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Mormonen – Regeln und Lebensweise kennen und erklären

Goldene Statue auf Mormonentempel
Goldene Statue auf Mormonentempel © Michael Hart / unsplash.com
Oft sieht man Mormonen bei der Verbreitung ihres Glaubens. Aber was steckt hinter dem Missionieren, woran glauben sie und welche weiteren Regeln und Lebensweisen haben sie? Das alles erfahren Sie in diesem Artikel.

Wer sind die Mormonen?

Mormonen sind Anhänger einer christlichen Glaubensgemeinschaft. Neben der Bibel glauben sie an das heilige Buch Mormon. Es wurde im Jahr 1830 vom Gründer des Mormonentums Joseph Smith geschrieben. Der Überlieferung nach erschien dem 17-jährigen Joseph Smith außerdem der Prophet Moroni in Gestalt eines Engels. Der Engel übergab Joseph Smith einen Stapel Goldplatten mit alten ägyptischen Schriftzeichen. Zusätzlich gab er ihm eine spezielle Prophetenbrille, damit Smith die Sprache lesen konnte. Die Goldplatten enthielten Offenbarungen Gottes, welche Joseph Smith übersetzte und im Buch Mormon festhielt. Das Zentrum der Mormonen liegt heute in Salt Lake City im US-Bundesstaat Utah. Weltweit gibt es circa 16 Millionen Mormonen. Die Hälfte der Gläubigen wohnt in den USA und rund 40.000 in Deutschland.

Ein zentraler Punkt des Mormonentums ist der Glaube an das jüngste Gericht. Dieser besagt, dass die Gläubigen und ihre Taten nach ihrem Tod beurteilt werden. Anders als in der katholischen Kirche landen die Mormonen dabei nicht im Himmel oder in der Hölle. Stattdessen erreichen sie unterschiedliche Grade an Herrlichkeit. Ihre Religion trägt deshalb auch den Namen „Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage“. Ein weiterer Unterschied zum Christentum ist, dass die Mormonen glauben, dass nicht nur Jesus, sondern auch Gott einmal Mensch war. In manchen ihrer hohen Mitglieder sehen sie Apostel und Propheten. Außerdem kann laut Mormonentum jeder Mensch theoretisch durch Erleuchtung göttlich werden. Dafür müssen sie sich an ganz bestimmte Regeln halten.

Wichtige Rituale und Regeln im Mormonentum

Als aussenstehende Person kommt man mit Mormonen vorallem in Kontakt, wenn sie im Alter von 18 bis 19 Jahren in anderen Ländern auf Mission sind. Männliche Mormonen haben die Pflicht, 2 Jahre lang zu missionieren. Jede Mormonin darf bis zu 18 Monate missionieren. Das Ziel dabei ist, andere Menschen von ihrem Glauben überzeugen. Nach eigenen Angaben der Kirche sind derzeit 65.000 Missionare für das Mormonentum unterwegs. Die Missionare haben strenge Kleidervorschriften und sollen sich nicht freizügig, sondern förmlich kleiden.

Bevor Sie missionieren dürfen, steht aber im Alter von mindestens 18 Jahren das Ritual des "Endowment" an. Es ist das wichtigste Ritual für die Mormonen und bedeutet übersetzt Gabe. Das Ritual findet im Tempel statt. Gläubige empfangen dabei göttliche Zeichen und mehr Erkenntnis über die Absichten und Lehren Gottes. Danach müssen Mormonen immer ein weißes Tempelgewand unter ihrer Kleidung tragen. Das soll sie an ihr Bündnis mit Gott erinnern.

Im Alter von 8 Jahren werden Mormonen getauft. Dadurch werden sie Teil der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Außerdem können sie sich stellvertretend für verstorbene Vorfahren taufen lassen, um auch diesen einen Platz in der Kirche zu geben. Dadurch können sie für immer mit ihrer Familie zusammen sein. Denn Mormonen glauben an das ewige Leben nach dem jüngsten Gericht.

Das Beten gilt für Mormonen als tägliche Pflicht und jeden Sonntag findet ein gemeinsamer Gottesdienst im Tempel statt. Die Kinder bekommen außerdem im Gemeindehaus Religionsunterricht. Die religiöse Bildung ist generell ein wichtiges Thema für Mormonen. Schüler zwischen 14 und 18 Jahren sollen ein 4-jähriges Seminar absolvieren, das sie auf die geistigen Herausforderungen des Lebens vorbereitet. 

Die Mormonische Lebensweise ist meist nach einem „klassischen“ Familienbild gestaltet. Sexualität darf es nur zwischen Mann und Frau geben. Die Mutter kümmert sich zu Hause um die Kinder und den Haushalt und der Vater arbeitet. Oft haben sie viele Kinder. Außerdem gilt: Kein Sex vor der Ehe.  Neben Alkohol, Tabak und illegalen Drogen ist es Mormonen auch verboten, Kaffee oder schwarzen Tee zu trinken. Jeden ersten Sonntag im Monat essen und trinken Mormonen sogar gar nicht. Durch das Fasten sparen sie Geld, das sie an Arme und Bedürftige in ihrer Gemeinde spenden. Mormonen legen außerdem viel Wert auf Ehrenamt. Sie sollen anderen gegenüber hilfsbereit und fürsorglich sein. Zusätzlich arbeiten sie ehrenamtlich für die Kirche, vor allem in Form von Missionsarbeit. 

Ist das Mormonentum eine Sekte?

Das Mormonentum stößt häufig auf Kritik und wird von vielen Außenstehenden als Sekte bezeichnet: Ein Hauptgrund dafür ist, dass der Einblick für Außenstehende schwer ist — vor allem durch das System der Tempelscheine und die Verschwiegenheitspflicht über bestimmte Zeremonien. Auch die Verehrung hoher Mitglieder als Apostel und Propheten erinnert einige an eine Sekte. Weitere Kritik kommt von Aussteigern: Erfahrungsberichte beschreiben Gehirnwäsche und das Gefühl, die eigene Persönlichkeit nicht entfalten zu dürfen. Oftmals verlieren Aussteiger den Kontakt zu Freunden und Familie. Anders als bei vielen Sekten werden sie aber nicht explizit verstoßen. Die Mormonen selbst verstehen sich als christliche Glaubensgemeinschaft. Um das zu verdeutlichen, wollen sie lieber als Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage bezeichnet werden. Vom ökumenischen Rat der Kirchen wird das Mormonentum allerdings nicht als christlich anerkannt.

Ein weiterer Kritikpunkt war in der Vergangenheit die Polygamie. Während die meisten christlichen Religionen die strenge Idee einer monogamen Ehe verfolgen, soll Joseph Smith hingegen in einer Offenbarung zur Polygamie angeregt worden sein. Bis zum Verbot der Vielehe in den USA war das Konzept unter Mormonen deshalb sehr verbreitet. Heutzutage distanzieren sich die meisten mormonischen Glaubensgemeinschaften jedoch von der Polygamie.

helpster.de Autor:in
Jana Stadelmann
Jana StadelmannJana ist Autodidaktin und Digitalnomadin aus der Tourismuswirtschaft und in vielen Ländern zuhause. Japanisch hat sie sich im Selbststudium beigebracht. Das zeigt ihre Begeisterungsfähigkeit Neues zu lernen aber auch ihr Wissen rund um verschiedenen Lernmethoden, das sie in der Kategorie Schule vermittelt.
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