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Wie funktioniert Zeitarbeit?

Zeitarbeit bietet mehr Chancen, als Sie denken.
Zeitarbeit bietet mehr Chancen, als Sie denken.
Für viele Arbeitnehmer ist Zeitarbeit, die sogenannte Arbeitnehmerüberlassung, der einzige Weg ins Berufsleben. Wie das genau funktioniert, ist den Betroffenen oft nicht klar. Sie befürchten Nachteile und versäumen dadurch oft Chancen.

Wie die Arbeitnehmerüberlassung funktioniert

Der Begriff Zeitarbeit ist irreführend. Offiziell ist die Bezeichnung: Arbeitnehmerüberlassung. Diese ist im Arbeitnehmerüberlassungsgesetz geregelt.

  • Sie schließen einen Arbeitsvertrag mit einer Zeitarbeitsfirma ab. Als Zeitarbeitnehmer sind sie bei dieser Firma fest angestellt.
  • Sie haben alle Rechte und Pflichten wie jeder andere Arbeitnehmer auch. Ihnen steht Entlohnung, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und Urlaubsanspruch zu. Sie zahlen Beiträge in die Sozialversicherung und erwerben Rentenansprüche. Ihr Ansprechpartner in diesen Belangen ist das Unternehmen mit dem Sie den Vertrag abschließen.
  • Das Zeitarbeitsunternehmen bietet Ihre Arbeitskraft anderen Firmen an und bestimmt, wann Sie wo welche Arbeiten verrichten müssen. Die Art der Arbeit liegt im Rahmen des vereinbarten Arbeitsvertrages. Wenn Sie zum Beispiel als Schreibkraft angestellt sind, vermittelt das Unternehmen Sie nicht als Putzhilfe.
  • Das Unternehmen in dem Sie arbeiten ist berechtigt, Ihnen Anweisungen zu geben. Dort erfahren Sie genau, wie eine Arbeit zu verrichten ist. Sie werden angelernt. Alle Fragen, die sich um diesen Bereich drehen, klären Sie am besten in diesem Betrieb.
  • Der Rahmen Ihrer Anstellung ist der Vertrag, den Sie mit der Zeitarbeitsfirma abschließen. Sie haben keinen Anspruch bei einer bestimmten Firma zu arbeiten, wechselnde Einsatzorte sind möglich und wahrscheinlich. Der Umkreis, in welchem Sie arbeiten müssen, ist in der Regel im Vertrag festgelegt.

Zeitarbeit ist in allen Branchen weit verbreitet. Sie betrifft sowohl einfache Hilfsarbeiten und einfache Dienstleistungen, als auch Facharbeiter und Hochschulabsolventen. In qualifizierten Berufen ist sie häufig ein Einstieg in ein Arbeitsverhältnis beim Entleiher. Hauptkunde der Zeitarbeitsfirmen ist, nach einer Untersuchung der IHK Düsseldorf, die Industrie. Die meisten Zeitarbeitsfirmen verdienen auch an der Personalvermittlung und sind daher interessiert, gute Arbeitnehmer in langfristige Beschäftigungsverhältnisse zu vermitteln.

Vor- und Nachteile der Zeitarbeit für die Arbeitnehmer

Der Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister (BAP) nennt acht Vorteile die Arbeitnehmer durch Zeitarbeit haben. Den Vorteilen stehen natürlich Nachteile gegenüber.

