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Epilepsie bei Hunden - Arten, Auslöser und Therapie

Ein Hund in Behandlung
Ein Hund in Behandlung © mirkosajkov / pixabay.com
Wenn ein Hund von Epilepsie betroffen ist, stellt das für seine Menschen zunächst ein Schreckensszenario dar. Vor allem, wenn Sie es zuvor noch nie Zeuge eines epileptischen Anfalls geworden sind. Ihre Sorgen sind allzu verständlich – doch gewappnet mit Wissen und Informationen zu dieser Erkrankung wird es leichter, mit dieser Diagnose zu leben. Erfahren Sie in diesem Artikel alles zu den verschiedenen Arten, welche Auslöser es gibt und wie die Therapie aussieht.

Epilepsie bei Hunden - was ist darunter zu verstehen?

Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, bei der es zu einer starken elektrischen Aktivität im Gehirn kommt. Diese Aktivität entlädt sich in den Nervenzellen des Gehirns bei den betroffenen Hunden. Umgangssprachlich ist in diesem Zusammenhang auch von „Gewitter im Gehirn“ die Rede.  Was daraus nach außen hin resultiert, ist der epileptische Anfall. Auf die Symptome, an denen Sie einen Anfall erkennen, kommen wir weiter unten noch zu sprechen.

Welche Formen von Epilepsie gibt es und welche Ursachen liegen vor?

Es wird zwischen zwei Formen der Epilepsie bei Hunden unterschieden: die idiopathische Epilepsie und die symptomatische Epilepsie.

Bei der idiopathischen Epilepsie kann keine eindeutige Ursache nachgewiesen werden, es wird von einer vererbten Erkrankung ausgegangen.

Bei der symptomatischen Form der Epilepsie liegen der Erkrankung strukturelle Veränderungen im Gehirn zugrunde. Dies können angeborene Missbildungen, Gehirntumore, Gehirnblutungen oder Entzündungen des Gehirnes sein.

Es gibt noch eine dritte Form der Epilepsie, die ihre Ursache jedoch nicht im Erbgut oder in strukturellen Veränderungen des Gehirnes hat, sondern auf äußere Einflüsse zurückgeht: Die Rede ist von reaktiven epileptischen Anfällen. Diese Anfälle können Spätfolgen einer überstandenen Vergiftung oder einer Lebererkrankung sein. An der Art und Weise der Anfälle ändert sich dadurch nichts.

Doch wie äußert sich denn nun ein epileptischer Anfall?

Die Symptome eines epileptischen Anfalls bei Hunden

Die Symptome sind unterschiedlich, da es verschiedene Formen der Epilepsie gibt. Tierärztinnen und Tierärzte unterscheiden zwischen generalisierten Anfällen und partiellen Anfällen, die sich in der Symptomatik unterscheiden. Sehen wir uns diese beiden Formen einmal genauer an.

Generalisierte Anfälle

Folgende Symptome treten auf:

  • Der betroffene Hund verliert das Bewusstsein.
  • Die Koordination der Bewegungen ist beeinträchtigt, motorische Ausfälle.
  • Der Hund krampft an unterschiedlichen Stellen, Kontraktion bestimmter Muskelgruppen.
  • Starker Speichelfluss
  • Unkontrollierter Absatz von Exkrementen
  • Generalisierte Anfälle kommen unter beiden Formen am häufigsten vor.

Partielle Anfälle

Diese Form ist schwieriger zu erkennen, weil die Symptome leicht mit anderen Dingen verwechselt und falsch interpretiert werden können. Bei den partiellen Anfällen ist der Hund bei Bewusstsein, es treten folgende Symptome auf:

  • Unerklärliche Aggressionen, Schreien, Angstzustände und Bellen
  • Der betroffene Hund rennt wild im Kreis, auch wenn dies sonst gar nicht typisch ist für ihn.
  • In die Luft beißen, als jagt er eine nicht vorhandene Fliege oder Ähnliches.
  • Muskelzucken an einzelnen Gliedmaßen, Verdrehen von Hals und Kopf

So wird Epilepsie diagnostiziert

Sollten Sie die genannten Symptome bei Ihrem Hund bemerken, führt natürlich kein Weg an einem Besuch beim Tierarzt vorbei. Ganz besonders bei den Symptomen eines generalisierten Anfalls ist schnelles Handeln wichtig, da diese Anfälle für den Hund sehr gefährlich werden können. Wenn Ihre Haustierärztin oder Haustierarzt nicht weiterkommt oder nicht über die nötige Ausstattung verfügt, werden Sie mit einiger Wahrscheinlichkeit in eine größere Klinik überwiesen, wo es mehr Möglichkeiten der Diagnostik gibt.

Welche Untersuchungen führen zur Diagnose?

