Vollmacht ohne Notar - Gültig?

Was ist eine Vollmacht?

Eine Vollmacht ist ein Dokument, das es einer Person ermöglicht, im Namen einer anderen Person zu handeln. Sie kann in verschiedenen Lebenssituationen von großem Nutzen sein, z. B. wenn jemand aus beruflichen oder privaten Gründen verhindert ist, selbst bestimmte Angelegenheiten zu regeln.

Man unterscheidet dabei zwischen einer Generalvollmacht und einer einfachen Vollmacht.

Generalvollmacht

Eine Generalvollmacht, oft auch Vorsorgevollmacht genannt, ist eine rechtliche Erklärung, die einer Person, dem sogenannten Bevollmächtigten eine weitreichende Handlungsbefugnis überträgt. Sie erlaubt es ihm, nahezu uneingeschränkt im Namen und Auftrag des Vollmachtgebers zu agieren. Obwohl der Kern dieser Vollmacht in einer allumfassenden Befugnis liegt, kann der Vollmachtgeber den Geltungsbereich konkretisieren und Grenzen setzen, denn er kann sie auf spezifische Zeiträume, Situationen oder Ereignisse wie z. B. bei Demenz begrenzen. Es liegt in der Verantwortung des Vollmachtgebers, den Umfang und die Grenzen der Vollmacht klar und deutlich zu formulieren, um Missverständnisse oder ungewollte Handlungen zu vermeiden.

Einfache Vollmacht

Die einfache Vollmacht hingegen ist festgelegt auf einen bestimmten Fall und eine bestimmte Handlung wie z. B. den Personalausweis abholen. Sie ist also konkretisiert im Hinblick auf den Geltungsbereich, die Befugnisse und den zeitlichen Rahmen.

Ist eine Vollmacht auch ohne Notar gültig?

Sie können eine einfache Vollmacht und sogar eine Generalvollmacht prinzipiell alleine auch ohne einen Notar machen. Eine notarielle Beurkundung ist nicht zwingend notwendig. Wenn Sie allerdings gerade bei einer Generalvollmacht sicher gehen möchten, dass diese auch bei öffentlichen Stellen wie z. B. dem Finanzamt, dem Sozialamt oder der Bank als wirksam anerkannt wird, sollte die Generalvollmacht notariell beglaubigt werden. 

Gesetzliche Voraussetzungen für die Vollmacht ohne Notar

Die gesetzlichen Regelungen für die Erstellung einer Generalvollmacht ohne Notar finden Sie im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB). Laut § 183 BGB kann eine Generalvollmacht formlos, also ohne bestimmte Schriftform oder Beurkundung durch einen Notar, erteilt werden.

Das bedeutet, dass die Generalvollmacht schriftlich oder mündlich erteilt werden kann und keine notarielle Beurkundung erforderlich ist.

Es gibt allerdings einige Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, damit eine formlose Generalvollmacht auch wirklich gültig ist:

• Der Vollmachtgeber muss zum Zeitpunkt der Erteilung handlungsfähig sein.
• Der Vollmachtnehmer muss zum Zeitpunkt der Annahme der Vollmacht handlungsfähig sein.
• Die Generalvollmacht muss für bestimmte Angelegenheiten erteilt werden, die im Rahmen der Vollmacht liegen.

Risiken

Zwar lässt sich eine Generalvollmacht, jederzeit widerrufen, doch ab Aushändigung gilt der Bevollmächtigte in fast allen juristischen und persönlichen Angelegenheiten, auch in finanziellen Dingen, als umfassende, rechtlich wirksame Vertretung. Der Einsatz der Generalvollmacht will daher sehr gut überlegt sein, denn der Bevollmächtigte muss eine absolute Vertrauensperson sein. Die Vollmacht sollte keine Einladung zum Missbrauch sein. Eine vom Notar ausgestellte Vollmacht schützt sie davor. Der Notar kann aber auch beruhigend wirken, denn gerade ältere Menschen haben oft sehr große Ängste vor diesem Schritt.

Welche Vorteile hat eine Generalvollmacht?

• Kontinuität: Eine Generalvollmacht kann sicherstellen, wenn der Vollmachtgeber seine Angelegenheiten nicht mehr selbst regeln kann, dass Entscheidungen schnell getroffen werden und dass die Kontinuität bei der Verwaltung von Vermögenswerten oder anderen Angelegenheiten gewährleistet bleibt
• Flexibilität: Eine Generalvollmacht kann flexibel gestaltet werden und so eine breite Palette von Angelegenheiten und Entscheidungen delegieren wie z. B. finanzielle Transaktionen durchzuführen, Verträge abzuschließen, Steuererklärungen abzugeben oder medizinische Entscheidungen zu treffen.
• Entlastung: Eine Generalvollmacht hilft z. B. im Falle einer Krankheit, sich nicht mehr um alles selber kümmern zu müssen und dadurch den Vollmachtgeber zu entlasten.

Welche Nachteile hat eine Generalvollmacht?

• Missbrauch: Eine Generalvollmacht birgt leider auch immer die Missbrauchsgefahr durch Betrug. Der Vollmachtgeber sollte sich daher absolut sicher sein, dass die von ihm ernannte Vertrauensperson auch in seinem Interesse handeln wird.
• Einschränkung der Autonomie: Die Autonomie wird teilweise oder vollständig abgegeben und der Vollmachtgeber muss möglicherweise Entscheidungen hinnehmen, die er selbst anders treffen würde. 
• Unklarheiten und Konflikte: Wenn eine Generalvollmacht nicht klar formuliert ist oder unklare Formulierungen enthält, kann es zu Missverständnissen und Konflikten kommen. 

Mein Tipp: Auch wenn es gesetzlich möglich ist, eine Generalvollmacht ohne Notar zu machen, so sollten Sie bevor Sie eine so weitreichende Entscheidung treffen und dann vielleicht durch eine falsche Formulierung die Gültigkeit riskieren oder noch schlimmer, einem  Missbrauch der Vollmacht Vorschub leisten, die Angelegenheit lieber einem Profi, wie dem Notar überlassen. Damit sind Sie auf der sicheren Seite.

Eine gültige Vollmacht kann sehr schnell wichtig werden, wie z. B. bei einem Unfall. Mit unseren Tipps wissen Sie jetzt, was Sie dabei vorab bedenken sollten und dass Sie eine gültige Vollmacht jederzeit auch ohne Notar ausstellen können. Sie wissen aber auch, dass es in bestimmten Angelegenheiten besser ist, einen Notar einzuschalten.