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Definition Pädagogik

Hinwendung und Anleitung: Es geht nicht um Führung, sondern um die Qualität der Beziehung!
Hinwendung und Anleitung: Es geht nicht um Führung, sondern um die Qualität der Beziehung!
Pädagogik ist laut Definition nicht nur eine theoretische Erfahrungswissenschaft, sondern hat sich seit Anfang des 20. Jahrhunderts auch zu einer institutionalisierten Handlungswissenschaft entwickelt. Was kann moderne zeitgenössische Pädagogik wirklich leisten? Hat diese Wissenschaft, die fast so alt wie die Menschheitsgeschichte ist, auch wirklich Antworten auf konkrete Fragen der Neuzeit? Beschleunigter sozialer Wandel und ambivalente geschlechtsspezifische Rollenzuschreibungen fordern eine stärkere Vernetzung von Institution und Elternhaus. Pädagogik ist heutzutage also vielmehr als das moderne Schreckgespenst im Kinderzimmer. Es geht mehr denn je um Beziehung, statt um Erziehung.

Definition: Was ist eigentlich Pädagogik?

Der Begriff Pädagogik stammt aus dem altgriechischen und bedeutet sinngemäß so viel wie "Knabenführung" (Pais=Knabe; agein=führen). Synonym zu dieser Definition hat sich seit Ende des 18. Jahrhunderts im deutschen Sprachraum der Begriff der Erziehungswissenschaft etabliert, um den wissenschaftlichen Charakter dieser Disziplin zu betonen. Während sich die Pädagogik der Antike mit der Kunst der Erziehung im Sinne von "Führung" beschäftigt und sich bis zum Zeitalter der Aufklärungsphilosophie langsam zum Begriff der Bildsamkeit hin entwickelt, beschäftigt sich die zeitgenössische Pädagogik jenseits des Anspruchs einer modernen Wissenschaft auch mit den Problemlagen in der häuslichen Erziehung.

  • Pädagogik meint im ursprünglichen Sinne die "Höherentwicklung" des Menschen durch Erziehungs- und Bildungsprozesse.
  • Erziehungswissenschaft als synonymer Begriff ist die sozialwissenschaftliche Betrachtung pädagogischer Prozesse innerhalb einer Gesellschaft.
  • Pädagogik ist sowohl eine theoretisch fundierte Erfahrungswissenschaft als auch eine Handlungswissenschaft.
  • Als Handlungswissenschaft hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, an der Verbesserung pädagogischer Prozesse wie Bildung, Erziehung, Lernen und Sozialisation mitzuwirken.
  • Sie soll der pädagogischen Praxis sogenanntes Handlungswissen zur Verfügung stellen.

Wo findet Pädagogik statt?

Pädagogik findet überall dort statt, wo sich Erziehungs- oder Bildungsprozesse am oder im Menschen vollziehen. Unterschiedenen werden muss hierbei jedoch zwischen zwei Formen:

  • in der häuslichen Erziehung - z.B. durch das Elternhaus oder in Pflegefamilien (primäre Sozialisation)
  • in Erziehungsinstitutionen bzw. Bildungseinrichtungen  - wie z.B. dem Kindergarten, der Schule, sonstigen Bildungsträgern, außerschulischen Förderungsangeboten, Ausbildungsbetrieben oder Universitäten (sekundäre Sozialisation)

Wie Sie Pädagogik in Ihren Alltag integrieren

Nachdem wir der wissenschaftlichen Definition von Pädagogik nun etwas näher gekommen sind, bleibt noch immer die Frage offen, wie wir das Erkenntnispotenzial der Pädagogik als professionelle oder natürliche Erzieher in unseren (Berufs-) Alltag integrieren können, denn oftmals klaffen Erziehungsideal und Erziehungswirklichkeit weit auseinander.

Zentrale Fragestellungen der zeitgenössischen Pädagogik sind:

  • Welche Erziehungsziele sind wichtig? (Beobachtung) Dokumentieren Sie Ihr eigenes erzieherisches Verhalten oder pädagogische Interventionen, die Sie einsetzen, um Ihre Erziehungsziele zu verwirklichen und die Reaktionen, die das bei dem zu Erziehenden auslöst. Eltern können in einem Erziehungstagebuch ihre Beobachtungen und persönlichen Erfahrungen niederschreiben und dort gebenenfalls Fort- oder auch Rückschritte festhalten. Professionelle Helfer können ebenfalls Entwicklungstagebücher anlegen oder wissenschaftlich dokumentieren.
  • Worauf sind diese Prozesse zurückzuführen? (Interpretation) Anhand der Aufzeichnungen können kausale Rückschlüsse über die Autonnomieentwicklung bei Kindern, Heranwachsenden oder betreuungsbedürftigen Personen gemacht werden. Zentral ist hierbei, durch die Beobachtung immerwiederkehrende Verhaltensmuster zu erkennen und angesichts motivationaler Aspekte zu interpretieren.
  • Wie kommt es zu bestimmten Verhaltensweisen? (Erklärung) Lesen Sie sich in pädagogische Themengebiete ein, die zu ihren Beobachtungen passen. Lesen Sie verschiedene Texte und versuchen Sie dann, sich zu "verstandorten". Bedienen Sie sich hierzu sowohl klassischer Literatur als auch der neuen Medien. Probieren Sie Tipps aus, die Ihnen dort empfohlen werden und die Sie für geeignet halten.Tauschen Sie sich mit Kollegen oder anderen Erziehenden aus.
  • Welche Eigenschaften werden durch ein bestimmtes erzieherisches Verhalten bzw. pädagogische Interventionen hervorgerufen? (Vorhersage) Um einigermaßen valide Aussagen oder Prognosen treffen zu können, sollten Sie Ihre Ergebnisse auswerten. Das Erziehungs- oder Entwicklungstagebuch liefert die notwendigen Informationen dazu. Versuchen Sie Zusammenhänge zwischen Eigenschaftsausprägungen und erzieherischem Verhalten zu erkennen, und daraus Regeln abzuleiten.
  • Wie kann die pädagogische Handlungspraxis künftig und nachhaltig verbessert werden? (Prävention) Orientieren Sie sich an den neuen Regeln. Bleiben Sie geduldig mit sich selber und geben Sie sich Zeit, die Veränderungen umzusetzen. Und scheuen Sie sich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn Sie trotz aller Bemühungen nicht mehr weiter wissen. Eltern können sich z.B. an eine Erziehungsberatungsstelle wenden oder sich über Elternbildungsangebote informieren. Angehörige der professionellen Zunft könnten eine Fort- oder Weiterbildung anstreben oder an Supervisionen teilnehmen. Das Wichtigste ist in beiden Bereichen: Schaffen Sie eine sichere und tragfähige Beziehung  - es kommt nicht auf die Quantität, sondern auf die Qualität der Beziehung an!
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