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Kannenpflanze richtig pflegen

Kannenpflanzen sind kompliziert zu halten, aber besonders attraktive Tropengewächse.
Kannenpflanzen sind kompliziert zu halten, aber besonders attraktive Tropengewächse.
Kannenpflanzen sind komplizierte Pfleglinge. Dafür werden Sie mit interessanten Formen und spannenden Einblicken ins Leben der Pflanzen belohnt.

Die Gattung der Kannenpflanzen

Nepenthes, so die wissenschaftliche Bezeichnung der Kannenpflanze, ist die einzige Gattung der Familie der Kannenpflanzengewächse aus der Ordnung der Nelkenartigen. Beheimatet ist die Pflanze in tropischen Feuchtgebieten Australiens und (Südost)-Asiens. Bislang wurden rund 100 verschiedene Arten entdeckt. Da die Regenwälder weitestgehend unerforscht sind, kommen noch immer etliche Arten neu hinzu.

Alle Arten besiedeln nährstoffarme Böden oder wachsen als Aufsitzer (Epiphyten) auf Bäumen. Um an Nährstoffe zu gelangen, entwickelten sich die Laubblätter zu Kannen um, die mit Verdauungsflüssigkeit gefüllt sind. Damit fangen und verwerten die Pflanzen, je nach Größe, Insekten oder kleinere Wirbeltiere. Die Bodenkannen und die Luftkannen unterscheiden sich im Aussehen.

Nepenthes-Arten kommen sowohl im Tiefland als auch in den Nebelwäldern der Berge vor. Entsprechend unterscheiden Botaniker zwischen „Hochlandarten“ und „Tieflandpflanzen“. Die Kenntnis über den natürlichen Standort ist für Sie wichtig, wenn Sie eine solche Pflanze halten wollen. Denn die Bedürfnisse von Tiefland- und Hochlandarten differieren stark!

Bei über 100 Arten finden sich in der Gattung einige Kuriositäten der Pflanzenwelt ein. Die Arten N. rajah und N. attenboroughii (benannt nach dem Tierfilmer David Attenborough) entwickeln so große Kannen, dass sie selbst Ratten fangen können! Die Weißrand-Kannenpflanze (N. albomarginata) ist einzigartig, da sie gezielt Termiten mit einem Köder anlockt. Beim „Ernten“ von nährstoffreichen Härchen, die den weißen Saum bilden, rutschen die Krabbler in die Falle und werden verdaut.

Nicht alle Kannenpflanzen ernähren sich von Tieren. Etliche Arten lassen in ihren flüssigkeitsgefüllten Kannen Mückenlarven und Kaulquappen leben. Sie bieten den Tieren ein sicheres Zuhause und dürfen sich im Gegenzug von deren Ausscheidungen ernähren. Die auf Borneo endemische N. rajah lockt mit einer Art Nektar Spitzhörnchen an und „verabreicht“ ihnen dabei eine Art Abführmittel!.

Leider ist eine Kannenpflanze nicht einfach zu pflegen. Ihre tropische Herkunft macht es Ihnen nicht leicht, immer für perfekte Bedingungen zu sorgen. Besonders schwer zu pflegen sind die Hochlandpflanzen. Glücklicherweise gibt es im Handel Hybriden (Kreuzungen verschiedener Nepenthes), die Sie leicht im Haus halten können.

Wegen des Bedarfs an hoher Luftfeuchtigkeit, können Sie die Pflanzen, in einem Badezimmer mit Fenster besonders dekorativ in Szene setzen. Bei Hybriden ist die Haltung im Wohnzimmer möglich. Mit durchschnittlich 20 Grad, bieten Sie der Kannenpflanze ein optimales Klima zum gesunden Gedeihen. Für ausreichende Luftfeuchtigkeit besprühen Sie die Kannenpflanze täglich mit Wasser.

Platzieren Sie Ihre Kannenpflanze möglichst hell, allerdings sollten Sie übermäßige Sonnenbäder vermeiden. Das empfindliche Pflanzenmaterial verbrennt schnell, sodass sich braune Blattflecken bilden können. Gießen Sie Ihre Kannenpflanze mit kalkfreiem Wasser. Vermeiden Sie dabei unbedingt Staunässe.

Fortgeschrittene können sich an der Haltung der schwerer zu pflegenden natürlichen Arten heranwagen. Aber selbst bei den einfacher zu pflegenden Tieflandarten benötigen Sie dafür mindestens ein Terrarium oder ein Gewächshaus.

Tieflandarten - nur für Fortgeschrittene

  • Pflegen Sie Tiefland-Arten am besten in einem geräumigen Terrarium oder in einem Gewächshaus.
  • Tiefland-Kannenpflanzen mögen es ganzjährig tropisch heiß bei Temperaturen um die 30 und nicht unter 25°C.
  • Als Tropenpflanzen müssen Sie für eine konstante Luftfeuchtigkeit um die 70% sorgen, zum Beispiel durch Besprühen.
  • Den Standort wählen Sie möglichst hell, aber ohne direkte Sonne und optional mit Ergänzung durch Leuchtstoffröhren.

