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Halo-Effekt - die kognitive Verzerrung erklärt

Manche Menschen erscheinen uns schon auf den ersten Eindruck grundsympathisch
Manche Menschen erscheinen uns schon auf den ersten Eindruck grundsympathisch © Priscilla Du Preez / unsplash.com
Manchmal kann man es sich einfach nicht erklären, warum gewisse Menschen auf uns gleich so viel sympathischer wirken als andere. Es hat was mit Anziehungskraft, Ausstrahlung, aber vor allem einfacher Psychologie zu tun. Der sogenannte Halo-Effekt bestimmt, mehr als wir ahnen, unser täglich Leben und Aufeinandertreffen.

Was ist der Halo-Effekt?

Der Halo-Effekt ist eine weit verbreitete kognitive Verzerrung, die unser tägliches Leben, unsere Entscheidungsfindung und unsere Wahrnehmung anderer Menschen stark beeinflusst.

Diese psychologische Tendenz, bei der eine positive Eigenschaft oder ein positiver Eindruck auf eine Person automatisch auf andere Aspekte ihres Wesens übertragen wird, kann zu Vorurteilen und Fehleinschätzungen führen.

Der Halo-Effekt, ursprünglich vom Psychologen Edward L. Thorndike in den 1920er Jahren beschrieben, tritt auf, wenn wir aufgrund eines positiven Eindrucks von einer Person oder Sache automatisch annehmen, dass auch andere Aspekte positiv sind, obwohl dies nicht zwangsläufig der Fall sein muss. 

Dieser positive Eindruck kann aufgrund von physischer Attraktivität, sozialem Status, beruflichem Erfolg, Sympathie oder anderen Faktoren entstehen. Sobald wir eine positive Meinung über eine Person haben, neigen wir dazu, ihre anderen Eigenschaften oder Fähigkeiten ebenfalls positiv zu bewerten, selbst wenn wir darüber keine Informationen haben.

Merkmale des Halo-Effekts

Anhand folgender Merkmale kann man den Halo-Effekt im Alltag erkennen beziehungsweise in folgenden Szenarien kann der Halo-Effekt jedem von uns begegnen:

  • Automatische Übertragung: Der Halo-Effekt tritt automatisch auf, ohne dass wir es bewusst bemerken. Sobald wir eine positive Eigenschaft oder einen positiven Eindruck haben, beeinflusst dies unsere Wahrnehmung unbewusst.
  • Generalisierung: Wir neigen dazu, den Halo-Effekt auf verschiedene Aspekte einer Person auszudehnen. Wenn wir beispielsweise denken, dass jemand intelligent ist, nehmen wir auch an, dass diese Person humorvoll und freundlich ist, obwohl wir keine direkten Beweise dafür haben.
  • Schwierigkeit der Korrektur: Einmal etabliert, ist der Halo-Effekt schwer zu korrigieren. Selbst wenn uns später Informationen präsentiert werden, die unseren positiven Eindruck widerlegen, halten wir oft an unserer anfänglichen Überzeugung fest.
  • Widerstandsfähigkeit gegenüber Veränderung. Dies liegt daran, dass der positive Eindruck bereits unser Denken und unsere Wahrnehmung beeinflusst hat und es schwer ist, diese Beeinflussung rückgängig zu machen.

Beispiele für den Halo-Effekt

Der Halo-Effekt kann uns in vielen Alltagssituationen begegnen. Wenn wir ihn erkennen, können wir passender und bewusster darauf reagieren und uns nicht von ihm kontrollieren und in unserer Meinung komplett beeinflussen lassen:

  • Bewerbungsgespräch: Wenn ein Bewerber während eines Vorstellungsgesprächs einen freundlichen und selbstbewussten Eindruck hinterlässt, kann der Interviewer automatisch annehmen, dass dieser Bewerber auch fachlich kompetent ist, obwohl er keine direkten Beweise dafür hat.
  • Berühmtheiten: Prominente werden oft mit positiven Eigenschaften wie Schönheit und Erfolg in Verbindung gebracht. Dies führt dazu, dass die Menschen davon ausgehen, dass sie auch klug oder talentiert sein müssen, obwohl diese Annahme nicht immer zutrifft.
  • Politik: Politiker, die charismatisch wirken und gut sprechen können, neigen dazu, vom Publikum positiver wahrgenommen zu werden, und die Menschen nehmen an, dass sie auch gute politische Entscheidungen treffen werden.
  • Online-Shopping: Wenn ein Kunde zuvor positive Erfahrungen mit einem bestimmten Online-Händler gemacht hat, wie schnelle Lieferung und gute Produktqualität, tendiert er dazu, diese positiven Erfahrungen auf alle Produkte und Dienstleistungen dieses Händlers zu übertragen. Selbst wenn der Händler neue Produkte oder Dienstleistungen einführt, die er zuvor nicht angeboten hat, wird der Kunde aufgrund des Halo-Effekts davon ausgehen, dass auch diese Produkte von hoher Qualität und Zuverlässigkeit sind.

Der Halo-Effekt ist eine interessante kognitive Verzerrung, die unsere Wahrnehmung und Entscheidungsfindung beeinflusst. Indem wir uns seiner Existenz bewusst sind und aktiv versuchen, unsere Urteile zu objektivieren, können wir dazu beitragen, Vorurteile und Fehleinschätzungen zu minimieren. Es ist wichtig zu verstehen, dass der erste Eindruck nicht immer der richtige ist und dass Menschen viele Facetten haben, die nicht immer offensichtlich sind.

helpster.de Autor:in
Jaroslav Sebov
Jaroslav SebovJaroslav ist ein versierter Fachredakteur und widmet sich allen Themen rund um Handy, Telefonie und Internet. Aufgrund seines geisteswissenschaftlichen Studiums und der persönlichen Begeisterung für Social Media & Gaming legt er großen Wert darauf, seine Leser nicht nur zu informieren, sondern auch zu inspirieren, neue Technologien und digitale Tools in ihrem Alltag zu nutzen.
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