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Martin Opitz: Carpe diem - Informatives

"Carpe diem" - zentrales Thema des Barock
"Carpe diem" - zentrales Thema des Barock © M.E. / Pixelio
Der deutsche Dichter Martin Opitz verfasste im Jahr 1624 das Gedicht "Carpe diem", welches sowohl als typischer Vertreter seiner Werke im Speziellen als auch der barocken Dichtkunst im Allgemeinen angesehen werden kann.

Leben und Bedeutung von Martin Opitz

  • Martin Opitz von Boberfeld (geadelt 1627) war ein deutscher Dichter, Gelehrter und Diplomat zu Zeiten des Barock.
  • Er wurde am 23.12.1597 als Sohn eines Fleischermeisters im schlesischen Bunzlau geboren.
  • Zeit seines Lebens bemühte er sich um einen Wandel in der deutschen Dichtung. Sein großes Ziel lag darin, seine Muttersprache als Kunstsprache, ähnlich dem Italienischen und Französischen, zu etablieren.
  • Um dies zu erreichen, verfasste er mehrere Lehrbücher (z. B. "Buch von der Deutschen Poetery", 1624), in denen er u. a. strenge Formen, eine Reinheit der Sprache und das Studium antiker Literatur forderte. Außerdem machte er sich als Übersetzer klassischer Schriften einen Namen.
  • Während seines kurzen Lebens war Martin Opitz in ganz Europa unterwegs.
  • Sein Studium führte ihn 1619 nach Heidelberg. Von dort aus floh er vor feindlichen Truppen nach Holland und Jütland.
  • Nach seiner Rückkehr in die Heimat übernahm er diplomatische Aufgaben und reiste in dieser Funktion nach Wien, Berlin, Dresden, Warschau, Prag und Paris.
  • Am 20.08.1639 starb er in Danzig an der Pest.

Herkunft und Bedeutung von "Carpe diem"

  • Der Ausspruch "Carpe diem" entstammt einer Ode des römischen Dichters Horaz (65 – 8 v. Chr.).
  • Wörtlich übersetzt heißt er "Pflücke den Tag!". Im alltäglichen Gebrauch wird "Carpe diem" aber eher gedeutet mit "Genieße den Tag!" oder "Nutze den Tag!".
  • "Carpe diem" steht für ein Lebensgefühl. Man darf die Zeit, die man hat, nicht verschwenden. Wünsche und Ziele sollten gleich in die Tat umgesetzt werden, anstatt sie immer wieder auf Morgen zu verschieben. Genieße und nutze jeden Tag deines Lebens, denn man weiß nie, wie lange man noch Zeit dafür hat.
  • Neben "Vanitas" ("Nichtigkeit", "Alles Irdische ist vergänglich") und "Memento mori" ("Bedenke, dass du sterben musst!") gehört "Carpe diem" zu den zentralen Motiven der barocken Dichtung.
  • In der frühen Vergangenheit verhalf der Film "Der Club der toten Dichter" (1989) dem Ausspruch zu neuer Berühmtheit. Dort diente "Carpe diem" den Mitgliedern der titelgebenden Verbindung als Motto.

"Carpe diem" von Martin Opitz

  • Martin Opitz verfasste sein Gedicht "Carpe diem" im Jahr 1624.
  • Es ist ein typisches Werk barocker Dichtkunst. Neben dem titelgebenden "Carpe diem" werden auch "Vanitas" und "Memento mori" inhaltlich aufgegriffen.
  • Das lyrische Ich beklagt sich in den ersten beiden Strophen darüber, seine Tage mit dem Studieren alter Meister verschwendet zu haben, statt sein Leben zu genießen. Gleichzeitig kommt es zur Erkenntnis, dass die Zeit auf Erden unaufhörlich verrinnt und dass all das erlernte Wissen im Tode nichts nützt.
  • Daher beschließt das lyrische Ich in den letzten drei Strophen, von nun an sein Geld zum Feiern und Schwelgen zu nutzen, jede Stunde auszukosten und keinen drüben Gedanken mehr zuzulassen.
  • Formal besteht das Gedicht aus fünf Strophen mit je acht Versen. Im gesamten Werk tritt ein umarmendes Reimschema auf (abba), welches von einem vierhebigen Trochäus unterstützt wird.
  • Diese Strenge in der Form, der Verzicht auf Fremdwörter, die Verbindung von Wort- und Verston und der Hinweis auf antike Meister machen "Carpe diem" zu einem beispielhaften Werk von Martin Opitz.
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