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Systemische Hypothesen - Bedeutung

Systeme können sehr komplex sein.
Systeme können sehr komplex sein.
Vielleicht ist es deshalb so, wie es ist - oder auch aus einem ganz anderen Grund. Wenn Sie in der systemischen Beratung mit Hypothesen konfrontiert werden, dann geht es nicht in erster Linie darum, eine bestimmte "Wahrheit" zu finden bzw. herauszufinden, ob etwas richtig ist. Vielmehr spielt der Aspekt der Nützlichkeit eine große Rolle.

Hypothesen haben in der systemischen Beratung eine wichtige Funktion. In der Grundhaltung eines neugierigen Kindes können Vermutungen gebildet und Fragen gestellt werden, ohne dass es darum geht, das "Richtige" herauszufinden. Wenn Sie mit solchen Fragen konfrontiert werden, können Sie geradeheraus antworten, statt lange nach der "richtigen" Antwort zu suchen.

Systemische Hypothesen bilden

Zu den Grundlagen der systemischen Beratung und Therapie gehört es, den einzelnen Menschen innerhalb seiner Systeme zu betrachten und ihn insoweit in seinem Verhalten als "Symptomträger" zu sehen. Nicht der Einzelne ist oder hat damit ein Problem, sondern dieses ergibt sich pauschal gesagt erst durch das Zusammenspiel der einzelnen Systembeteiligten.

  • Hierbei kann es sich beispielsweise um ein Familiensystem oder ein Arbeitssystem handeln. Wenn Sie täglich mit vielen Kollegen zusammenarbeiten müssen und gelegentliche Reibungen dabei nicht ausbleiben, ist hieran kaum nur ein einzelnern Kollege "schuld". Auch wenn beispielsweise nur einer immer meckert und Sie und die anderen schweigen - dann ermöglicht auch das Schweigen dem anderen Kollegen sein Verhalten.  
  • Eine Vermutung, die über das System gebildet wird, ist daher je nützlicher, desto mehr Mitglieder des Systems sie umfasst. Werden die Handlungen der Systemmitglieder durch die Hypothese im Zusammenhang gesehen bzw. erklärt, lassen sich aus ihr auch Lösungsstrategien für das System ableiten. Die gute Nachricht dabei ist: Wenn etwas nicht so läuft, wie es soll, sind Sie kaum alleine daran "schuld".
  • Es geht nicht darum, eine Vermutung à la "weil x das tut, tut y das" im Sinne eines einfachen Ursache-Wirkungszusammenhangs herzustellen, sondern die Interaktion vieler Systemmitglieder zu betrachten. Bei einem solchen Erklärungsmodell geht es nicht darum, dass und ob es "richtig" ist, sondern nur darum, ob die Annahme nützlich ist. Erweist sie sich als nicht nützlich, kann eine andere Hypothese gebildet werden.

Dinge ordnen und Möglichkeiten anregen

Die Bildung einer Hypothese trägt dazu bei, die komplexen Informationen innerhalb eines Systems zu ordnen. Aus einer solchen Ordnung heraus können neue Handlungsmöglichkeiten entwickelt werden.

  • Äußert sich beispielsweise ein Kollege in Ihrem Arbeitssystem oft zweideutig, lässt sich die Vermutung bilden, dass dahinter die Angst stehen könnte, sich festzulegen. Womöglich ist diese Angst bei vielen Systemmitgliedern vorhanden, sodass auch Verantwortung nicht klar übernommen wird und die Kommunikation oft schwierig ist.
  • Aus der Annahme über das System heraus könnten nun Lösungsmöglichkeiten entwickelt werden. Vielleicht ist beispielsweise eine größere "Fehlerfreundlichkeit" im Umgang miteinander nötig. Denn wenn Fehler nicht "bestraft" werden, fällt es leichter, Verantwortung zu übernehmen.

Bei systemischen Hypothesen geht es nicht um einen abstrakten Wahrheitsgehalt, sondern um die Nützlichkeit für das System, auf das sie sich beziehen. Ausgehend von den Vermutungen können Lösungsstrategien entwickelt werden.

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