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Tierretter oder Tierquäler - Zoos scheiden die Geister

Zoos - Rettung oder Qual für Tiere?
Zoos - Rettung oder Qual für Tiere?
Die Artenvielfalt der Erde schwindet so schnell wie nie. Mittlerweile wurden über 42.100 Arten in Bedrohungs-Kategorien eingestuft. Viele Zoos haben sich deswegen dem Artenschutz verschrieben, von einigen ist eben dieser sogar das Hauptziel geworden. Sie investieren viel Geld in Tierhaltung und Projekte vor Ort. Doch können Zoos wirklich essentiell zum Artenschutz beitragen oder werden die Tiere dort vielmehr sinnlos ausgebeutet? Ein Pro und Contra.

Dienen Zoos dem Artenschutz oder überwiegt das Leid der Tiere?

Für viele Menschen - gerade Kinder - sind Zoos natürlich eine wunderbare Gelegenheit, wilde, exotische Tiere aus nächster Nähe zu beobachten und zu erleben. Allerdings ebbt die Diskussion um Fluch und Segen zoologischer Gärten seit jeher nicht ab. Kein Wunder, sowohl Befürworter als auch Gegner warten mit verständlichen und fundierten Argumenten auf. So leisten die Zoos einerseits etwa über Zuchtprogramme und Bildungsarbeit einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz, andererseits ist es den Einrichtungen bisweilen schwer möglich, den Tieren einen exakten “Nachbau” ihres natürlichen Lebensraums zu ermöglichen oder sie gar wieder auszuwildern. Doch was sind nun die Argumente dafür und dagegen, dass Zoos dem Artenschutz dienen?

Pro

Artenschutz und Reservepopulationen

Laut Weltnaturschutzunion (IUCN) ist etwa jede vierte Säugetierart, jede achte Vogelart und ein Drittel aller Amphibien bedroht. Daher ist Artenschutz heute wichtiger als je zuvor. Auch Zoos haben sich mittlerweile der Aufgabe des Artenschutzes verschrieben. „Gut geführte und international anerkannte Zuchtprogramme in Zoos können einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz leisten“, erklärt Arnulf Köhncke, Fachbereichsleiter Artenschutz beim WWF Deutschland. Gefährdete Arten werden dort als sogenannte “Reservepopulation” nachgezüchtet und im besten Fall irgendwann in ihrem natürlichen Lebensraum ausgewildert, sofern die Voraussetzungen dafür stimmen.

Natürlich ist Letzteres nicht in jedem Fall gegeben, aber in diversen. Ein gutes Beispiel sind etwa die Przewalski-Pferde in der Mongolei, die häufig in Tierparks gezüchtet und anschließend in ihrer Heimat ausgewildert wurden. Daher arbeiten wichtige Naturschutzorganisationen wie der WWF häufig eng mit Zoos zusammen.

Forschung

Auch zur Forschung können Zoos beitragen. Nicht verwunderlich, da sich die Tiere dort und ihr Verhalten natürlich wesentlich leichter beobachten lassen als in freier Wildbahn. Aus diesem Grund basiert ein Großteil unseres heutigen Wissens über die Biologie verschiedener Arten auf Erkenntnissen aus Zoos. Dieses umfangreiche Wissen und Studien über wilde Tiere erfreut nicht nur neugierige Menschen, sondern ermöglicht zudem einen präziseren und wirksameren Schutz freilebender Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume.

Bildung

Zu guter Letzt erfüllen Tierparks auch einen Bildungsauftrag. “Durch das Ausstellen der Tiere bieten sie den Besuchern einen Zugang zu Tieren fremder Kontinente und Meere. Denn es gilt leider meistens, dass man nur erhält, was man kennt und nur zu kennen glaubt, was man selbst gesehen hat. Die ausgestellten Tiere stehen somit als ‘Vertreter ihrer Art in freier Wildbahn’”, so Theo Pagel, Direktor des Kölner Zoos. Er sieht die Tiere als eine Art "Mitarbeiter des Zoos, deren Aufgabe darin besteht, das Bewusstsein der nicht selten von der Natur entfremdeten Stadtbevölkerung für den Artenschutz zu stärken".

So viele Vorteile, die Zoos offensichtlich zu haben scheinen, so viele Gegenargumente gibt es.

Contra

Tierleiden in Gefangenschaft

“Zoos sind Gefängnisse für die Tiere”, so klar etwa positioniert sich die Tierrechtsorganisation PETA. “Den Bedürfnissen der Tiere für ein artgerechtes Leben werden Zoos nicht gerecht. Viele Tiere erkranken, entwickeln aufgrund der artwidrigen Haltung psychische Erkrankungen und sterben verfrüht”, so die Organisation weiter. Tierparks sei es nur schwer möglich, den dort lebenden Bewohnern ihr komplett natürliches Umfeld zu ermöglichen. Natürliche Reize fehlten, ebenso artgerechte Beschäftigungsmöglichkeiten wie etwa das Jagen. Außerdem fühlten sich die Tiere durch die Besuchermassen gestört.

Auch das Thema Auswilderung ist heikel: Oftmals ist eine solche nicht möglich, da entweder der natürliche Lebensraum der Tiere nicht mehr in der Form vorhanden ist, den die Tiere bräuchten oder die Tiere sich durch die “Zoo-Aufzucht” genetisch und im Verhalten derart von den Populationen in der freien Wildbahn entfernt haben, dass sie dort nicht überlebensfähig wären.

Zoos vermitteln falsches Bild von Artenschutz

Auch was den Artenschutz-Gedanken angeht, haben Zoo-Gegner eine klare Meinung: “In Zoos können Tiere viele ihrer natürlichen Verhaltensweisen und Bedürfnisse nicht ausleben.” Soziale Interaktionen fielen weg, der “Anblick verhaltensgestörter oder apathischer Tiere zeigt Zoo-Besuchern ein völlig falsches Bild von Tieren auf”, so PETA. Artenschutz bedeutet vor allem, Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu schützen. “Es nützt keinem Tier, in Gefangenschaft vor dem Aussterben bewahrt zu werden.”

Zoos haben vor allem wirtschaftliche Interessen

Tierparks sind gewinnorientierte Unternehmen. Ohne Geld können sie natürlich nicht überleben. Deswegen liegt es in ihrem Interesse, möglichst viele Besucher anzulocken, die das Geld bringen. Unter anderem durch die Zucht süßer Tierbabys, die letztlich aber dann doch nicht ausgewildert werden (können). Laut PETA werde Besuchern gerne vorgegaukelt, dass Tiere aus Artenschutz-Gründen gezüchtet werden. Dabei gehe es den Zoos vorrangig um wirtschaftliche Interessen. Echter Artenschutz bedeute, Tiere in ihrem natürlichen Umfeld zu schützen.

So viel Uneinigkeit bei diesem Thema auch herrschen mag, ein gemeinsames Ziel gibt es dennoch: Die höchste Priorität beim Artenschutz muss der Erhalt der natürlichen Lebensräume der Wildtiere haben. Und dafür sollte jeder seinen bestmöglichen Beitrag leisten.

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