Wenn nicht gerade ein akuter Anfall vorliegt, wird die Tierärztin oder der Tierarzt ein ausführliches Anamnesegespräch mit Ihnen führen, bei dem die Vorgeschichte des Hundes möglichst genau in Augenschein genommen wird. Viele Details können dabei wichtig sein, ebenso muss eine mögliche Vergiftung als Ursache abgeklärt und hoffentlich ausgeschlossen werden. Dies geschieht in der Regel durch körperliche Untersuchungen sowie durch Blut- und Urinuntersuchungen. Wenn diese Untersuchungen unauffällig waren, wird in der Regel noch Folgendes veranlasst:

  • MRT oder CT, um das Gehirn auf Auffälligkeiten zu untersuchen
  • Röntgenaufnahmen von Brust und Bauchraum, um eventuell vorhandene Tumore zu erkennen
  • Untersuchungen des Nervenwassers (Liquoruntersuchung)

Therapie und Behandlung von Epilepsie

Wenn die Diagnose eindeutig erstellt wurde, gibt es verschiedene Möglichkeiten der Behandlung. Sie alle haben das gemeinsame Ziel, die Häufigkeit der Anfälle zu minimieren oder die Anfälle bestenfalls zum Erliegen zu bringen. Es wird somit auch das Ziel verfolgt, dem betroffenen Hund eine möglichst hohe Lebensqualität zu ermöglichen.

Zudem ist es den Tiermediziner*innen ein wichtiges Anliegen, Serienanfälle möglichst zu verhindern. Diese Serienanfälle, auch bezeichnet als Status epilepticus, sind für die betroffenen Hunde sehr gefährlich, da sie zu einem multiplen Organversagen führen können.

So schrecklich das auch klingt, so weit muss es mit der richtigen und frühzeitig eingeleiteten Behandlung gar nicht kommen.

So wird Epilepsie behandelt

Es gibt derzeit drei zugelassene Medikamente für Hunde, die gegen epileptische Anfälle wirksam sind:

  • Phenobarbital
  • Kaliumbromid
  • Imepitoin

So wirken die Medikamente

Diese Medikamente sind über verschiedene Wirkungsweisen in der Lage, die außer Kontrolle geratenen Botenstoffe im Gehirn wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Welcher der drei Wirkstoffe individuell für den betroffenen Hund der richtige ist, entscheidet Ihre Tierärztin je nach Form der Epilepsie und weiteren, individuellen Gegebenheiten. Essenziell für die Behandlung ist, dass sie so bald wie möglich nach Bekanntwerden der Diagnose begonnen wird. Ebenfalls wichtig ist, dass die Medikamente nach einem akribischen und einem unverrückbaren Zeitplan verabreicht werden, damit sie zuverlässig wirken können.

Was ist sonst noch zu beachten?

Ein absolutes Tabu in der Behandlung von Epilepsie ist, die Medikamente einfach abzusetzen. Dies kann zu sogenannten Entzugsanfällen führen, die für den Hund sehr gefährlich werden können.

Zu Beginn der Therapie wird Ihre Tierärztin oder Ihr Tierarzt Sie in engmaschigen Abständen in die Praxis bitten, um Ihren Hund zu untersuchen und um die richtige Dosierung für die verordneten Medikamente zu ermitteln. Je nach Art der Epilepsie und der Schwere der Anfälle kann es auch sein, dass Sie mit dem Gebrauch von Notfallmedikamenten vertraut gemacht werden. Doch dies sind individuelle Entscheidungen, die Sie zusammen mit dem medizinischen Fachpersonal treffen.

Wie hoch ist die Lebenserwartung von Hunden mit der Diagnose Epilepsie?

Die Lebenserwartung mit der Erkrankung hängt von der Form ab, die bei Ihrem Hund diagnostiziert wurde. Handelt es sich um die idiopathische Form, die mit Medikamenten gut eingestellt ist, hat der Hund keine geringere Lebenserwartung als andere Hunde. Seine Lebensqualität leidet dann in der Regel ebenfalls nicht.

Bei der symptomatischen und der reaktiven Form der Epilepsie kommt es darauf an, welche Ursachen diese hat. Handelt es sich beispielsweise um einen Gehirntumor, eine Erkrankung der Leber oder eine angeborene Fehlbildung, sind die Möglichkeiten der Behandlung manchmal leider schnell ausgeschöpft. Unter Umständen ist dann bedauerlicherweise oft auch die Lebensqualität beeinträchtigt, was letztlich dazu führen kann, dass Sie den schwersten aller Schritte gehen müssen, den es für Hundehalter*innen gibt.

Wir wünschen Ihnen und Ihrem Vierbeiner von ganzem Herzen, dass die Erkrankung gut behandelt werden kann und dass Ihr Hund gut mit Medikamenten eingestellt werden kann. 

helpster.de Autor:in
Andrea Herrmann
Andrea HerrmannUrlaub mit Haustieren - darüber könnte die Schriftstellerin Andrea ganze Bücher schreiben. Seit über 20 Jahren lebt sie mit ihren Hunden und anderen Haustieren an der Ostsee. Im Urlaub ist sie gerne mit der Bahn und ihren Tieren in Skandinavien unterwegs.
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