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Mistelzweig - Bedeutung

Ein unscheinbarer Mistelzweig - und so viele Bedeutungen
Ein unscheinbarer Mistelzweig - und so viele Bedeutungen
Die Misteln sind wahrlich ungewöhnliche Gewächse, die auf einem Baum oder Strauch wachsen können und ihre Nährstoffe zu einem großen Teil aus eben diesen Wirtpflanzen beziehen. Wahrscheinlich wegen seiner auffälligen Wuchsform wurden dem Mistelzweig in unserer Geschichte immer schon besondere Bedeutungen angedichtet.

Hier erhalten Sie einen kurzen Überblick über die Konnotation des Mistelzweigs in der Kulturgeschichte und dazu, welche Legenden rund um die Mistel bis in die heutige Zeit nachwirken:

Wundersame Mistel - der Mistelzweig in der Kulturgeschichte

  • Die Misteln wurden in vergangenen Zeiten als Pflanze mit magischer Wirkung, als bedeutende Heilpflanze angesehen, die innerlich als Tee genossen oder äußerlich als Kaltauszug in einem Umschlag oder als Bad aufgebracht gegen die verschiedensten Beschwerden helfen sollte.
  • Die Liste ist lang, Mistelzweige galten als blutstillend und beruhigend, entzündungshemmend und harntreibend, tonisierend und krampflösend.
  • Sie wurden gegen beschleunigten Puls und Bluthochdruck, Herzschwäche und Arteriosklerose, Fieber und Ödeme und Verdauungsschwäche und noch vieles anderes eingesetzt.
  • Dementsprechend hatte der Mistelzweig auch einen besonderen Platz in der Mythologie der Germanen: Der Gott Baldr, Sohn des Göttervaters Odin bzw. Wotan und der nordischen Fruchtbarkeitsgöttin Frigg, kann vom heimtückischen Gott Loki nur mit einem Mistelzweig im Bogen getötet werden. Denn nur die Mistel kann Baldr Schaden zufügen, alle anderen Erdelemente haben sich in einem Schwur dazu verpflichtet, dem jungen und schönen Gott keinen Nachteil anzutun.
  • Die meisten von uns wurden mit den außergewöhnlichen Wirkungen der Mistel im Comic Asterix bekannt gemacht, in dem der Druide Miraculix Mistelzweige als wichtigsten Bestandteil des legendären Zaubertranks benötigt. Die Misteln sind es, die dem Zaubertrank die Wunderwirkung geben, mit denen er den Galliern die sagenhaften Kräfte verleiht.
  • Die Autoren von Asterix griffen dabei wahrscheinlich auf historische Werke des Römers Plinius zurück, in denen dieser für die Nachwelt festhält, dass die gallischen Priester die Misteln als heilige Gewächse verehrten. Plinius beschreibt auch, dass Mistelzweige nur von vollkommen weiß angezogenen Priestern (Druiden) und nur mit einer goldenen Sichel geerntet werden durften.
  • Auch in der griechischen Mythologie hat die Mistel ihre Rolle: Sie sollte den griechischen Helden eine besondere Kraft verleihen, mit der sie den Totenfluss Styx und die Pforten des Hades, der Unterwelt, überwinden konnten.
  • Wie wichtig die Mistel in früheren Zeiten war, zeigt sich auch in ihren zahlreichen volkstümlichen Bezeichnungen: Sie ist als Druidenfuß und Hexenbesen, Bocksbutter und Wintergrün, Hexenkraut und Albranken, Vogelkraut und Kreuzholz und noch unter einigen anderen Bezeichnungen bekannt.

Nachwirkungen der Mistelzweig-Legenden in die heutige Zeit

  • Das hohe Ansehen, in dem die Mistel bei unseren Vorfahren stand, hat zur Ausbildung einiger Volksbräuche geführt, die teilweise heute noch bekannt sind:
  • Die Mistel galt generell als Symbol für Macht und Zauberkraft, aber auch für Fruchtbarkeit.
  • Daraus hat sich z. B. die Sitte entwickelt, am Tag der Wintersonnenwende (21.12.) einen Mistelzweig zu schneiden und ihn über die Haustüre zu hängen, dort soll er die Bewohner vor bösen Zaubern und Krankheiten beschützen.
  • Damit es mehr Spaß macht, ging man gleich noch davon aus, dass er auch Reichtum und Glück für das ganze folgende, mit der Wintersonnenwende eingeläutete Jahr bringt.
  • Und die Fruchtbarkeit musste natürlich auch zu ihrem Recht kommen, deshalb werden in England und in Irland zu Weihnachten Mistelzweige an die Türen gehängt, unter denen ein Junge ein Mädchen unaufgefordert küssen darf.
  • Eigentlich musste der männliche Beteiligte dann jedes Mal eine Beere vom Mistelzweig pflücken, und wenn alle Beeren weg waren, wurde der Zweig abgenommen, und dann gab es auch keine Küsse mehr.
  • Daher rührt der heute noch in England bekannte Spruch: “No mistletoe - no luck!“ (Kein Mistelzweig - kein Glück!).
  • Aber inzwischen ist der Brauch mit dem Küssen unter dem Mistelzweig schon in viele andere Länder ausgewandert, wo man solche störenden Details gerne vergisst.
  • Die Mistel hat auch noch in einem ganz anderen Bereich ihre Spuren hinterlassen, denn die Beeren sind ziemlich klebrig, schon die Römer stellten Leim daraus her.
  • So gab man der Gattung den botanischen Namen “Viscum”, nach dem lateinischen Begriff für Klebstoff.
  • Die Physiker haben die Gattung Viscum wiederum zum Anlass genommen, um die Zähflüssigkeit einer Flüssigkeit bzw. deren Maß durch diesen Begriff zu benennen: Die Viskosität, die aussagt, wie zähflüssig etwas ist, geht auf das Wort Viscum zurück, heißt also eigentlich so viel wie “Misteligkeit“.

Bei uns heimisch ist übrigens die weißbeerige Mistel, die sich auf Eichen und Linden, Weißdorn und Ahorn und verschiedenen Obstbaumarten ansiedelt. Sie ist in Deutschland die einzige Mistelart. In Südeuropa wächst noch die Eichenholzmistel; alle anderen Misteln wachsen außerhalb des europäischen Raumes.

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