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Fotorealismus mit dem Bleistift - so geht's

Gesichter sind sehr erfreuliche Modelle für realistische Zeichnungen.
Gesichter sind sehr erfreuliche Modelle für realistische Zeichnungen.
Mit dem Bleistift können Sie mit Übung und Sorgfalt sehr realistische Bilder zeichnen. Sie brauchen dafür kaum Equipment, aber ein gutes Auge und Geduld. So nähern Sie sich Stück für Stück einem fotorealistischen Bild.

Was Sie benötigen:

  • Bleistifte HB, 2B, 4B und 7B
  • Knetradiergummi
  • Radierstift
  • Bristolpapier
  • großes Gedodreieck

Vorzeichnungen anfertigen

Bevor Sie anfangen, Ihrem Bild alle Details zu verleihen, die es für einen fotorealistischen Eindruck braucht, legen Sie eine Vorzeichnung an. Wenn Sie bereits sehr geübt sind, können Sie diese frei Hand zeichnen, für größtmögliche Genauigkeit arbeiten Sie mit einem Raster.

  1. Nehmen Sie Ihre Vorzeichnung zur Hand und vermessen Sie diese. Im Idealfall hat die Vorlage genau das gleiche Seitenverhältnis wie Ihr Bild. Helfen Sie ansonsten nach, indem Sie die Vorlage oder Ihr Papier zuschneiden.
  2. Dann zeichnen Sie über Ihrer Vorlage ein mehr oder weniger engmaschiges Raster ein - je nachdem, wie gut Sie im Freihandzeichnen sind. Ein gutes Rastermaß ist zum Beispiel ein 1-Zentimeter-Abstand zwischen den Linien bei einem etwa DIN A5 großen Vorlagenblatt.
  3. Nun vergrößern Sie dieses Raster entsprechend der Größenverhältnisse Ihres Papiers zur Vorlage. Zeichnen Sie nun das vergrößerte Raster mit sehr zarten Linien mit einem HB-Bleistift auf das Papier. Es sollten nun auf Vorlage und Papier exakt gleich viele Rasterlinien zu sehen sein.
  4. Nun übertragen Sie Ihre Vorlage in einer Vorzeichnung Quadrat für Quadrat auf das Papier. Nehmen Sie dafür ebenfalls einen HB-Bleistift. Am Ende radieren Sie alle Rasterlinien aus Ihrer Zeichnung heraus. Ziehen Sie bei Bedarf die Linine Ihrer Vorzeichnung nach.

So gehen Sie beim Zeichnen vor

Die Vorzeichnung ist fertig - und wie geht es nun weiter?

  • Was nun gefragt ist, ist ein sehr sorgfältiges und genaues Vorgehen. Beginnen Sie mit Ihrer Zeichnung am besten links oben (wenn Sie Linkshänder sind, rechts oben), damit Sie das Gezeichnete nicht mit dem Handballen verschmieren. Arbeiten Sie gleich mit 2B oder 4B - auch mit 4B lassen sich sehr zarte Schattierungen einzeichnen. Tatsächlich passen die Grautöne der weichen Bleistifte besser und nahtloser zueinander als ein 2H- und ein 2B-Bleistift.
  • Zeichnen Sie nun langsam fortschreitend einfach genau das, was Sie sehen. Schauen Sie genau hin - so bleiben Ihnen auch kleinste Fältchen oder Hautflecken oder andere Feinheiten nicht verborgen. Lassen Sie sich Zeit - fotorealistisches Zeichnen erfordert höchste Konzentration und Muße. Es ist daher ratsam, nach spätestens einer Stunde eine Pause einzulegen, damit Sie wieder klar sehen. Sie werden feststellen, dass Sie immer mehr Details, kleine Schatten etc. in Ihrer Vorlage entdecken.
  • Mit einem Knetradiergummi können Sie sehr fein und graduell Ihre Zeichnung wieder aufhellen. Ist der Knetradiergummi an seiner Kontaktfläche bereits dunkel, kneten Sie die schmutzige Stelle einfach ein. Sie können mit diesem Radiergummi auch feine Spitzen formen und so sehr genau arbeiten.
  • Erarbeiten Sie sich langsam eigene Techniken. Um die Hautstruktur eines nicht mehr jungen Menschen zu zeichnen, ist es zum Beispiel hilfreich, die Haut zart zu schattieren und dann mit einem Radierstift leichte drehende Bewegungen darauf auszuführen. Die einzelnen Falten und größere Poren müssen natürlich zusätzlich eingezeichnet werden.
  • Trauen Sie sich, mit einem 7B-Bleistift auch Schwärze einzuzeichnen. Bilder leben von Kontrasten. Eine Pupille ist größtenteils schwarz, eventuelle Schlagschatten sehr dunkel.

Tricks für fotorealistische Effekte

Wie kommen Sie nun Ihrer Vorlage möglichst nahe?

  • Verlieren Sie über den Details nicht den Blick für das Ganze. Um zu schauen, ob die gröberen Schattenbereiche Ihrer Zeichnung mit Ihrer Vorlage übereinstimmen, schauen Sie beide Bilder in leichter Ferneinstellung der Augen an, sodass sie leicht verschwommen sind. So werden die Details ausgeblendet und Sie sehen beispielsweise, ob die Schatten zwischen Augenbrauen und Augenlid dunkel genug sind oder ob die Schattenbereiche auf den Wangen noch nachbearbeitet werden müssen.
  • Lichtreflexe sollten nie mit dem Bleistift in Berührung kommen. Sparen Sie Lichtreflexe von Anfang an aus, denn es ist schwierig bis unmöglich, mit einem Radiergummi wieder einen papierweißen Punkt in einer schraffierten Fläche auszuradieren. Lichtreflexe müssen aber papierweiß sein.
  • Die besten Ergebnisse erzielen Sie mit sehr glattem Papier wie dem Bristolpapier. Papier mit Maserung - auch normale Skizzenblöcke - sind zu uneben. Sie werden auf strukturiertem Papier niemals eine absolut plane Fläche einzeichnen können.

Und das wichtigte zum Schluss: Erwarten Sie nicht, sofort eine Zeichnung anzufertigen, die sich von einem Foto nicht mehr unterscheiden lässt - dies erfordert sehr viel Übung und Erfahrung. Tatsächlich gibt es Zeichnungen, denen Sie nicht mal ansehen, dass sie gezeichnet sind, selbst wenn Sie es wissen. Um dahin zu kommen, braucht es einfach Zeit. Versuchen Sie sich einfach mit jedem Bild etwas zu verbessern.

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