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Erziehungsstile nach Kurt Lewin - das Modell erklärt

Familie mit Mutter und Vater und zwei Kindern.
Familie mit Mutter und Vater und zwei Kindern. © Arina Krasnikova / www.pexels.com
Kurt Lewin war ein bedeutender Psychologe des 20. Jahrhunderts, der sich unter anderem mit Erziehungsstilen beschäftigte. Sein Modell der Erziehungsstile basiert auf dem Konzept der "sozialen Feldtheorie". Lewin glaubte, dass das Verhalten von Individuen von verschiedenen sozialen Kräften und Strukturen beeinflusst wird, einschließlich der Erziehung.

Erziehungsstile nach Kurt Lewin - der autoritäre Erziehungsstil

Lewin identifizierte drei grundlegende Erziehungsstile. Einer davon ist der autoritäre Stil der Erziehung. Der autoritäre Erziehungsstil wird oft als problematisch angesehen, weil er tendenziell zu negativen Auswirkungen auf die Entwicklung und das Wohlbefinden von Kindern führen kann.  Folgende Punkte sind hierfür charakteristisch:

  • Eltern, die einen autoritären Erziehungsstil anwenden, neigen dazu, hohe Anforderungen an ihre Kinder zu stellen, aber nur begrenzt auf ihre Bedürfnisse einzugehen.
  • Die Autorität liegt bei den Eltern, und es gibt klare Regeln und Erwartungen, die befolgt werden müssen. Autoritäre Eltern neigen dazu, ihren Kindern wenig Entscheidungsfreiheit und Autonomie zu gewähren. Dies kann dazu führen, dass Kinder Schwierigkeiten haben, ihre eigenen Fähigkeiten zu entwickeln und unabhängig zu denken.
  • Strafen für Fehlverhalten können streng sein, und die Kommunikation ist oft einseitig, wobei die Eltern den Ton angeben. Dies kann dazu führen, dass Kinder Angst vor ihren Eltern haben und versuchen, Konflikten aus dem Weg zu gehen, anstatt aus Fehlern zu lernen.
  • Kinder haben oft wenig Mitspracherecht oder Entscheidungsfreiheit. Durch eine ständige Betonung von Gehorsam und Disziplin können autoritäre Erziehungsstile das Selbstwertgefühl von Kindern beeinträchtigen. Kinder könnten das Gefühl haben, dass ihre Meinungen und Gefühle nicht respektiert oder berücksichtigt werden.

Der demokratische Erziehungsstil nach Kurt Lewin

In modernen westlichen Gesellschaften hat sich jedoch oft der demokratische Erziehungsstil als populär erwiesen. Dies liegt möglicherweise daran, dass Eltern heute oft mehr Wert auf die Bedürfnisse und Meinungen ihrer Kinder legen und sich bemühen, eine unterstützende und partnerschaftliche Beziehung zu ihnen aufzubauen. Man erkennt ihn an nachstehenden Punkten:

  • Im demokratischen Erziehungsstil nehmen Eltern die Bedürfnisse und Meinungen ihrer Kinder ernst und ermutigen zur Diskussion und Zusammenarbeit. Dies hilft Kindern, Selbstvertrauen und Selbstständigkeit zu entwickeln.
  • Es gibt klare Regeln und Erwartungen, aber diese werden in einem offenen Dialog zwischen Eltern und Kindern festgelegt. Kinder fühlen sich ermutigt, ihre Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken, was zu einer stärkeren Bindung und einem besseren Verständnis führt.
  • Konflikte werden auf respektvolle Weise gelöst, und Strafen sind eher darauf ausgerichtet, Lernmöglichkeiten zu bieten als Schmerz zu verursachen. In demokratischen Familien lernen Kinder, Kompromisse einzugehen, Konflikte konstruktiv zu lösen und Empathie für andere zu zeigen. Diese Fähigkeiten sind wichtig für erfolgreiche zwischenmenschliche Beziehungen.
  • Kinder haben Mitspracherecht und werden ermutigt, Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen. Dadurch haben Kinder, die in einer demokratischen Umgebung aufwachsen, oft ein höheres Selbstwertgefühl und ein besseres Wohlbefinden. Sie fühlen sich respektiert, gehört und geliebt, was zu einem positiven Selbstbild und einer gesunden psychischen Entwicklung beiträgt.

Der Laissez-faire-Erziehungsstil

Auch sehr bekannt ist der Laissez-faire-Erziehungsstil. Der Laissez-faire-Erziehungsstil wird oft als weniger effektiv oder sogar problematisch angesehen, da er nicht genügend Struktur und Leitung bietet, um Kindern beim Aufbau gesunder Verhaltensmuster und einer starken emotionalen Grundlage zu helfen.

  • Freiheit: Beim Laissez-faire Erziehungsstil geben Eltern ihren Kindern viel Freiheit und Autonomie, indem sie nur minimale Anforderungen oder Einschränkungen stellen. Dies kann dazu führen, dass Kinder sich unsicher fühlen und Schwierigkeiten haben, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen oder Verantwortung zu übernehmen.
  • Kaum Struktur: Es gibt wenig bis gar keine Struktur oder Regeln, und Kinder haben weitgehend freie Hand in ihren Entscheidungen. Ohne klare Regeln oder Grenzen können Kinder im Laissez-faire-Erziehungsstil Schwierigkeiten haben, angemessenes Verhalten zu entwickeln. Sie könnten Schwierigkeiten haben, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden, und könnten sich in unangemessenen Verhaltensweisen engagieren, ohne dass ihnen Grenzen gesetzt werden.
  • Passive Eltern: Eltern nehmen oft eine passive Rolle ein und intervenieren nur, wenn ernsthafte Probleme auftreten. Kinder, die in einer Umgebung ohne Struktur aufwachsen, könnten Schwierigkeiten haben, wichtige soziale Fähigkeiten wie Teilen, Zusammenarbeit und Konfliktlösung zu erlernen. Dies kann zu Problemen bei der Anpassung in sozialen Situationen führen. Der Laissez-faire-Erziehungsstil kann dazu führen, dass Kinder sich vernachlässigt oder ungeliebt fühlen, da sie möglicherweise nicht die Unterstützung und Anleitung erhalten, die sie benötigen, um sich sicher und geborgen zu fühlen.
  • Vorbereitung auf die Zukunft: Ohne angemessene Führung und Anleitung könnten Kinder im Laissez-faire-Erziehungsstil Schwierigkeiten haben, wichtige Fähigkeiten und Eigenschaften zu entwickeln, die für ihren Erfolg im späteren Leben notwendig sind, wie z.B. Selbstregulation, Selbstdisziplin und Durchhaltevermögen.

Lewins Modell betont die Bedeutung des Gleichgewichts zwischen Autonomie und Kontrolle sowie zwischen Unterstützung und Forderung in der Eltern-Kind-Beziehung. Erziehung sollte demnach eine ausgewogene Mischung aus Struktur und Flexibilität bieten, um die Entwicklung gesunder und ausgeglichener Kinder zu fördern.

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