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Maulwurfsgrillen - Lebensweise, Schadbild & Bekämpfung

Maulwurfsgrillen sind auch in deutschen Gärten zu finden - sie werden bis zu zehn Zentimeter groß.
Maulwurfsgrillen sind auch in deutschen Gärten zu finden - sie werden bis zu zehn Zentimeter groß.
Haben Sie schon mal eine Maulwurfsgrille gesehen? Diese Tiere sehen aus, als seien sie einem urweltlichen Bilderbuch entsprungen: Überdimensionierte Insekten mit chitingepanzertem Kopf und Grabschaufeln an den vorderen Gliedmaßen. Zudem können sie fliegen.

Maulwurfsgrillen sind faszinierende Tiere: Für den größten Teil des Jahres ist ein Tunnelsystem im Erdreich ihr Lebensraum, welches sie in unermüdlicher Grabarbeit ständig erweitern. Die Maulwurfsgrille legt ein weitverzweigtes System von Gängen an und baut unterirdische Vorrats- und Nisthöhlen, deren Wände sie zudem mit Pflanzenteilen verstärkt. Unermüdlich gräbt sie sich unter dem Rasen oder den Beeten durchs Erdreich - zum Leidwesen der betroffenen Gärtner. 

Die Maulwurfsgrille - ein kleiner Steckbrief

  • Die Maulwurfsgrille ist so etwas wie ein "Wolperdinger der Insektenwelt": Mit den Grillen verbindet das Tier lediglich die Art der Geräusche, die es hervorbringt.
  • 60 verschiedene Arten dieser urweltlichen Tierart existieren weltweit. Hierzulande ist jedoch lediglich die Europäische Maulwurfsgrille (lat.: Gryllotalpa gryllotalpa) zu finden. Sie erreicht eine Größe von vier bis höchstens zehn Zentimetern. 
  • Die Körperform des Tieres ähnelt der eines Flusskrebses. Die Maulwurfsgrille besitzt einen kräftigen, von einem Chitinpanzer geschützten Kopf. Ihr Körper ist hell- bis dunkelbraun gefärbt und mit einer feinen, dichten sowie kurzen Behaarung ausgestattet. Er schimmert in mattem Glanz. Die Unterseite des Insekts ist deutlich heller.
  • Die vorderen Gliedmaßen sind wie große Grabschaufeln geformt. Mit ihnen wühlt sich die Maulwurfsgrille effektiv durchs Erdreich.
  • Haben Sie schon einmal von der Maulwurfsgrille gehört? Nein? Zeit, das zu ändern und nebenbei …

  • Aber nicht nur im Erdreich sind Maulwurfsgrillen aktiv: Zur Paarungszeit in den Monaten Mai und Juni verlassen die Weibchen ihr Tunnelnetz und fliegen dem Lockruf der Männchen entgegen: ein skurriles Schauspiel in warmen Sommernächten. Denn eine fliegende Maulwurfsgrille scheint permanent absturzgefährdet.
  • Die Paarung erfolgt auf dem Erdboden oder unterirdisch. Das Weibchen legt in der Folge in fünf bis sieben unterirdischen Brutkammern zwischen 100 und 1000 Eier ab. Es bewacht sowohl die Eier als auch die geschlüpften Larven. Die Larven häuten sich mehrfach und sind nach zwei Jahren geschlechtsreif. Dann leben sie noch ein Jahr.

Indizien für Maulwurfsgrillen in Ihrem Garten

Die Anzeichen für einen massiven Maulwurfsgrillenbefall sind unübersehbar: 

  • Frische gesetzte Tomaten, Salat, Erdbeeren, Zwiebeln und Jungpflanzen der Kartoffeln oder Zwiebeln lassen im Frühling reihenweise die Köpfe hängen.
  • Die Wurzeln der Pflänzchen werden durch das Graben der unterirdischen Gänge nach oben geschoben und die Pflanzen verwelken.
  • In Ihrem Rasen zeigen sich ohne sichtbare Ursachen tote Flecken mit einem Durchmesser von circa 25 Zentimetern. Grund: Rund um die Nisthöhle beißt die Maulwurfsgrille alle Wurzeln ab, damit die Sonne die Höhle erwärmen kann. 

