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Franzosenkraut - ein vielseitiges (Un)Kraut

Franzosenkraut im Garten ist lästig - jedoch in der Küche vielseitig verwendbar.
Franzosenkraut im Garten ist lästig - jedoch in der Küche vielseitig verwendbar. © M._Großmann / Pixelio
Bestimmt kennen Sie das unscheinbare, aber unausrottbare Franzosenkraut - auch Knopfkraut genannt. Für den Gärtner ist es ein Ärgernis: Kaum eliminiert, erscheint es im gejäteten Beet wieder wie "Kai aus der Kiste". Besonders zwischen Kartoffelpflanzen fühlt sich das Unkraut wohl. Aber auch dieses Kraut hat zwei Seiten: Als schmackhafter Salat oder Wildgemüse bereichert es Ihren Speisezettel mit einer Vielzahl an Vitaminen und Mineralstoffen.

Franzosenkraut - eine weit gereiste Pflanze

  • Der Name "Franzosenkraut" ist irreführend, denn das vitale Kräutlein ist nicht etwa in Frankreich zu Hause; sein Heimatland ist das südamerikanische Peru. Nach der Entdeckung Amerikas kam es - wie viele andere Neophyten -  aus der Neuen Welt nach Europa.
  • Der Begriff "Franzosenkraut" ist darauf zurückzuführen, dass die Verbreitung der Pflanze in die Zeit der Napoleonischen Kriege fiel. Ihre Blütenköpfchen ähneln den Knöpfen der französischen Soldatenuniformen. In Frankreich wird die Pflanze übrigens "Russenkraut" genannt. 
  • Verschiedene botanische Gärten interessierten sich im 18. Jahrhundert für die Pflanze und kultivierten sie. Die Gattung der Knopfkräuter (Galinsoga) wurde nach dem Gründer des botanischen Garten Madrids Ignacio Mariano Martinez de Galinsoga (1766-1797) benannt.
  • Die Samen des Franzosenkrauts wurden an diverse Pfarrgärten verschickt und fanden bald ihren Weg in die freie Natur. Inzwischen hat sich das Kraut - zum Ärger vieler Gärtner - weltweit etabliert.

Knopfkraut - botanische Informationen

In Deutschland sind zwei Arten des Franzosenkrautes zu finden:

In vielen unscheinbaren Kräutern stecken Heilkräfte. Mit diesem Ratgeber bestimmen Sie Wildkräuter …

  • Behaartes oder bewimpertes Franzosenkraut - auch bekannt unter der Bezeichnung "Zottiges Franzosenkraut" (lat.: Galinsoga ciliata) sowie Kleinblütiges Franzosen- oder Knopfkraut (lat.: Galinsoga parviflora).
  • Beide Pflanzenarten zählen zur Gattung Galinsoga und gehören der großen Pflanzenfamilie der Korbblütler (lat.:Asteraceae) an.
  • Sie erkennen das Knopfkraut leicht: Es ist eine unscheinbare, einjährige Pflanze, die ausgewachsen eine Höhe von etwa 20 Zentimetern erreicht.
  • Das Kraut bevorzugt nährstoff- und stickstoffreiche Böden, gedeiht aber auch auf kargen Böden. Es wächst sogar in Ritzen von Bordsteinen und Wegen.
  • Die kleinen Knopfblüten bringen es auf einen Durchmesser von circa fünf Millimetern. Sie bestäuben sich selbst. Jede Blüte ist von bis zu fünf weißen, gezackten Zungenblütenblättern umrahmt. Die Blütenköpfchen blühen nacheinander - ein weiterer Grund für die enorme Vermehrungsfreudigkeit des Unkrauts. Die Blütezeit umfasst den ganzen Sommer - von Juni bis Oktober.
  • Das Blattwerk des Franzosenkrautes fühlt sich glatt und fein an. Am Rand ist es gezahnt. Eine Besonderheit des Zottigen Knopfkrautes: Blätter und Stiele sind von dichtem Haarbewuchs bedeckt.
  • Unter günstigen Bedingungen wachsen in einem Jahr bis zu drei Generationen der Pflanze heran. Für die großflächige Verteilung der Samen sorgen der Wind, das Wasser und die Widerhaken der Samen. Letztere setzen sich im Fell von Tieren fest und werden so auch über weite Strecken transportiert.
  • Aufgrund des tropischen Herkunftsklimas ist das Kraut extrem frostempfindlich. Die Samen bleiben hingegen unter widrigen Bedingungen bis zu zehn Jahren keimfähig.
  • Eine Pflanze bringt bis zu 100000 Samen hervor. Bereits vier Wochen nach dem Keimen erscheinen die ersten Blüten und der Vermehrungskreislauf beginnt aufs Neue.

