Alle Kategorien
Suche

Regenwassersteuer - so rechnen kluge Hausbesitzer

Inhaltsverzeichnis

In stark bebauten Gegenden sorgt jeder Starkregen für riesige Pfützen.
In stark bebauten Gegenden sorgt jeder Starkregen für riesige Pfützen.
Kommunen sind bekanntlich knapp bei Kasse. Es verwundert daher nicht, dass sie nach neuen Geldquellen Ausschau halten. Eine solche ist die Regenwassersteuer, genannt auch Regensteuer oder Niederschlagswassergebühr. Als betroffener Grundstücksbesitzer müssen Sie nicht mehr nur für Abwasser, sondern auch für den Regen bezahlen.

Wenn Sie bei der Kommune nach dem Grund und dem Sinn der Regenwassersteuer nachfragen, erhalten Sie eine einfache Erklärung. Das Abwassernetz kann den Belastungen durch Regen nicht ohne neue Investitionen standhalten. Die starke Bebauung hat dazu geführt, dass Regenwasser nicht mehr versickern kann, sondern über die Abwasserkanäle abgeleitet wird.

Regenwassersteuer für auf dem Grundstück versiegelte Flächen

Noch vor nicht allzu langer Zeit forderte die Baubehörde: Regenwasser muss in die Kanalisation eingeleitet werden.

  • Mittlerweile gilt das Gegenteil. Denn das Wasserhaushaltsgesetz (WHG) von 2010 fordert die ortsnahe Bewirtschaftung des Niederschlags. Bei Baugenehmigungen und Bebauungsplänen wird der Verzicht auf den Regenabfluss vom Grundstück verlangt.
  • Zu den bei der Niederschlagsgebühr einbezogenen Flächen zählen alle Dachflächen, private Verkehrsflächen (Pkw-Stellplatz oder die Garagenzufahrt) sowie eine Terrasse oder der Zugangsbereich am Haus (sonstige befestigte Flächen).
  • Was verlangen Kommunen pro Jahr und Quadratmeter an Regenwassersteuer beziehungsweise Gebühren für Niederschlagswasser-Ableitung? In Berlin sind es pro Jahr und Quadratmeter etwa 1,89 Euro, in München 1,30 Euro, in Stuttgart 1,64 Euro (Stand 2014).
  • Als Grundstücksbesitzer sollen Sie mit der Niederschlagsgebühr motiviert werden, Flächen nicht so zu bebauen, dass Regenwasser nicht normal versickern kann. Als Hausbesitzer können Sie bereits bebaute Flächen naturnah umbauen oder Teilflächen von Garageneinfahrt oder Terrasse umgestalten.

Regenwassersteuer für mehr Gerechtigkeit

  • Sobald Sie aber ein Haus bauen oder einen Teil des Grundstücks mit einem Bodenbelag versehen, kann das Wasser nicht mehr versickern, es wird an der Oberfläche fließen, bis es in einen Kanal geleitet wird. In dem Fall belastet also das Regenwasser die Kanalisation und Kläranlage. Auch wenn das Wasser sauber ist, stellt allein schon der Durchfluss durch die Anlage eine Belastung dar.
  • Die Aufsplittung der Abwasserkosten nach Schmutzwasser und Regenwasser sorgt für mehr Gerechtigkeit, denn bisher wurde das Abwasser ausschließlich nach der Menge des bezogenen Frischwassers erhoben. Wenn Sie einen Vergleich anstellen zwischen einem großen Einkaufszentrum und einem Wohnhaus, werden Sie das schnell erkennen. Das Einkaufszentrum bezieht recht wenig Frischwasser, aber ein großer Parkplatz und ein weitläufiges Gebäude versiegeln den Boden, das Regenwasser wird komplett in die Kanalisation geleitet. Das Wohnhaus versiegelt wenig Fläche, aber dafür ist der Frischwasserverbrauch hoch.
  • Bei der bisher üblichen Kopplung von Abwassergebühren an den Bezug von Frischwasser wurde für das Wohnhaus eine hohe Abwassergebühr fällig, während der Supermarkt kaum etwas zahlen musste, obwohl durch die große versiegelte Fläche viel Regenwasser in die Kanalisation geleitet wurde. Durch die Aufsplittung zahlt nun der Supermarkt in erster Linie eine Regenwassergebühr und für das Wohnhaus wird so gut wie nur eine Schmutzwassergebühr fällig. Die Gesamtkosten für das Abwasser werden also gerechter verteilt.

Regenwasserspeicher und geplante Regenwasserversickerung

Wenn Sie als Hausbesitzer der Gebührenfalle entgehen wollen, müssen Sie zwar erst investieren - doch lohnt sich das.

  • Alles Regenwasser, welches vom Dach fließt, fangen Sie in einer Zisterne beziehungsweise einem Regenwasserspeicher auf. Damit sparen Sie zweimal. Um den Garten zu bewässern, benötigen Sie kein Trinkwasser. Sie verwenden das Wasser aus dem Behälter. Wenn Sie das der Kommune entsprechend nachweisen, fallen keine Entwässerungsgebühren für das Regenwasser an.
  • Eine weitere Lösungsmöglichkeit des Regenwasserproblems ist die Regenwasserversickerung. Sie sorgen einfach dafür, dass Regenwasser nicht auf versiegelte Flächen treffen kann. Denn diese bilden ja die Grundlage der Ermittlung der Regenwassergebühr.
  • Regenwasser müssen Sie sammeln, ableiten und gezielt versickern lassen. Es gibt mehrere anwendbare Methoden der Regenwasserversickerung im Garten. Dazu gehören Flächenversickerung, Muldenversickerung, Rohrversickerung und Schachtversickerung.
  • Für Gründächer gibt es Sonderregelungen. Jedoch unterscheiden sich diese von Stadt zu Stadt. Bei einigen werden Gründächer automatisch in die Gebührenberechnungen einbezogen. Andere tun das nicht. 
  • Da die Flächenerkundung im Rahmen einer "Befliegung" erfolgt, kann die Konstruktion eines Gründachs nicht eindeutig ermittelt werden. Das ist allerdings von Belang. Denn es macht einen Unterschied bei den Gebühren aus, ob ein Gründach mit einer fünf oder mit einer zehn Zentimeter starken Substrataufbaudecke versehen ist.

Regenwassersteuer können Sie auch sparen, wenn Sie versiegelte Flächen in eine "Regennutzfläche" umwandeln. Für Terrassen, Garagenzufahrten und Gehwege gibt es geeignete Pflasterungen, die eine vollkommene Versickerung von Regenwasser ermöglichen.

helpster.de Autor:in
Thomas Detlef Bär
Thomas Detlef BärAls Ökonom ist Thomas ein Experte für Geld und Finanzen. Durch seine berufliche Erfahrung und seine gründlichen Recherchen ist er auch im Bereich Beruf & Karriere ein wahrer Kenner.
Teilen: