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Ernst Schulze: Am 31ten März 1815 - Analyse

In Schulzes Gedicht spielt ein Vogel auf einem Zweig eine tragende Rolle.
In Schulzes Gedicht spielt ein Vogel auf einem Zweig eine tragende Rolle.
Ernst Schulze war ein bekannter Dichter der Romantik. Sein Text "Am 31ten März 1815" handelt offensichtlich von der Liebe. Kennt man Schulzes tragische Lebensgeschichte, so fördert eine Analyse noch andere interessante Erkenntnisse zutage.

Ernst Schulze und sein Leben

Ernst Schulze wurde nur 28 Jahre alt. Er wurde 1789 in Celle geboren und hatte Eigenschaften, die man heute wohl einem ADHS-Kind zuschreiben würde. Schulze war in seinen ersten Jahren freundlich und beliebt, aber auch unaufmerksam und unachtsam. So beschrieb er später selbst, dass keiner so recht daran glaubte, dass aus ihm etwas werden würde. Im Jugendalter entdeckte Schulze seine Liebe zur Literatur. Er studierte schließlich und schloss auch die Promotion erfolgreich ab. Im Anschluss dozierte er selbst in Literatur. An der Uni war Schulze jedoch nur halbherzig engagiert. Was ihn mehr interessierte, waren seine eigenen Schreibarbeiten sowie seine Liebe zu Cäcilie Tychsen, die er im Alter von 22 kennenlernte. Sie war damals 17. Doch bereits im Jahr darauf starb Cäcilie an Tuberkulose. Fortan kreiste Schulzes ganzes Leben nur noch um die verlorene Liebe: Er schrieb über sie, suchte ihr Ebenbild in ihrer Schwester und kämpfte gar für sie im Krieg gegen die Franzosen, weil deren Besatzung sie stets gestört hatte. 1817 starb Ernst Schulze schließlich selbst an Tuberkulose - doch er hinterließ viele Texte, die aufgrund seiner Geschichte umso anrührender erscheinen. Einer davon ist "Am 31ten März 1815".

Analyseansätze zu "Am 31ten März 1815"

  • Das Gedicht "Am 31ten März 1815" besteht aus sechs Strophen und ist thematisch der Romantik zuzuordnen. Dies zeigt sich beispielsweise in der Erhöhung und Mystifizierung der Natur. Auch die Tatsache, dass das ganze Gedicht vordergründig von einem Ausflug in die Natur handelt, spricht dafür.
  • Lesen Sie die ersten Zeilen, gehen Sie vielleicht von einem fröhlichen Text aus. Formulierungen wie "Der Himmel ist so klar" deuten darauf hin. Doch in der letzten Zeile der ersten Strophe folgt schon ein erster "Moll-Akkord", als Schulze schreibt, dass er einst glücklich war. Dies impliziert, dass er es jetzt nicht mehr ist.
  • In der zweiten Strophe erfahren Sie, dass es einst eine Frau im Leben des lyrischen Ichs gab - ein erster Hinweis auf den Grund der Trauer, denn jetzt ist der Sprecher allein. Gleichzeitig erhöht er die Frau hier bereits zu einem überirdischen Wesen, denn er spricht davon, dass er sie, als sie noch bei ihm war, "im Himmel sah". Dies ist aber auch als Hinweis darauf zu verstehen, dass ihr Tod für ihn nicht plötzlich kam.
  • Die dritte Strophe handelt weiter von der Verehrung für die Geliebte - er pflückt am liebsten vom selben Zweig wie sie. Dies zeigt sein Bedürfnis, ihr nahe zu sein, und gleichzeitig seine Hilflosigkeit, denn eine Geste wie diese würde ihn ihr ja nicht wirklich näherbringen.
  • Diese Hilflosigkeit bricht sich auch in der 4. Strophe Bahn, in der Ernst Schulze beschreibt, dass sich in der Natur seit ihrem Weggang nichts verändert hat - alles ist gleich, sie hat nirgends eine Spur hinterlassen.
  • In der nächsten Strophe spielt die Natur keine große Rolle. Hier wird die Liebe mit Leid in Verbindung gebracht. Das Glück verpufft, zurück bleibt Leid. Hier denkt man unwillkürlich an einen Mann, der verlassen worden ist. Weiß man, dass Schulzes Geliebte gestorben ist, wird diese Stelle umso dramatischer.
  • In der letzten Strophe äußert das lyrische Ich den Wunsch, ein Vogel zu sein, der auf einem Zweig sitzt. Man könnte nun meinen, dies sei für die Vorstellung einer gelungenen Flucht aus der Trauer. In Wahrheit jedoch erscheint eine solche Flucht nicht möglich, denn auch der Vogel würde "den ganzen Sommer lang" ein "süßes Lied von ihr singen."

Es lässt sich aus der Analyse von Schulzes Gedicht demnach folgende Quintessenz ziehen: Die Liebe ist vergänglich, genau wie das Leben, alles verfliegt, niemand hinterlässt Spuren. Zurück bleiben die Trauernden, die ihrer Trauer nicht entfliehen können - weil sie einzig im Gedenken an die, die sie verloren haben, Trost finden.

helpster.de Autor:in
Sarah Müller
Sarah MüllerSarah hat Sozialwissenschaft studiert und sich dadurch mit Kultur auseinandergesetzt. Dabei lernte sie auch technische Themen kennen. Sie hat zu Ernährung und Sport geforscht.
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