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Die Bücherverbrennung von Brecht - Analyse

"Die Bücherverbrennung" thematisiert einen realen Zeitzusammenhang.
"Die Bücherverbrennung" thematisiert einen realen Zeitzusammenhang.
Um Mitte des 20. Jahrhunderts herum erlebt Nationalheld Bertolt Brecht das Nazi-Regime mit eigenen Augen mit. Wie es sich für einen waschechten Schriftsteller gehört, scheut er sich nicht davor, kritisch darüber zu schreiben. In seinem Gedicht "Die Bücherverbrennung" zum Beispiel, nimmt er Stellung zum Regime-Auftrag, alle kritischen Texte über die SS zu vernichten. Die Analyse seines Textes verrät nicht nur einiges über Brechts Persönlichkeit, sondern ebenso viel über die Zeit.

Inhalt - Bitte um Bücherverbrennung zur NS-Distanzierung

Inhaltlich gibt Brecht in seiner Stellungnahme zur "Bücherverbrennung" einem fiktiven Autor das Wort.

  • Obgleich sein Gedicht an den realen Zeitumständen orientiert ist, spricht hier nicht Brecht. Eine intratextuelle Person ist niemals der reale Autor, sondern immer eine fiktive Person. In diesem Fall handelt es sich um einen fiktiven Autor, der durchaus die Meinung der realen Autorenpersönlichkeit teilen mag. Bei einer Analyse des Textes dürfen Sie fiktive Welt des Gedichts und reale Welt, in der Brecht als außertextuelle Person existiert, aber nicht durcheinander werfen. Auch dann nicht, wenn Überschneidungen bestehen.
  • Das lyrische Ich in Brechts "Bücherverbrennung" bettelt aus dem Exil heraus geradezu um die Verbrennung seiner Werke. Formuliert ist die Bitte in Form eines Briefes, der offenbar an den Machthabenden adressiert ist. Der Autor fleht deshalb um Verbrennung, weil er offenkundig gegen das Regime sein möchte. Werden seine Stücke nicht verbrannt, dann empfindet er das als eine Beleidigung, da sie in diesem Fall scheinbar zu wenig Regime-Kritik enthalten.
  • Im Mittelpunkt des Werkes steht inhaltlich der Wunsch nach Distanzierung zur NS-Dichtung. Thematisiert wird ferner die Solidarität mit den Opfern des Regimes und die mit Dichter-Kollegen, denen das Regime Schreckliches antut. Gemein ist allen drei inhaltlichen Hauptkomponenten die übergeordnete Sehnsucht nach Gerechtigkeit.

Formale Betrachtung - "Die Bücherverbrennung" als Eilbrief

Die formale Seite der "Bücherverbrennung" gibt dem Inhalt von Brechts Gedicht einen dringlichen Rahmen.

  • Aufgebaut ist das Werk aus einer einzigen Strophe zu 14 Versen. Dass Brecht keine weitere Strophenunterteilung vornimmt, gibt dem Inhalt einen stärkeren Effekt. Die Klage wirkt zusammenhängend in ihrer Vollen. Die behandelten Themen sind eng verknüpft. Für Brecht ist die Solidarität mit den Opfern, mit ausgestoßenen Autoren und die Selbstaufopferung dafür eine klar zusammengehörige Sache.
  • Die Verse leben von Enjambements. Auch dieser zeilenübergreifende Stil stützt die Abhängigkeit der inhaltlichen Komponenten. Außerdem macht Brecht die fiktive Klage auf diese Weise fassbarer und realer. Der Leser kann sich vorstellen, wie es aus dem fiktiven Autor heraussprudelt. Die Wut des Schreibenden und die Eiligkeit seiner Beschwerde kommen hiermit zum Ausdruck.
  • Abgerundet wird dieser formale Rahmen durch Verse unterschiedlicher Länge und das Fehlen eines durchgehenden Rhythmus oder Reimschemas. Auch hierin spiegelt sich die Hastigkeit und wütende Überstürztheit des Schreibenden. Außerdem stützt Brecht mit dieser Form seine Realitätsillusion. Für ein modernes Gedicht sind die eben genannten Merkmale davon abgesehen typisch.

Stilistische Analyse - Brechts Metonymie für Gerechtigkeit

Stilistisch generiert Brecht in seinem Gedicht eine zweite Bedeutungsebene hinter der Bedeutung der bloßen Worte.

  • Am erwähnenswertesten ist hierbei die mehrmals wiederholte Metonymie "Verbrennt mich!". Auf Bedeutungsebene kommt hier die Meinung zum Ausdruck, dass der Autor als Mensch nur so gut ist, wie sein Werk es als solches ist. Er schafft hier einen untrennbaren Zusammenhang zwischen der Person hinter einem Text und dem Inhalt des Textes. 
  • Die Aufforderung, das lyrische Ich zu verbrennen, ist ferner das höchste Maß der Solidarisierung mit den Opfern der Nazi-Zeit. Lieber verbrannt zu werden, als ein Nazi-Dichter zu sein, tritt durch die Metonymie als Klimax der Richtigkeit und Gerechtigkeit hervor.
  • Der Text kann durch das beschriebene Bild sogar bedingt als Allegorie interpretiert werden. Die Verbrennung der Werke erstreckt sich als das eben beschriebene Bild von der Verbrennung des Dichters selbst auf den Gesamtzusammenhang des Gedichts, sodass von einer Allegorie der Solidarität gesprochen werden kann.
  • Neben der allegorischen Metonymie nutzt Brecht eine sehr adjektivhaltige Sprache. Der Gebrauch von semantisch eher negativ behafteten Adjektiven wiederum wirkt auf den Leser emotionalisierend. Die Wut des lyrischen Ichs wird damit umso greifbarer. 
  • Durch die Metapher "mit fliegender Feder" stützt Brechts Stil zum wiederholten Male die Dringlichkeit und Eiligkeit des geschilderten Sachverhalts. Als Bild sorgt auch die Metapher ferner dafür, dass die Emotionen des lyrischen Ichs für den Leser realer und greifbarer werden.

Betonen Sie in einer Analyse der "Bücherverbrennung" den realen Zusammenhang mit den Bücherverbrennungen 1933 und arbeiten Sie das Gedicht als einen Schrei nach Gerechtigkeit heraus. Abrunden können Sie Ihre Analyse durch einen Schluss, der Brechts reale Person mit dem fiktiven Autor des Eilbriefes in Zusammenhang stellt. Auf diese Weise kann bei der Aufgabe kaum mehr etwas schief gehen.

helpster.de Autor:in
Sima Moussavian
Sima MoussavianFür Sima liegt die Schule noch nicht weit zurück. Sie erinnert sich noch gut an die Inhalte. In ihrer Freizeit lernt Sima gerne neues und probiert sich dabei auch im Heimwerken.
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