umfasst viel frisches Obst und Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte.
  • Wenn Sie bei Übergewicht abnehmen wollen, dann langsam. Das Steinrisiko liegt bei einer Gewichtsabnahme von über 25 Kilogramm in vier Monaten bei über 28 Prozent. Bei einer langsamen Gewichtsreduktion von weniger als einem Kilogramm pro Woche nur bei acht Prozent.
  • Schnelle Gewichtsabnahmen von 25 Kilogramm werden Sie wahrscheinlich nur mit einer Operation schaffen (zum Beispiel Magenverkleinerung). Hier soll die tägliche Einnahme von 500 Milligramm Ursodesoxycholsäure das Steinrisiko senken. Das Medikament reduziert die Cholesterinsättigung der Gallenflüssigkeit.
  • Weitere Maßnahmen, die möglicherweise Ihr Steinrisiko reduzieren, sind eine Fettergänzung bei kalorienarmen Diäten (15 bis 25 Gramm Fett pro Tag). Moderater Alkoholkonsum ist ratsam. Auch regelmäßige Mahlzeiten (drei bis fünf pro Tag) und viel Vitamin C sollen dazu beitragen.

Gallensteine sind keinesfalls selten, bereiten aber in der überwiegenden Zahl der Fälle keine Beschwerden. Wenn doch, ist eine operative Entfernung der Gallenblase sinnvoll, um Komplikationen durch Gallensteine zuvor zu kommen. Vorbeugende Maßnahmen gegen die Bildung von Gallensteinen sind möglich, ihre Erfolge jedoch nur bedingt voraussehbar.

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