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Situationsansatz - das Konzept erläutert

Zwei Kinder in der Schule beim Schreiben.
Zwei Kinder in der Schule beim Schreiben. © klimkin / pixabay.com
Der "Situationsansatz" ist ein pädagogisches Konzept, das sich auf die individuellen Bedürfnisse und Interessen der Kinder konzentriert und den Lernprozess in den Kontext ihrer unmittelbaren Umgebung stellt

Der Situationsansatz soll Kinder fördern

Der Situationsansatz fördert eine kindzentrierte, erfahrungsbasierte und partizipative Lernumgebung. Er legt Wert darauf, dass Kinder nicht nur passiv Wissen erwerben, sondern aktiv in den Lernprozess eingebunden sind und ihre individuellen Interessen und Bedürfnisse berücksichtigt werden.

  • Orientierung an den Interessen der Kinder: Der Situationsansatz basiert darauf, dass der Lernprozess an den Interessen, Fragen und Aktivitäten der Kinder ausgerichtet ist. Die Lehrer beobachten die Kinder, hören auf ihre Fragen und berücksichtigen ihre Neugier, um den Lehrplan zu gestalten.
  • Alltagsbezug und Lebenswelt der Kinder: Die Lerninhalte werden in den Alltag und die Lebenswelt der Kinder integriert. Das bedeutet, dass die Aktivitäten und Lernsituationen für die Kinder relevant und bedeutsam sind, indem sie mit ihrer täglichen Umgebung und ihren Erfahrungen verbunden werden.
  • Projektarbeit: Der Situationsansatz beinhaltet oft die Durchführung von Projekten. Diese können längere, tiefergehende Untersuchungen zu einem bestimmten Thema sein, das die Kinder interessiert. Die Projekte bieten die Möglichkeit für eine umfassende Erforschung und ermöglichen den Kindern, aktiv am Lernprozess teilzunehmen.
  • Partizipation und Selbstbestimmung: Die Selbstbestimmung der Kinder wird im Situationsansatz betont. Kinder werden ermutigt, ihre Ideen einzubringen, ihre Meinungen zu äußern und aktiv am Gestalten ihres Lernens teilzunehmen. Lehrer übernehmen die Rolle von Begleitern und Unterstützern.

Weitere Vorteile des Situationsansatzes

Der Situationsansatz in der Pädagogik ist wichtig, weil er eine kindzentrierte, erfahrungsreiche und sinnvolle Lernumgebung fördert.

  • Soziale Interaktion: Die soziale Interaktion ist ein wesentlicher Bestandteil des Situationsansatzes. Kinder lernen nicht nur von den Lehrern, sondern auch voneinander. Die Zusammenarbeit und der Austausch von Ideen werden gefördert.
  • Dokumentation des Lernprozesses: Lehrer dokumentieren den Lernprozess der Kinder, um die Entwicklung zu verfolgen, die Interessen der Kinder zu verstehen und den Lernfortschritt zu reflektieren. Die Dokumentation kann in Form von Fotos, Zeichnungen, Texten oder anderen Medien erfolgen.
  • Langfristige Lernmotivation: Da der Situationsansatz auf den Interessen der Kinder basiert, trägt er dazu bei, langfristige Lernmotivation zu fördern. Kinder können positive Lernerfahrungen machen und eine intrinsische Motivation für lebenslanges Lernen entwickeln.

Woher kommt der Situationsansatz?

Der Situationsansatz, auch als "Situationsorientierter Ansatz" bekannt, hat seine Wurzeln in der reformpädagogischen Bewegung des frühen 20. Jahrhunderts. Er entstand als Reaktion auf traditionelle Lehrmethoden und betonte eine stärker auf die Bedürfnisse und Erfahrungen der Kinder ausgerichtete pädagogische Herangehensweise.

  • Reformpädagogik: Der Situationsansatz ist stark von den Ideen der Reformpädagogik beeinflusst, einer Bewegung, die sich gegenüber autoritären und dogmatischen Lehrmethoden abgrenzte. Pädagogen wie Maria Montessori, Friedrich Fröbel und Rudolf Steiner prägten diese Bewegung mit innovativen Ansätzen, die die Individualität und die natürlichen Lernprozesse der Kinder betonten.
  • Projektarbeit und Lernwerkstätten: Die Idee von Projektarbeit und Lernwerkstätten, bei denen Kinder durch aktive Teilnahme und Entdeckung lernen, wurde im Situationsansatz aufgegriffen. Diese Konzepte waren integraler Bestandteil der reformpädagogischen Prinzipien.
  • Psychologie und Entwicklungslehre: Die Erkenntnisse aus der Kinderpsychologie und Entwicklungslehre flossen ebenfalls in den Situationsansatz ein. Die Betonung der Individualität, der Bedeutung von Erfahrungen und der Rolle der sozialen Interaktion spiegeln Erkenntnisse aus diesen Bereichen wider.
  • Forschungsbasierte Pädagogik: Der Situationsansatz bezieht sich stark auf die Idee, dass Kinder am besten lernen, wenn sie an realen Situationen und konkreten Erfahrungen beteiligt sind. Die Förderung von forschungsbasiertem Lernen steht im Einklang mit der Idee, dass Kinder durch aktive Beteiligung und Untersuchung lernen.
  • Deutsche Pädagogik: Der Situationsansatz hat seine Wurzeln auch in der deutschen Pädagogik. Insbesondere der deutsche Pädagoge und Psychologe Hans Aebli spielte eine wichtige Rolle in der Entwicklung des Situationsansatzes. Aebli betonte die Bedeutung des Situationsbezugs und der individuellen Lernwege.

Der Situationsansatz wurde im Laufe der Zeit weiterentwickelt und angepasst, insbesondere in der frühkindlichen Bildung und im Bereich der Grundschuldidaktik. Heute findet er weltweit Anwendung in verschiedenen pädagogischen Kontexten und wird von Pädagogen genutzt, um eine auf die Bedürfnisse und Interessen der Kinder ausgerichtete Lernumgebung zu schaffen.

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