Was tun gegen die "französische" Invasion?

  • Die gute Nachricht: Die Unkräuter lassen sich, wenn sie noch klein sind, ohne Kraftaufwand aus dem Boden ziehen. Warten Sie allerdings länger, bildet das Knopfkraut kräftige Wurzelballen aus. Dann wird das Jäten mühsamer. Denn der Spross bricht leicht ab und die Pflanze wächst wieder nach.
  • Es reicht nicht aus, die Pflanze nur herauszuziehen und liegen zu lassen. Das Kraut ist zäh und verwurzelt sich wieder. Das gilt auch für den Komposthaufen. Nur im Biomüll ist sie gut aufgehoben.
  • Im professionellen Garten- und Gemüseanbau dämmt man das Franzosenkraut mit Pflanzenschutz-Produkten ein. Diese Vorgehensweise ist für den heimischen Gemüsegarten weniger empfehlenswert, wenn Sie Wert auf gesunde und chemiefreie Nahrung legen. Auf Wegen und an weniger sensiblen Standorten können Sie das Kraut durch Abflammen eindämmen.

Eine Fülle wertvoller Inhaltsstoffe

Franzosenkraut ist sehr schmackhaft. Der Geschmack ähnelt dem von Kopfsalat. Bei älteren Pflanzen verwenden Sie die vier oberen Blätter mit den Blüten.

  • Dieses kleine unscheinbare Kraut übertrifft mit seinem Reichtum an Inhaltsstoffen den Kopfsalat bei Weitem. Franzosenkraut ist mit 14 Milligramm pro 100 Gramm Pflanze eine der eisenhaltigsten Pflanzen und enthält zudem sehr viel Eiweiß. 

  • Auch das für den Stoffwechsel wichtige Mangan ist in der Pflanze enthalten.
  • Zudem bietet Knopfkraut im Vergleich zu Kopfsalat das 5-Fache an Magnesium und das 11-Fache an Kalzium.
  • Die Vitamin-A-Konzentration ist viermal höher als im Kopfsalat und das "Unkraut" enthält das 9-Fache an Vitamin C.
  • Wenn Sie dem fleißigen Kräutlein in Ihrem Garten also ein Plätzchen einräumen, steht Ihnen von Juni bis in den späten Herbst köstlicher, frischer Salat zur Verfügung. In Frankreich wurde das Kraut übrigens eine Zeit lang landwirtschaftlich angebaut, weil es sich großer Beliebtheit erfreute.

Galinsoga - eine gesunde Bereicherung für den Speisezettel

Für die Verwendung in der Küche sind beide in Deutschland vorkommenden Franzosenkrautarten gleichermaßen geeignet. Von jungen Pflanzen können Sie Stiele, Blätter und Blüten für den Salat verwenden. Vor der Blüte ist die Pflanze am zartesten.

  • Das Knopfkraut eignet sich gekocht als Wildspinat. Sie können ihn in Salaten verwenden oder Pesto, Smoothie oder Frischsaft daraus herstellen. 
  • Als Festessen bereiten die Ureinwohner Perus Hühnersuppe aus Kartoffeln, Avocado und Mais - Ajiaco genannt. Ein unersetzlicher Bestandteil dieser würzigen Suppe ist das Knopfkraut. Hier trägt es die Bezeichnung Guascas.  
  • Die Samen können Sie trocknen und im Winter auf einer feuchten Unterlage aus Watte oder Zellstoff Keimlinge ziehen. Bewahren Sie die getrockneten Samen in einem dunklen Glasgefäß auf.
  • Die getrockneten Blüten und Blätter eignen sich bestens als Suppenwürze.
  • Auch die Homöopathie hat das Franzosenkraut für sich entdeckt: Es wird in verschiedenen Potenzen bei grippalen Infekten eingesetzt. Wissenschaftliche Studien bestätigten der Pflanze zudem eine blutdrucksenkende Wirkung.
  • In der Volksheilkunde Brasiliens ist ein Tee aus den Blättern und Blüten der Pflanze ein bekanntes Mittel gegen Verdauungs- und Leberbeschwerden.

Sie sehen: Dieses dem Gärtner so lästige Unkraut ist eigentlich eine wahre Schatzgrube an wertvollen Inhaltsstoffen. Probieren Sie den Geschmack dieser "Unkräuter" - Sie werden überrascht sein.

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