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Polytechnische Oberschule - das Schulsystem der DDR

Die polytechnische Oberschule unterrichtete von der ersten bis zur zehnten Klasse.
Die polytechnische Oberschule unterrichtete von der ersten bis zur zehnten Klasse.
Das Schulsystem der DDR unterschied sich ganz klar vom heutigen Schulsystem. Die Polytechnische Oberschule galt als allgemeinbildend und sicherte so eine grundlegende Bildung in vielen Fachbereichen. Spezialisierungen der Schüler wurden nicht zugelassen.

Die polytechnische Oberschule im Allgemeinen

Die polytechnische Oberschule entstand im Jahre 1959 nach einer Reform des Schulsystems der DDR. Jeder Schüler besuchte diese Schule. Eine parallele Alternative gab es nicht.

  • Die Schullaufbahn umfasste, wie die heutige Realschule, zehn Klassen, begann aber mit der Einschulung in der ersten Klasse.
  • Innerhalb der Laufbahn wurden die Schüler nicht mehr in verschiedene Bildungszweige unterteilt. Alle Kinder hatten damit erstmalig die Möglichkeit der Oberschulbildung.
  • Der Unterricht erfolgte im Klassenverband. Dieser blieb vom Anfang bis zum Ende relativ stabil und die Schüler mussten sich nie neu orientieren.

Der grundlegende Schulaufbau

Um sich der Entwicklung der Schüler anzupassen, gab es in der polytechnischen Oberschule ein Stufensystem. Die gesamten zehn Jahre an der Oberschule wurden in drei Stufen unterteilt: Von der ersten bis zur dritten Klasse besuchten die Schüler die Unterstufe. Im Anschluss daran folgte die Mittelstufe bis einschließlich zur sechsten Klasse. Von der siebten bis zur zehnten Klasse erstreckte sich die Oberstufe.

  • Die Unterstufe können Sie mit der heutigen Grundschule vergleichen. Die Klassen hatten den meisten Unterricht bei ihrem Klassenleiter. Zu den Fächern zählten Deutsch, Mathematik, Werken, Sport, Musik, Kunst und Schulgarten. Der Schwimmunterricht kam meist in der 3. Klasse hinzu. Am Nachmittag besuchten die Schüler meist den Hort. Hier wurden Arbeitsgemeinschaften gebildet und Hausaufgaben erledigt.
  • Die Mittelstufe begann mit der vierten Klasse. Dabei stellte die vierte Klasse eine Art Brücke zwischen Unter- und Mittelstufe dar, um die Kinder auf die neuen Gegebenheiten vorzubereiten. Der Unterricht fand in den Fächern Deutsch, Literatur, Mathematik und Biologie statt. Hinzu kamen ab der 6. Klasse die Fächer Geographie, Biologie, Physik und Geschichte. Ab der fünften Klasse lernten alle Schüler Russisch als erste Fremdsprache.
  • In der Oberstufe wurden die Schüler auf ihren weiteren Werdegang vorbereitet. Mit Einführung des Unterrichts in Chemie wurde der Naturwissenschaftliche Bereich komplettiert. Hinzu kamen Fächer wie technisches Zeichnen und Einführung in die sozialistische Produktion. Schüler, die nach ihrem Abschluss noch ein Abitur ablegen wollten, konnten eine zweite Fremdsprache erlernen. Besonderes Augenmerk legte die polytechnische Oberschule auf technische Fachbereiche. Deswegen gab es einen sogenannten Unterrichtstag in der Produktion. Je nach Standort der Schule arbeiteten die Schüler im Agrar- oder Industriebereich und sammelten erste praktische Erfahrungen.

Der Abschluss am Ende der zehnten Klasse

  • Um den Abschluss der polytechnischen Oberschule zu erhalten, mussten die Schüler Prüfungen ablegen. Sie wurden in den Fächern Deutsche Sprache und Literatur, Mathematik und Russisch schriftlich geprüft. Hinzu kam eine Prüfung in einem naturwissenschaftlichen Fach.
  • Darüber hinaus mussten mindestens zwei mündliche Prüfungen stattfinden. In welchen Fächern der Schüler mündlich geprüft wurde, entschied die Lehrerkonferenz. Fächer, in denen der Notenschnitt des Schülers genau zwischen zwei Noten stand, wurden bevorzugt.
  • Die Vorzensur und das schriftliche Prüfungsergebnis bestimmten jeweils zu 50% die Endnote auf dem Abschlusszeugnis. Wurde in einem Fach zusätzlich eine mündliche Prüfung abgelegt, bestimmten die einzelnen Noten zu je einem Drittel die Endnote.
  • Der Abschluss der polytechnischen Oberschule berechtigte den Schüler zur Aufnahme einer Berufsausbildung. Auch ein Besuch der erweiterten Oberschule zum Ablegen des Abiturs war möglich. Ein Studium an Fachschulen, wie zum Beispiel den Sozialschulen, ermöglichte der Schulabschluss ebenfalls.

Die polytechnische Oberschule ist in ihrem Aufbau mit unseren heutigen Schulformen nicht zu vergleichen. Tage, an denen die Schüler in Betrieben arbeiten mussten, gibt es heute nicht mehr. Dieser praktische Bezug würde jedoch auch heute einen großen Vorteil bedeuten. Die mangelnde Entfaltungsfreiheit der Schüler an der polytechnischen Oberschule war jedoch ein entschiedener Nachteil. Mit Neigungskursen und Wahlfächern ermöglichen die heutigen Schulformen einen guten Ausgleich zum allgemeinen Unterricht. Dennoch bot auch die polytechnische Oberschule einen Weg zu unterschiedlicher Bildung. Ob der Schulabsolvent eine Berufsausbildung beginnt, das Abtiur ablegt oder ein Studium aufnimmt, lag ganz bei ihm selbst.

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