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Sperrsitz - Erklärung

Im Zirkus können Sie noch heute auf einem Sperrsitz Platz nehmen.
Im Zirkus können Sie noch heute auf einem Sperrsitz Platz nehmen.
„Parkett oder Sperrsitz“? - Wenn Sie diese Frage an der Zirkuskasse hören, ist die Verwirrung oft groß. Was genau ist bitteschön ein Sperrsitz? Irrtümlich meinen viele Menschen, dass dies die schlechteste Sitzplatzkategorie ist. Ein kurzer Blick auf das Barocktheater zeigt jedoch, was es damit tatsächlich auf sich hat.

Das Barocktheater und seine Sitzplätze zum Absperren

Die Bezeichnung mutet merkwürdig an und hat sich doch ihren tieferen Sinn: Sperrsitze konnte man früher absperren.

  • Diese Sitzplätze gab es erstmals Ende des 18. Jahrhunderts im Theater des späten Barock. Gut situierte Herrschaften konnten damals Sitze mieten, die ihnen dann vorbehalten waren.
  • Damit sich auch niemand anders auf diese Plätze setzte, wurde die hölzerne Sitzfläche hochgeklappt und mit einem Schlüssel abgesperrt, der den Sitzplatzmietern ausgehändigt wurde. Dieser Schlüssel war dann gleichzeitig die Eintrittskarte zum Theater - die frühe Form des Theaterabonnements war geboren.
  • Historische Sperrsitze finden Sie in Oberösterreich im Stadttheater von Grein. Der barocke Bau aus dem Jahr 1791 ist das älteste erhaltene Theater Österreichs; noch heute werden hier Aufführungen gezeigt. Die drei vordersten Reihen des Zuschauerraums sind mit diesen im Originalzustand erhaltenen hochklappbaren Holzsitzen bestuhlt; die dazu gehörigen Originalschlüssel zum Absperren können Sie sich in einem Schaukasten ansehen.
  • Noch teurer waren im Barocktheater nur die ebenfalls abschließbaren Logen. Diese kleinen, mit mehreren Sitzplätzen ausgestatteten Räume an den Seiten- oder Rückwänden des Theaters waren ein Statusobjekt, für das die Damen und Herren der oberen Gesellschaft viel Geld bezahlten.

Der Sperrsitz heute

„Zweimal Sperrsitz, bitte“ - an der Zirkuskasse können Sie das noch heute verlangen. Ansonsten ist diese Sitzplatzkategorie sehr selten geworden.

  • Ob im berühmten Zirkus Krone oder in einem kleinen Wanderzirkus, der auf dem Dorfplatz gastiert: Hier können Sie noch immer auf einem Sperrsitz Platz nehmen. Damit ist in der Regel die mittlere Sitzplatzkategorie an den Seiten gemeint – nach den teuren Logenplätzen direkt an der Manege und dem Parkett in den nachfolgenden Reihen. Billiger ist ein Platz auf dem Rang, der sich ganz hinten entlang der Zeltwände erstreckt.
  • Außerdem finden Sie diese Sitzplatzkategorie noch in altehrwürdigen Opernhäusern wie der Stuttgarter Staatsoper. Damit ist zumeist ein Platz im Ersten Rang gemeint. Die Sicht ist hier immer noch gut, aber der Preis ist günstiger als für die Mitte des Parketts und die Loge. 
  • Vor der Einführung des Einheitspreises gab es auch im Kino Sperrsitze. Sie befanden sich im hinteren Drittel des Zuschauerraums; eine bessere Kategorie waren die Logenplätze in den hintersten Reihen; schlechter war der sogenannte „1. Platz“ ganz vorne.

Mit einem Sperrsitz sind Sie also gut bedient: Dieser Platz ist nicht optimal, aber ausreichend - und er kostet weniger als die Loge.

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