Lebensraum und Lebensweise der Maulwurfsgrille

  • Maulwurfsgrillen bevorzugen feuchte Lehm- und Ackerböden als Lebensraum. Aber auch in Ihrem Komposthaufen, im Misthaufen und natürlich in Gemüsegärten richten die unermüdlichen Wühler gern ihre Tunnelsysteme ein. Die Wärme im Gewächshaus oder in einem Frühbeet wirkt auf die Maulwurfsgrille ebenfalls anziehend.
  • Eine Maulwurfsgrille gräbt sich täglich bis zu 40 Meter durchs Gelände. Das Netz ihrer Gänge liegt horizontal kurz unter der Erdoberfläche - zusätzlich führen vertikale Gänge zu den Nist- und Vorratshöhlen in bis zu vier Meter Tiefe.
  • Im Grunde sind die kleinen Wühler ausgesprochen nützliche Gesellen. Zu ihren Lieblingsspeisen gehören Insekten, Engerlinge und Larven aller Art. Pflanzliche Nahrung akzeptieren sie nur, wenn sie nichts Anderes finden. Die Larven fressen allerdings feine Wurzeln und Pflanzenteile. Maulwurfsgrillen sind übrigens gute Schwimmer und fressen auch Wasserinsekten.
  • Bei verwelkten Gemüsepflanzen in Ihrem Beet handelt es sich also nur Kollateralschäden, die beim Bau der Gänge entstehen. Sie sollten die Maulwurfsgrille deshalb nur bekämpfen, wenn sie gehäuft auftritt. 
  • Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie diesen Relikten der Urzeit in Ihrem Garten begegnen, ist ohnehin nicht sehr hoch. Maulwurfsgrillen stehen seit 2002 auf der "Roten Liste" der Naturschützer. Die Anzahl der Populationen ist mancherorts besorgniserregend geschrumpft.

Nematoden gegen die Maulwurfsgrillen-Invasion

Mit chemischen Mitteln wie Buttersäure oder Pflanzenschutz-Produkten richten Sie bei den kleinen Urtieren wenig bis nichts aus. Die einzige wirksame Methode, einer Maulwurfsgrillen-Invasion zu Leibe zu rücken, ist der Einsatz von SC-Nematoden (Steinernema-carpocapsae). 

  • Die winzigen Fadenwürmer dringen über die Atemwege ein und töten eine erwachsene Maulwurfsgrille innerhalb von zehn Tagen. Gegen die Erdraupen (Larven) wirken die Nematoden allerdings nicht. Deshalb sollten Sie diese Methode vor der Eiablage anwenden - am besten bis Ende April.
  • Die Nematoden bekommen Sie im Fachhandel oder im Internet. Sie werden in einem Tonmineralpulver geliefert. Sie sollten die Nematoden zeitnah ausbringen, denn im Kühlschrank sind sie nur etwa eine Woche haltbar. 
  • Mischen Sie die Kleinstlebewesen mit lauwarmem Regen- oder abgestandenem Wasser aus der Leitung. Dann gießen Sie, am besten morgens oder abends, mit der Gießkanne die befallenen Bereiche. Für einen Quadratmeter Erdreich benötigen Sie etwa einen Liter Nematoden-Lösung.
  • Voraussetzung für eine erfolgreiche Bekämpfung: Die Bodentemperatur muss über 12 °Celsius liegen.
  • Der Preis einer Packung Nematoden liegt bei etwa 10 Euro (Stand 2014). Das Mittel reicht für etwa 20 Quadratmeter.

Maulwurfsgrillen - lebend fangen und umsetzen

In Anbetracht der rückläufigen Bestandszahlen der Populationen dieser Nützlinge sind Lebendfallen eine gute Alternative.

  • Sie brauchen dafür nur zwei große Einweckgläser (glatte Wände), die Sie ebenerdig nebeneinander eingraben. Die Maulwurfsgrille läuft an Hindernissen entlang. Legen Sie deshalb eine Holzlatte hochkant über die Glasöffnungen: So wird das Insekt zielsicher in die Falle geleitet. Ohne Hilfe kommt das Tier nicht wieder heraus. 
  • Sie sollten die Fallen täglich kontrollieren und die Tiere möglichst auf einer Wiese - in gebührendem Abstand zu Gärten - aussetzen.
  • Die besten Erfolge erzielen Sie mit Lebendfallen in der Zeit der Fortpflanzung - in den Monaten Mai bis Juni.

Maulwurfsgrillen haben übrigens, abgesehen vom Maulwurf, kaum natürliche Feinde. In der Zeit von Mai bis Juni fallen sie manchmal Katzen, Hühnern oder Krähen zum Opfer. Wenn Sie Kinder haben, sollten Sie ihnen eine Begegnung mit diesen faszinierenden Lebewesen nicht vorenthalten.

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