  • Für Berufsanfänger, die von Schulen auch Hochschulen kommen, ist Zeitarbeit die beste Chance Berufserfahrung zu sammeln. Außerdem haben Sie die Möglichkeit, verschiedene Betriebe kennenzulernen. Dies ist ebenfalls ein Vorteil, wenn Sie sich beruflich umorientieren möchten.
  • Nach einer Berufspause können Sie sich als Wiedereinsteiger zunächst orientieren und den Anschluss an die aktuelle Situation im Beruf finden. Zeitarbeitsunternehmen sind eine Chance, sich unter realen Bedingungen des Arbeitslebens zu qualifizieren. Einige Unternehmen bieten sogar Seminare und Lehrgänge an, um Fachwissen zu vermitteln. Für ältere Menschen oder Langzeitarbeitslose eröffnet Zeitarbeit neue und unerwartete Perspektiven.
  • Sie bekommen auch Geld, wenn das Zeitarbeitsunternehmen Sie nicht vermitteln kann. Dieser Vorteil ist nicht so groß, wie er auf den ersten Blick scheint. Die Kündigungsfristen der Verträge sind kurz. Außerdem verrechnen die Unternehmen diese Zeit über ein Arbeitszeitkonto gegen geleistete Mehrarbeit.
  • Diesen vom BAP genannten Vorteilen steht ein großer Nachteil gegenüber: Durch die Existenz der Zeitarbeit sind die Betriebe nicht bereit, sich mit Anfängern, Wiedereinsteigern oder eventuell schwierigen Arbeitnehmern auseinanderzusetzen.
  • Die Arbeit wird meist schlechter bezahlt als bei einem normalen Arbeitsverhältnis und Sie haben in der Regel eine sehr kurze Kündigungsfrist. Die schlechtere Bezahlung versteckt sich im Arbeitszeitkonto, nicht im Stundenlohn.

Zur Verdeutlichung ein Beispiel: Sie müssen laut Vertrag 35 Sunden in der Woche arbeiten. Im Betrieb, in dem Sie arbeiten, beträgt die reguläre Arbeitszeit aber 40 Stunden. Sie bekommen pro Woche fünf Mehrstunden auf Ihrem Arbeitszeitkonto gutgeschrieben. Als Ausgleich bekommen Sie freie Tage, die Ihnen der Arbeitgeber zuteilt, Sie können nur in Ausnahmefällen entscheiden, wann Sie frei haben wollen. In der Regel verrechnet Ihr Arbeitgeber die Mehrarbeit mit Zeiten in denen er Sie nicht vermitteln kann. De facto werden Ihnen nur 35 von 40 Stunden die Sie arbeiten bezahlt. Der Freizeitausgleich nützt Ihnen wenig, da sie ihn nicht nach Ihren Bedürfnissen nutzen können. 

Vor- und Nachteil für das Kundenunternehmen

Da der Unternehmer frei entscheiden kann, ob er Arbeitnehmer fest anstellt oder leiht, gibt es naturgemäß keine Nachteile für den Betrieb.

  • Das Kundenunternehmen fordert Arbeitskräfte nach Bedarf an. Damit hat der Betrieb eine hohe Flexibilität. Er muss keine Arbeitnehmer bezahlen, wenn keine Arbeit ansteht. Er hat weder ein Problem mit Personalengpässen noch mit einer zu großen Personaldecke.
  • Er ist in keiner sozialen Verantwortung gegenüber den Zeitarbeitern. Er kann einzelne Arbeiter ohne Angaben von Gründen ablehnen. Probleme mit Lohnfortzahlungen oder Mutterschutz betreffen ihn nicht. Damit sind die Personalkosten kalkulierbar.
  • Eine zeitaufwendige Suche nach Personal entfällt. Die Zeitarbeitsfirmen übernehmen die Einstellungsgespräche und die Auswahl der Mitarbeiter. Die Anmeldung bei den Sozialkassen und beim Finanzamt ist Sache des Verleihers. Nach dem Ausscheiden muss das Unternehmen weder für die Abmeldung, das Aushändigen der Arbeitspapiere, Lohnbescheinigungen noch für ein Zeugnis sorgen.

Obwohl Zeitarbeit für Arbeitnehmer mit Nachteilen verbunden ist, sollten Sie diese nicht grundsätzlich ablehnen. Sie bietet Ihnen Chancen, im Beruf Fuß zu fassen und sich zu qualifizieren.

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