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Warum drehen sich nie alle Windkraftwerke?

Windkraftwerke stehen häufig still.
Windkraftwerke stehen häufig still.
Wer an einem windigen Tag eine längere Strecke über Land fährt, wird feststellen, dass sich nur ein Teil der Windkraftwerke dreht. Sicher haben Sie sich auch schon gefragt, wieso sich nie alle Windkraftanlagen drehen. Es gibt viele Ursachen, die dafür infrage kommen.

Betriebszustände von Windkraftwerken

Einem Laien ist oft nicht klar, welche Betriebszustände es bei Windkraftanlagen gibt und warum eine Anlage in einer bestimmten Weise betrieben wird. Insgesamt gibt es sieben verschiedene Möglichkeiten. In zwei Modi drehen sich die Räder nicht, nur in einem wird Strom erzeugt.

  • Beim Anlagentest drehen sich die Räder, aber es wird kein Strom erzeugt, sondern nur das Rotationsverhalten geprüft.
  • In den Zuständen Anfahren, Hochfahren oder Abfahren ändert sich die Rotationsgeschwindigkeit, das Rad wird schneller oder langsamer, in diesen Phasen wird ebenfalls kein Strom erzeugt.
  • Im Lastbetrieb drehen sich die Räder und sind mit dem Generator gekoppelt. Nur in diesem Zustand erzeugen Windkraftanlagen Strom.
  • Ist die Anlage nur auf Stillstand gestellt, stehen die Rotoren im Wind und werden über eine Bremse an der Rotation gehindert. Durch Lösen der Bremse geht die Anlage in die Zustände Anfahren und Hochfahren über.
  • Der Betriebszustand Anlagenstopp ist äußerlich kaum vom Stillstand zu unterscheiden. Wenn über längere Zeit nicht mit einem Lastbetrieb zu rechnen ist, werden die Rotorblätter so gestellt, dass der Wind das Rad nicht bewegen kann. In diesem Zustand wird die Anlage geschont.

Sie sehen, auch rotierende Windkraftwerke müssen nicht immer Strom erzeugen.

Warum sich nie alle Windräder drehen

Es gibt keinen technischen Grund, dass sich nie alle Windkraftanlagen zur gleichen Zeit drehen. Bei der Vielzahl von Gründen für einen Anlagenstopp oder Stillstand und der großen Anzahl von Windkraftwerken ist es aber sehr unwahrscheinlich, dass alle Räder rotieren.

  • Die häufigsten Gründe für einen Stillstand sind Überlastungen im Stromnetz. Das Netz oder die Umspannwerke sind nicht in der Lage, den Strom aufzunehmen. Es gibt zwar einen Vorrang für die Einspeisung von Ökostrom, aber ein Windkraftwerk lässt sich technisch einfacher stoppen als herkömmliche Kraftwerke. 2010 wurden wegen Überlastung der Netze an 107 Tagen über 1.000 Windanlagen abgeschaltet. Der Ausbau der Netze wird zwar forciert, aber diese Ursache wird noch lange für Stillstand sorgen.
  • Ein weiterer Grund, wieso die Räder vorübergehend stehen, ist zu geringer oder zu starker Wind. Windkraftanlagen sind für bestimmte Windstärken ausgelegt. Sie werden bei schwankenden Windstärken in den Stillstandmodus versetzt, damit sie nicht ständig unnötig An- oder Abfahren.
  • Gründe für den Stoppzustand sind notwendige Wartungsarbeiten oder Reparaturen. Oft werden die Anlagen auch in diesen Zustand versetzt, wenn klimatische Bedingungen länger anhalten oder damit zu rechnen ist. Im Dezember 2012 standen zum Beispiel fünf Windräder bei Temmenhausen und Bermaringen für einige Wochen still, weil die Rotoren bei nasskaltem Wetter vereisten.

Wieso manchmal ein ganzer Windpark steht

Wenn eine ganze Gruppe von Rädern über längere Zeit steht, liegt die Ursache meist in Auflagen, die durch den Naturschutz begründet sind.

  • In der Regel werden Windkraftanlagen gebaut, obwohl gegen das Genehmigungsverfahren noch Einsprüche laufen. Häufig wird wegen der Gefährdung von Raubvögeln oder Fledermäusen Einspruch gegen den Bau der Anlagen erhoben. Nach der Fertigstellung stehen diese Anlagen, häufig bis ein Gericht den Einspruch abweist.
  • In der Praxis werden oft Kompromisse gefunden, die Anlagen dürfen zu bestimmten Zeiten betrieben werden, zum Beispiel über Tag, wenn keine Fledermäuse fliegen. Andere Anlagen werden während der Zeiten, wenn Zugvögel fliegen, abgeschaltet. Manche Windkraftanlage dreht sich nach der Fertigstellung nie.

Obwohl Windkraft zu den alternativen Energien zählt, gibt es viele Gegner, die den Bau und den Betrieb der Anlagen ablehnen. Zahlreiche kleinere Windparks müssen wegen der unterschiedlichsten Bedenken von Anwohnern zumindest zeitweise vom Netz genommen werden. Die Entscheidungen werden durch technische Tatsachen wie fehlende Netz- und Speicherkapazitäten beeinflusst. Man fragt sich, warum eine Anlage, die Tiere gefährdet, nötig ist, wenn sie wegen fehlender Netzkapazitäten kaum läuft.

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