Hochlandarten - allein den Profis vorbehalten

Abgesehen von wenigen Arten wie N. alata und N. ventricosa, die selbst bei Zimmerbedingungen gedeihen, sind Hochlandarten wie N. rajah oder  N. aristolochioides  nur für Kenner geeignet.

  • Hochlandspezies mögen es warm, mit 20 bis 25° C aber etwas "milder".
  • Weil es nachts in den Bergen kälter wird, müssen Sie entsprechend für einen Temperatursturz von 10° C sorgen.
  • Mit sinkenden Temperaturen steigt die Luftfeuchtigkeit an - sie sollte tagsüber 70% betragen und nachts auf nahezu 100% ansteigen.
  • Unbedingt vermeiden müssen Sie Staunässe, weshalb Sie auf geeignetes Substrat achten müssen.

Die Auswahl des richtigen Bodengrunds

Ist die Pflanze zu groß geworden, müssen Sie sie umtopfen. Das regt die Bildung neuer Wurzeln an. Achten Sie auf das richtige Substrat. Das gilt sowohl für Hybride als auch in Terrarien gehaltene Pflanzen.

Ein guter Nepenthes-Boden ist nährstoffarm. Er sollte ungedüngt und torffrei sein. Außerdem darf er keine Staunässe verursachen, muss aber die Pflanze stets mit Feuchtigkeit versorgen und vorm Austrocknen bewahren. Besonders für Epiphyten- und Hochland-Arten gilt, dass der Boden luftdurchlässig sein sollte.

Verwenden Sie etwa spezielle Erde für Carnivoren. Sie können aber auch mit eigenen Mischungen „experimentieren“. Gerade bei Hochlandarten empfiehlt sich eine Mischung aus Sphagnum-Moos und Quarzsand. Sie können es zusätzlich auch mit Pinienrinden und Kokosfasern sowie Blähton aufwerten.

Übrigens: „Füttern“ müssen Sie eine Kannenpflanze nicht. Sie fängt sich ihre Insekten schon selbst. Allerdings können Sie die Kannen bis zu zwei Drittel mit kalkfreiem Wasser oder Regenwasser füllen. Düngen sollen Sie eine Nepenthes nicht.

Vermehrung von Nepenthes

Die Vermehrung von Kannenpflanzen kann auf zwei Wegen geschehen: Zum einen ist es möglich, Nepenthes generativ über Samen zu vermehren. Alle Nepenthes sind jedoch zweihäusig. Das heißt, sie benötigen für die Samenbildung mindestens zwei Pflanzen, denn sie bestäuben sich nicht selbst.

Einfacher ist die vegetative Vermehrung von Stecklingen. Sowohl Kopf- als auch Blattstecklinge sind möglich. Die Stecklinge setzen Sie sofort ins Substrat ein.

Achtung beim Kauf von Samen, denn viele Spezies sind in ihrem natürlichen Habitat stark bedroht. Die meisten im Handel erhältlichen Samen werden aus Wildbeständen entnommen. Das sollten Sie aus Artenschutzgründen nicht unterstützen. Kaufen Sie daher nur Pflanzen, die aus In-vitro-Zuchten stammen.

Krankheiten, Probleme und Pflegefehler der Pflanze

Überblick von Pflegefehlern

Schadbild

Mögliche Ursache

Gegenmaßnahme

Kannen trocknen ein

Luftfeuchtigkeit zu niedrig

Besprühen Sie die Pflanze häufiger oder halten Sie sie in einem Terrarium

Blätter verfärben sich untypisch; Kannen bekommen Flecken

Zu intensive Sonneneinstrahlung

Wählen Sie einen hellen, aber nicht direkt der Sonne exponierten Standort

Pflanze bildet keine Kannen mehr

Luftfeuchtigkeit zu niedrig; zu dunkel

Erhöhen Sie die Luftfeuchtigkeit und ändern Sie den Standort

Blätter verfaulen

Staunässe

Gießen Sie weniger und passen Sie das Substrat an

Blätter verfärben sich gelb; kleine Tierchen auf Blättern

Thripse (Fransenflügler)

Luftfeuchtigkeit erhöhen; Pflanzen mit Seifenlauge absprühen; gegebenenfalls ein Insektizid verwenden (Fachhandel fragen)

Blattlausbefall

Blattläuse

Ähnlich wie bei Thripsen vorgehen

Kleine schwarze Punkte auf den Blättern

Schildläuse

Insektizid verwenden (Fachhandel fragen)

Sie wollen sich nun selbst eine Nepenthes ins Haus holen? Als Anfänger nehmen Sie am besten eine robuste Hybridsorte. Mit ihr werden Sie lange viel Freude und eine wirklich exotische Pflanze haben. Natürliche Arten, insbesondere aus Hochlandregionen, überlassen Sie am besten den Profis und botanischen Gärten.

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