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Pompeji und der große Vulkanausbruch des Vesuvs

Archäologischer Park Pompeji in Italien
Archäologischer Park Pompeji in Italien © Andy Holmes / unsplash.com
Der Ausbruch des Vesuvs 79 nach Christus war verheerend. Zwei Eruptionen beendeten das Leben in den römischen Städten Pompeji und Herculaneum schlagartig und endgültig. Doch warum ist die Tragödie für Archäologen ein Glücksfall und was passierte genau im Jahr 79 nach Christus?

Pompeji: eine Momentaufnahme des römischen Alltags

Der Vulkanausbruch bei Neapel konservierte das römische Alltagsleben in Pompeji und Herculaneum wie eine zeitlich unverfälschte Momentaufnahme für die Nachwelt. 

In der Antike galt Pompeji als eine wohlhabende Stadt. Sie liegt auf einer kleinen Hochebene etwa zehn Kilometer südlich des Vesuv und bot den Bewohnern einen reizvollen Blick auf den Golf von Neapel. Vor den Toren der Stadtmauer, wo der Fluss Sarno ins Meer mündet, war ein geschäftiger Hafen entstanden, in den regelmäßig Schiffe aus Europa, Nordafrika und dem Nahen Osten einliefen. Papyrus, Gewürze, Trockenobst und Keramik wurden gegen Wein und Getreide aus der Region getauscht.

Die Straßen der 60 Hektar großen Stadt Pompeji bildeten das typisch antike Gitternetz. Die gesamte Stadt wurde von einer Mauer mit Toren und Wachtürmen umgeben. Ein Theater und die Stabianischen Bäder dienten der Unterhaltung der reicheren Bürger. Eine römische Prachthalle war Börse und Gerichtshof. Unweit davon fand sich das Forum mit dem Jupitertempel. Ein Schwimmbad in einer Sportanlage bot den Athleten Abkühlung.

Der große Ausbruch des Vulkans Vesuv

Doch dies alles war mit dem Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 nach Christus Geschichte. Konservierte Funde von Lebensmitteln, die erst im Herbst hergestellt oder geerntet werden konnten, geben Aufschluss darüber, dass der Ausbruch einige Wochen nach dem 24. August erfolgt sein musste. Dieses Datum erwähnte Plinius der Jüngere, der nach der Katastrophe einen Brief an den Geschichtsschreiber Tacitus gesendet hat und den Ausbruch, den sein Onkel Plinius der Ältere als Augenzeuge miterlebte, darin detailgenau beschrieb.

Trotz zahlreicher Warnzeichen kam der Ausbruch für viele überraschend. Schwarzer Rauch zog in Richtung Stadt, der Himmel verdunkelte sich, und es regnete Asche und Bimsstein. Panik brach aus, einige flohen, andere suchten Schutz in ihren Häusern. Etwa ein Drittel der Bevölkerung kam bei dieser Eruption ums Leben. Die Menschen erstickten oder wurden durch herabfallendes Gestein erschlagen. Noch verheerender war der zweite Ausbruch am nächsten Tag. Lavamassen drangen in die Häuser ein, und für die Zurückgebliebenen gab es kaum ein Entkommen. 

Von den 20.000 Einwohnern wurden später etwa 2.000 gefunden. Deshalb gehen die Wissenschaftler davon aus, dass viele Menschen flüchten und somit überleben konnten. Die Stadt aber wurde verschüttet und geriet für Jahrhunderte in Vergessenheit.

Der Beginn der Ausgrabungen von Pompeji

Das Wissen um die Städte Pompeji und Herculaneum war nach der Katastrophe verloren gegangen. Erst die Beschreibungen des Archäologen Johann Joachim Winckelmann (1717 - 1768) entfachten einen regelrechten Antike-Boom. Wer etwas auf sich hielt und es finanzieren konnte, fuhr nach Pompeji, um sich die frühen Ausgrabungen anzusehen.

Damals wurde eher willkürlich nach einzelnen Fundobjekten gewühlt als systematisch gegraben. War eine Stelle vielversprechend, wurden Löcher gegraben und anschließend waagerechte Schächte in das Lavagestein getrieben. Vieles wurde dabei zerstört und die Objekte später selten ihren Fundorten zuzuordnen. Was für eine Sammlung als wertvoll erachtet wurde, nahm man mit, anderes wurde zerstört. 

Die heutige archäologische Stätte

Im 19. Jahrhundert setzte sich der italienische Monarch Vittorio Emmanuele II. als erster für eine systematische Forschung ein. So begann der Archäologe Fiorelli Ordnung in die bisher chaotischen Ausgrabungsversuche zu bringen. Er trug das Gestein horizontal Schicht für Schicht ab und konnte so ganze Häuser ans Tageslicht bringen und einen Plan der gesamten Stadt rekonstruieren.

Er führte eine lückenlose Dokumentation der Fundobjekte. Die meisten Funde beließ Fiorelli an Ort und Stelle und versuchte er die Häuser vor Wetter und Dreck zu schützen. Durch seinen Ordnungssinn und die vorsichtigen Grabungen hinterließ er der Nachwelt ein einzigartiges Zeugnis antiker Stadtkultur. Da die Asche des Vulkans die Stadt über die Jahrhunderte hinweg so gut konservierte, ist in Pompeji viel mehr erhalten geblieben als in anderen antiken Städten.

So auch menschliche und tierische Skelette, die unter dem meterhohen vulkanischen Material begraben wurden. Giuseppe Fiorelli begann, die Hohlräume, die die Knochen in der erkalteten Lava zurückließen, mit Gips auszufüllen. Nachdem das vulkanische Gestein abgeschlagen wurde, entstanden Skulpturen, die den Todeskampf der Bewohner Pompejis bis heute festhalten.

Nachdem die Ausgrabungen in Pompeji früher eine recht exklusive Angelegenheit waren, öffnete Giuseppe Fiorelli Teile der Ausgrabungen für die Allgemeinheit. Es war ihm ein Anliegen, dass jedermann Zugang zur römischen Antike bekam. Von nun an drängelte sich ein ständig zunehmender Strom an Touristen durch die antiken Straßen. Verschmutzung, Willkür und der Abrieb tausender Rucksäcke zerstörte zahlreiche Kunstwerke unwiederbringlich und Pompeji verschwindet zunehmend.

Wenn Sie also die antike Stadt selbst auch mal besuchen, bewegen Sie sich dort vorsichtig und rücksichtsvoll und machen Sie sich selbst immer wieder die historische Bedeutung der Stätte deutlich, um so Ihren Teil zum Erhalt beizutragen.

helpster.de Autor:in
Jana Stadelmann
Jana StadelmannJana ist Autodidaktin und Digitalnomadin aus der Tourismuswirtschaft und in vielen Ländern zuhause. Japanisch hat sie sich im Selbststudium beigebracht. Das zeigt ihre Begeisterungsfähigkeit Neues zu lernen aber auch ihr Wissen rund um verschiedenen Lernmethoden, das sie in der Kategorie Schule vermittelt.
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