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Kind erzählt nichts? So erfahren Sie mehr

Familie am Esstisch, die miteinander reden.
Familie am Esstisch, die miteinander reden. © Vanessa Loring / www.pexels.com
Viele Eltern kennen es, das Kind kommt nach dem Kindergarten oder der Schule nach Hause, man möchte wissen wie der Tag war und bekommt einsilbige und unergiebige Antworten. Oftmals liegt es an den falschen Fragen, die man stellt. Wie geht man das Problem nun an?

Die falschen Fragen stellen führt zu keinem Erfolg

Wer die falschen Fragen stellt, bekommt die falsche oder nicht gewünschte Antwort. Offene Fragen eignen sich gut für Smalltalk und flüchtige Bekannte, über deren Leben man nicht viel weiß. Hier kann die Frage: „Wie war dein Tag?“ locker beantwortet werden, vor allem von Erwachsenen, die gelernt haben, mit solchen Fragen umzugehen. Für Kinder und auch Jugendliche ist das jedoch keine Frage, auf die sie umfangreich antworten werden.

Gerade Jungen sind häufig eher sparsam in ihren Erzählungen, hier muss man gezielte Fragen stellen: „Was habt ihr heute in Mathe gelernt?“

Wichtig ist es immer den Kindern vorzuleben was einem wichtig ist, denn es wird nachgeahmt als man meinen möchte. Hier ist es sinnvoll, wenn Kinder mitbekommen, dass die Eltern von ihrem Tag erzählen, das müssen nicht immer lustige oder schöne Erlebnisse sein, es dürfen auch traurige oder ärgerliche Themen auf den Tisch kommen. So lernen die Kinder, dass auch Eltern Probleme haben, die sich vielleicht für Kinderohren gar nicht so dramatisch anhören. Das gegenseitige Verständnis wird dadurch gefördert.

Das Kind sollte sich zudem an dem Gespräch beteiligen dürfen und eine eigene Meinung äußern dürfen, ohne kritisiert zu werden.

Gute Fragen zum Einstieg

  • Was war am heutigen Tag gut/schlecht?
  • Wie wäre der Tag gut gewesen? Was hättest du anderes tun können?
  • Gab es jemanden, den du am liebsten in die Wüste verbannt hättest?

Das Gespräch am Laufen halten

Nachdem man es nun geschafft hat, dass der Nachwuchs sich zu einer bestimmten Frage äußert, sollte man unbedingt die ungeteilte Aufmerksamkeit schenken. Manchmal ist das auch am Familientisch, wo sich alle versammelt haben nicht möglich. Manche Kinder möchten das erst einmal allein mit der Mutter oder dem Vater besprechen ohne gegebenenfalls nervige Geschwister, die zuhören. Hier muss man sensibel sein und erkennen, ob das Kind möglicherweise gerade jetzt nicht darüber reden möchte.

Wenn sich nun die Erzählsituation ergeben hat, sollte man sich Zeit dafür nehmen. Wenn es zu dem Zeitpunkt nicht ausführlich möglich ist, verschiebt man das lieber auf später. Aber hier muss das dann klappen, das „später“ darf nicht als Desinteresse verstanden werden.

Nun erzählt der Nachwuchs und das oberste Gebot der Eltern ist: nicht reden!
Auch, wenn man zu gerne etwas Kluges anmerken will.

  • Lassen Sie das Kind ausreden und konzentrieren Sie sich ganz auf das Gesagte.
  • Nachfragen sind erlaubt, wenn man etwas nicht ganz verstanden hat.
  • Blickkontakt und „aha“, „hm“ oder „verstehe“ zeigen dem Kind, dass ihm aktiv zugehört wird.
  • Keine wertenden Kommentare abgeben!

Das sind die sogenannten Kommunikationskiller

Eine beispielhafte Situation: Der Sohn kommt von der Schule heim und schimpft über seinen besten Freund, mit dem er auch gemeinsam im Fußballtraining ist. Er will am Nachmittag nicht ins Training, wenn „der“ auch da ist.

  • Ein Befehl ist hier nicht sinnvoll: „Klar gehst du hin, ihr habt am Wochenende ein wichtiges Spiel und Training wird nicht geschwänzt.“
  • Auch eine drohende Konsequenz verdirbt das Erzählen: „Wenn du heute nicht ins Training gehst, kannst du am Wochenende nicht am Spiel teilnehmen, weil die Mannschaft im Training nicht komplett war!“
  • Ratschläge sind in diesem Moment auch kontraproduktiv: „Der XY ist doch eigentlich ein netter Kerl, vertragt euch doch einfach wieder.“
  • Das Ablenken bringt auch nichts: „Dafür sind doch die anderen Jungen im Training nett und es wird bestimmt gut.“
  • Trösten ist für den Sohn in der Situation nicht tröstlich: „Ach, das wird schon wieder, ihr habt euch doch schon öfter mal gestritten.“

Das Problem bei diesen, gut gemeinten und harmlosen „Killern“ ist, dass man dem Sohn zeigt, dass man immer eine Lösung hat und er offenbar nicht in der Lage dazu ist, eine für sich selbst zu finden. Hier ist das Gespräch beendet und die Konversation versiegt, der Sohn denkt sich, hätte ich doch bloß nichts gesagt und man selber meint ihm geholfen zu haben.

Besser wäre hier die Frage: „Um was ging es denn bei eurer Meinungsverschiedenheit?“ „Was willst du nun tun?“

Wenn man es nun schafft im Gespräch zu bleiben, kann der Sohn selber auf Lösungsansätze kommen oder einen Weg aus dem Problem finden, das seinem Charakter entspricht.

Phantasiegespräche führen

Manchmal kann es gut sein ein scheinbares Phantasiegespräch zu führen, denn hier kann man oft mehr heraushören, wenn ein Kind über manche Dinge nicht reden mag. Ansätze können sein:

  • „Wenn du machen könntest, was du wolltest, was wäre das heute?“
  • „Wem würdest du gerne mal die Meinung sagen, ohne Konsequenzen?“
  • „Wer wärst du am liebsten in einem Video oder Computerspiel und wieso?“

Es ist auch schön als Erwachsener zu träumen und das Kind erkennt, dass man vielleicht auch Probleme hat und noch keine Lösung gefunden hat.

Wer allerdings große Probleme hat, mit seinem Kind ins Gespräch zu kommen, kann möglicherweise eine andere Person bitten mal etwas „nachzuforschen“, das kann der andere Elternteil sein, die Oma, der Taufpate oder eine gute Freundin. Sollte auch das nicht klappen und man hat Angst, dass etwas Schwerwiegendes schiefläuft, kann man sich beispielsweise an die Caritas oder Diakonie wenden, es gibt dort systemische Beraterinnen und Diplom-Pädagogen, die im Bereich Familie, Eltern und Kinder/Jugendliche, arbeiten.

helpster.de Autor:in
Lilo Delius
Lilo DeliusGesundheit ist für Lilo ein wichtiger Aspekt ihres Lebens. Sie interessiert sich für alle medizinischen Facetten, von der Psychologie bis hin zu Auswirkungen von Sport auf die Genesung und das Älterwerden. Ein nachhaltiger, fitter Lebensstil und ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen sind ihr für ihre Familie & Kinder wichtig.
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