Alle Kategorien
Suche

Max von der Grün: Masken - Inhalt und Interpretation

Hinter Masken kann man sich verstecken - darum geht es in von der Grüns Text.
Hinter Masken kann man sich verstecken - darum geht es in von der Grüns Text.
Die Kurzgeschichte "Masken" von Max von der Grün beschreibt eine fast schon klischeehafte Situation. Sie bringt den Leser aber auch zum Mitfiebern, was daran liegt, dass man ihr Ende am Anfang schon erahnen kann.

Masken - Inhalt der Kurzgeschichte

  • Am Kölner Bahnhof begegnen sich durch Zufall Renate und Erich. Die beiden waren vor 15 Jahren ein Paar und haben sich seitdem nicht gesehen. Renate hatte Erich seinerzeit im Streit verlassen. Sie hat ihm vorgeworfen, keinen guten Job zu haben und ihr nichts bieten zu können.
  • Doch nun ist der Zorn von damals verflogen. Beide gehen, obwohl Renate eigentlich verreisen will, gemeinsam etwas trinken. Dabei erzählen sie von ihrem jetzigen Leben, vor allem davon, was sie erreicht haben. Renate sagt, sie sei Leiterin eines Textilversandhauses, Erich erzählt von seinem Job als Einkaufsleiter bei einer Werft.
  • Beide sind unverheiratet und stellen im Laufe des Gesprächs fest, dass ihnen der jeweils andere noch immer gefällt. Doch keiner von ihnen hat den Mut, dies zuzugeben, und so trennen sich schließlich die Wege der beiden.
  • Renate fängt im Zug an, zu weinen und bereut, dass sie Erich wegen ihres Jobs angelogen hat - eigentlich ist sie immer noch Verkäuferin. Erich tritt einen neuen Job auf einer Baustelle an, er hat ebenfalls gelogen.
  • Die Geschichte endet damit, dass Erich mit sich hadert: Er könnte Renate folgen und ihr die Wahrheit sagen. Aber er entscheidet sich dagegen, weil sie beruflich (das glaubt er zumindest) so weit aufgestiegen ist.

Interpretation von Max von der Grüns Geschichte

  • Max von der Grün (1926-2005) wurde als Sohn einer verarmten Adligen und eines Bauernknechts geboren. Diese einfache Herkunft beeinflusste die Themen seiner Arbeit sein ganzes Leben lang - immer wieder ging es um die Arbeiterklasse, immer wieder um öffentliches Ansehen.
  • Was der Kernpunkt der hier behandelten Geschichte ist, verrät sich eigentlich schon im Titel: Sobald man sich beim Lesen vor Augen hält, dass der Text "Masken" heißt, weiß man, dass weder Renate noch Erich wirklich eine gute Anstellung hat. Die beiden tragen Masken, weil sie sich vor dem anderen für das schämen, was sie wirklich sind.
  • Das hat mit der Vergangenheit ihrer Beziehung zu tun: Renate hat Erich einst vorgeworfen, nichts "Besseres" zu sein und möchte nun nicht zugeben, dass sie, obwohl sie nach Höheren strebte, immer noch auf der Stelle tritt. Erich möchte Renates Vorwürfe von damals nicht bestätigen.
  • Dennoch scheint die ganze Zeit durch, dass beide einander nach all der Zeit immer noch lieben. Was ihnen am Ende im Weg steht, ist nichts als pure Eitelkeit. Es ist die Angst, sich vor dem anderen zu blamieren, die Maske abzusetzen und das Ansehen zu verlieren, die sie davon abhält, einander wieder näherzukommen.
  • Das Besondere an den Text ist, dass man als Leser die ganze Zeit weiß, was Sache ist. Man erfährt sowohl Renates als auch Erichs Gedanken und wird Zeuge der Diskrepanz zwischen ihrem Inneren und dem, was sie dem jeweils Anderen vorspielen.

Es ist offensichtlich, dass Max von der Grün in diesem Text deutliche Gesellschaftskritik übt. Er kritisiert die Gesellschaft, in der es vornehmlich um Geld und Ansehen geht und die Tatsache, dass Gefühle weniger zählen als das Bild, das man nach außen hin abgibt. Der hoffnungslose Schluss passt perfekt hierzu: Erich und Renate "stecken zu tief drin" in diesem Denken. Sie besitzen schlicht nicht die Fähigkeit, die Maske fallen zu lassen.

helpster.de Autor:in
Sarah Müller
Sarah MüllerSarah hat Sozialwissenschaft studiert und sich dadurch mit Kultur auseinandergesetzt. Dabei lernte sie auch technische Themen kennen. Sie hat zu Ernährung und Sport geforscht.
Teilen: