Alle Kategorien
Suche

Keltenkreuz früher und heute

Das Keltenkreuz ist von ungelösten Rätseln umgeben.
Das Keltenkreuz ist von ungelösten Rätseln umgeben.
Um das Keltenkreuz ranken sich viele Mythen. Fest steht, die ursprüngliche Bedeutung ist ungeklärt, ebenso wieso die rechte Szene es verwendet.

Das Keltenkreuz in der Vergangenheit

Das Keltenkreuz unterscheidet sich von anderen Kreuzen durch einen Ring, der den Schnittpunkt der beiden Balken umgibt. Das Innere des Kreises mit den Balken des Kreuzes erinnert an Radkreuze. Diese gelten als Zeichen für die Sonne und Rad des Sonnenwagens. Dieses Symbol aus der Bronzezeit lässt sich allerdings nicht den Kelten zuordnen.

Die Bezeichnung Keltenkreuz (Celtic cross) stammt aus England. Sie ist für irische Hochkreuze gebräuchlich. Diese stehen in großer Zahl in Irland, aber auch in Cornwall, auf der Isle of Man, in Schottland und Wales. Ein besonders gut erhaltenes Exemplar, das Kildalton Cross steht auf einer schottischen Hebrideninsel.

Die ältesten Kreuze stammen aus dem achten Jahrhundert nach Christus, als die Kelten schon lange von den Römern besiegt und die Nachfahren Christen waren. Die Kreuze stehen nicht an Grabstätten. Steinsymbole wurden auf den britischen Inseln und in der Bretagne vermutlich an heiligen Plätzen errichtet, an denen sich die Menschen zu religiösen Feiern trafen. Die Kreuze sind von daher den frühen Christen zuzuordnen, die sich dort versammelten.

Die Kreuze trugen bis zum neunten Jahrhundert keltische Ornamente, danach zeigen sie christliche Bibelszenen. Überlieferungen in Form von Sagen oder Schriftstücken über den Sinn der Kreuze gibt es nicht. Die alte Bedeutung der Keltenkreuze ist daher unbekannt.

Die Kultur der Kelten

Das Internet bietet eine Vielzahl von Interpretationen darüber, welche Bedeutung das Keltenkreuz für die Kelten hatte. Sie werden Hinweise auf Sonnenräder finden, auf vier Elemente oder die vier Himmelsrichtungen. Manchen Verfasser sehen in dem Kreuz ein Symbol für den Menschen. Bei der Suche nach Quellen für diese Thesen stoßen Sie auf eine Überraschung. Es gibt keine.

Prof. Dr. Bernhard Maier, Professor an der Universität Tübingen für Allgemeine Religionswissenschaft und Europäische Religionsgeschichte, ist Fachmann für die keltische Kultur. Er legt unter anderem in seinem Werk "Die Religion der Kelten: Götter, Mythen, Weltbild" dar, dass es wenige gesicherte Erkenntnisse über die Kelten gibt. Tatsache ist, dass es kein zusammenhängendes keltisches Reich gab und das Volk Schrift kannte.

Bis heute hat niemand jemals ein Schriftstück aus keltischer Quelle gefunden, in dem Symbole, Riten oder der Glauben festgehalten ist. Schriftstücke anderer Völker geben wenig Auskunft über keltische Kultur. Mit anderen Worten, welche Symbole das Volk verwendete und was diese bedeuteten, weiß heute niemand.

Der Sonnenkult ist Teil der germanischen Mythologie. Es spricht vieles dafür, dass die Kelten ihre Riten nach dem Mond ausgerichtet haben. Der Kalender von Coligny spricht für diese These. Die im 19. Jahrhundert bei Coligny (Département Ain) gefundenen Bronzeblechstücken sind ein gallischer Kalender, der sich nach dem Lauf des Mondes orientiert.

Verbindung zur rechtsextremen Szene

Die historisch durch nichts belegte Vermischung des nordischen Sonnenrades mit den irischen Hochkreuzen hat dem Keltenkreuz einen zweifelhaften Ruf eingebracht.

Ein sogenanntes "gleichschenkliges" Keltenkreuz besteht aus zwei gleichlangen Balken und einem Kreis. Es soll die "Überlegenheit der nordischen Rasse" symbolisieren. Diese Form des Kreuzes verwendeten in den 1930er-Jahren die französischen Faschisten. Für die französische rechte Szene macht eine Verbindung zu den Kelten Sinn, man besann sich auf die gallischen (keltischen) Wurzeln. Allerdings ohne sich darüber im Klaren zu sein, das die Hochkreuze keinen Ursprung in der keltischen Mythologie haben.

Dieses Zeichen übernahm der Ku-Klux-Klan. Es steht für  "White Power“, ein Symbol, welches der Klan der "Black Power" Bewegung entgegengesetzt hat. Die Volkssozialistische Bewegung Deutschlands (VSBD/PdA) hat das Zeichen später zu ihrem Symbol gemacht. Die Organisation ist seit dem 24. Januar 1982 verboten. In diesem Zusammenhang ist das Tragen eines Keltenkreuzes mit gleich langen Balken als Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen verboten. 

In Polen ist das Kreuz das Zeichen der Partei der Nationalen Wiedergeburt Polens und als Marke geschützt. In Europa ist es ein Symbol für die Europäische Nationale Front (ENF), die ein Zusammenschluss verschiedener europäischer rechtsextremer Parteien ist.

Um es noch einmal klar herauszustellen: Das Kreuz hat mit den Kelten, ihrer Religion und Kultur nichts zu tun. Wieso die rechtsextreme Szene sich Abbilder des irischen Hochkreuzes zum Symbol erkoren hat, beruht eventuell auf einer Verwechslung mit dem Sonnenrad.

Quellen: 

Die Religion der Kelten: Götter, Mythen, Weltbild

Religionen und Mythen früherer Zeit.

Die Kelten in Irland

Verbotene Zeichen

 

Teilen: