Alle Kategorien
Suche

Wäsche waschen zwischen den Jahren - so gehen Sie mit dem Brauch um

In der Silvesternacht sollte die Wäscheleine leer bleiben.
In der Silvesternacht sollte die Wäscheleine leer bleiben.
Weihnachten und Silvester bringen viele Bräuche mit sich. Einer davon besagt, dass zwischen den beiden Festen keine Wäsche gewaschen werden sollte, da sonst jemand sterben könnte, der einem nahe steht. Woher kommt der Aberglaube? Und soll sich die Wäsche zwischen den Jahren türmen?

Warum soll zwischen den Jahren keine Wäsche gewaschen werden?

Die Nächte zwischen Weihnachten und dem 6. Januar, dem Tag der Heiligen Drei Könige, werden auch Raunächte genannt. Der Mythologie zufolge steht dann das Tor zur Geisterwelt, in der die Seelen der Verstorbenen umherwandern, offen und die Seelen können in die Welt der Lebenden eintreten.

Der Erzählung nach gehen die Dämonen des Totenreichs in der Welt der Lebenden während dieser Zeit auf die sogenannte “Wilde Jagd” und stiften Unruhe. Grundsätzlich sind die Jäger den Menschen gegenüber zwar nicht negativ eingestellt, es ist allerdings trotzdem ratsam, die Aufmerksamkeit dieser Gestalten auf sich zu ziehen. Neben einer Reihe anderer Dinge, die es dem Volksmund nach zu beachten gilt, sollte darauf verzichtet werden, zwischen den Jahren Wäsche aufzuhängen.

Denn in großen Wäschestücken, so die Sage, können sich die jagenden Geister (Reiter) leicht verfangen. Das würde ihren wilden Zorn auf die Bewohner des Hauses lenken und ihnen im neuen Jahr großes Unheil und Unglück bescheren. Darüber hinaus würden insbesondere weiße Betttücher mitgenommen, um als Leichentuch für einen Bewohner des Hauses verwendet werden zu können.

Welche andere Entstehungsgeschichte gibt es für den Brauch?

Eine andere mögliche Entstehungsgeschichte des Brauches hat damit zu tun, dass man den Wäscherinnen und Hausfrauen eine Pause von der Plackerei des Wäschewaschens gönnen wollte.

Vor der Erfindung der Waschmaschine war das Wäschewaschen eine sehr harte und langwierige Arbeit. Die Stücke mussten eingeweicht, mitunter gekocht, mit Seife gewalkt, dann gründlichst ausgespült und anschließend getrocknet werden.

Nur wenige Haushalte gaben ihre Wäsche in fremde Hände. Zum Teil lag dies daran, dass das Geld für die Wäscherinnen fehlte. Zum Teil auch daran, dass in Zeiten von Seuchen und mangelnder medizinischer Versorgung niemand die Zellen fremder Leute an der eigenen Wäsche wissen wollte.

Da die Pausen zwischen den einzelnen Waschtagen aber ohnehin recht lang waren und es keine Seltenheit war, dass nur einmal im Monat gewaschen wurde, ist diese Version der Entstehung des Brauches doch eher unwahrscheinlich.  

In dieser Version bezieht sich der Brauch auch nicht unbedingt ausschließlich auf die Wäsche. Es ging vielmehr um alle anstehenden Arbeiten, die noch im alten Jahr erledigt werden konnten. So sollten etwa auch alle Tiere vor der Dunkelheit versorgt sein, sodass man nicht spät abends nochmal aus dem Haus musste.

Was der Brauch in heutigen Jahren bedeutet

Seit der Erfindung der Waschmaschine ist das Wäschewaschen in vielen Haushalten eine nahezu alltägliche Angelegenheit. Zwei Wochen lang darauf zu verzichten, fällt heute wohl deutlich schwerer als in der Vergangenheit. Kleidungsstücke werden wesentlich häufiger gewechselt und die Menge an Schmutzwäsche, die anfällt, lässt eine derart lange Pause selten zu.

Aus diesem Grund reduzierte sich der Aberglaube auf die Silvesternacht. Lediglich in dieser einen Nacht sollte auf keinen Fall Wäsche auf der Leine hängen, heißt es heute.

Viele Hausfrauen und -männer bestehen daher darauf, noch am Silvesterabend die Wäsche von der Leine zu nehmen und waschen daher am 31. Dezember tagsüber nichts mehr. Die Folgen eines Verstoßes werden unterschiedlich vermutet.

Einige erwarten, bei Missachtung, gemäß der Sage der Besucher aus der Geisterwelt, Unglück und Tod im neuen Jahr. Sind Sie besonders abergläubisch, sollten Sie also darauf achten, dass Sie noch vor dem ersten Glockenschlag, der das neue Jahr einläutet, Ihre komplette Wäsche erledigt haben.

Neuere Auslegungen besagen, dass das auf der Leine hängen lassen der Wäsche aus dem alten Jahr viel Arbeit - im negativen Sinne - ins Haus bringen wird.

Falls Sie also zu den Hausarbeitsmuffeln gehören, sollten Sie auf alle Fälle Ihre Wäsche rechtzeitig vor der Silvesternacht waschen, trocknen und bügeln. Und dann ganz fest darauf hoffen, dass Ihnen die Hausarbeit im nächsten Jahr erspart bleibt.

Schließen Sie einen Kompromiss beim Waschen

Wenn Sie in einem Haushalt wohnen, in dem es unmöglich ist, zwei Wochen nicht zu waschen, etwa weil Sie kleine Kinder haben oder aufgrund eines Krankheitsfalls penibel auf Hygiene achten müssen, können Sie auch kleine Ausnahmen machen. So können Sie beispielsweise die Teile, die gewaschen werden müssen, aus dem Brauch heraushalten.

Oder Sie achten darauf, dass zumindest in der Silvesternacht keine Wäsche mehr auf der Leine hängt.

Übrigens sagt der Brauch nichts darüber, ob es erlaubt ist, die Wäsche im Trockner zu trocknen, schließlich gab es damals noch kein solches Gerät. Wenn man es also genau nimmt, hängen Sie in diesem Fall keine Wäsche auf, in der sich ein Dämon der Unterwelt verfangen könnte.

Letztlich hängt es von Ihrer eigenen Einstellung ab, ob Sie dem Mythos Glauben schenken, sich an den Brauch halten und zwischen den Jahren keine Wäsche waschen oder ob Sie den Brauch nicht befolgen wollen.

Eine schöne Art, das alte Jahr abzuschließen, ist das Wäschewaschen aber allemal. So kann das neue Jahr mit all seinen guten Vorsätzen gleich ordentlich begonnen werden.

Teilen: