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Guss schweißen - so klappt´s

Nostalgische Schulbänke aus Gußeisen
Nostalgische Schulbänke aus Gußeisen © Kevin Butz / unsplash.com
Ein gebrochenes Teil aus Grauguss zu reparieren ist etwas kompliziert. Die molekulare Struktur von Gußeisen unterscheidet sich deutlich von der bei Stahl. Deshalb sind besondere Bedingungen einzuhalten, damit die Schweißstelle wieder normal belastet werden kann und man benötigt spezielle Schweißelektroden dazu.

Vorbereitung, um Guss zu schweißen

Wie bei jeder Schweißnaht, müssen Sie die Bruchstelle so beschleifen, dass das Material vollständig durchgeschweißt werden kann. Haben Sie ein Werkstück, das leicht transportabel ist, sollten Sie eine sogenannte X-Naht bevorzugen. Das heißt, die Nahtstelle wird von beiden Seiten im Winkel von ca. 30° so tief angeschliffen, dass ein Durchschweißen bis zur Mitte des Bruchs möglich wird. Dann können Sie die Kerbe von beiden Seiten zuschweißen. 

Ist die Bruchstelle aber an einem Bauteil, das nicht ausgebaut werden kann und in Zwangslage geschweißt werden muss, kann auch eine V-Naht nötig werden. Dann müssen Sie die Naht einseitig bis zur Gegenseite ausschleifen.

Wenn möglich, sorgen Sie dafür, dass sich das Werkstück nicht bewegen kann, bevor Sie anfangen zu schweißen. Arretieren Sie es in der richtigen Position mit Klemmen oder nötigenfalls mit einer Vorrichtung, damit es nach der Reparatur wieder die originale Form hat.

Material fürs Schweißen

Grauguss reagiert empfindlich auf Wärmespannungen. Deshalb muss die Schweißstelle vor dem Schweißen auf diese thermische Belastung vorbereitet werden. Sie benötigen dazu einen autogenen Schweißbrenner oder eine Lötlampe bei kleineren Objekten. Dazu ist die Anwendung eines Temperaturprüfers dringend zu empfehlen, damit die optimale Vorbereitungstemperatur von 200° im Material eingehalten werden kann.

Zum Schweißen mit einem Inverter oder einem herkömmlichen elektrischen Schweißtransformator benötigen Sie geeignete Stabelektroden für Grauguss. Sie tragen allgemein die Bezeichnung "NiFe". Beachten Sie auch die vorgeschriebene Polung bei Ihren Elektroden, wo meist der Pluspol an der Hand liegen muss. 

So gelingt die Reparatur von Guss

  1. Heizen Sie das ruhig gestellte Werkstück auf 200° auf und heften Sie dann die Teile mit einem kleinen Schweißpunkt aneinander.
  2. Danach prüfen Sie, ob die Position noch stimmt, dann kann geschweißt werden.
  3. Wechseln Sie bei der X-Naht oft die Seiten, damit sich das Werkstück nicht einseitig verzieht. Messen Sie am Anfang mehrmals die Temperatur und heizen Sie nach, wenn nötig.
  4. Achten Sie beim Schweißen darauf, dass keine Schlacke in die Naht gelangt. Notfalls müssen Sie eine solche Stelle wieder ausschleifen und neu verschweißen.
  5. Nach dem Schweißvorgang vergraben Sie ein kleines Werkstück unter trockenem Sand, große Teile packen Sie mit einem nichtbrennbaren, isolierenden Material dick ein. Das dient dazu, dass die entstandenen Spannungen im Materialgefüge möglichst gering gehalten werden. 
  6. Wenn sich die Schweißstelle anfassen lässt, können Sie sie fertig verschleifen und verputzen. Bei sorgfältiger Arbeit wird die Reparatur kaum in's Auge fallen und das Werkstück kann wieder voll belastet werden.

Entgegen der Annahme, Grauguss sei nicht schweißbar, werden Sie sich und Anderen das Gegenteil beweisen, wenn Sie die vorstehenden Ratschläge befolgen. So lassen sich unnötige Kosten und Ausfälle mit geringem Aufwand und ein wenig Mühe zur vollen Zufriedenheit vermeiden und Sie können Ihren Erfolg genießen.

helpster.de Autor:in
Wil Flammiger
Wil FlammigerWil ist gelernter Landwirt mit großem Garten und ausgebildeter Schweißer. Im Laufe der Jahre hat er sich Fertigkeiten im Heim- und Handwerk selbst angeeignet, diese Erfahrungen gibt er schon seit vielen Jahren bei helpster.de weiter.
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