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Schlips und Kragen - Herkunft der Redewendungen

Wenn man sich um Kopf und Kragen redet, ist man zu weit gegangen.
Wenn man sich um Kopf und Kragen redet, ist man zu weit gegangen.
Schlips und Kragen sind Gegenstand vieler Redewendungen. Doch woher kommen diese geflügelten Worte? Tatsächlich verbirgt sich hinter vielen dieser Redewendungen die unschöne Praktik des Enthauptens von Straftätern.

Schlips und Kragen im Wandel der Zeiten

Kragen und Krawatten unterlagen im Lauf der Mode vielen Veränderungen. Sie variierten nicht nur in den verschiedenen Modeepochen, sondern waren teilweise Ausdruck von politischer Zugehörigkeit oder gesellschaftlicher Stellung.

  • Der Kragen bezeichnet den Teil von Jacke oder Hemd, mit dem das Kleidungsstück zum Hals hin abschließt. Teilweise ist der Kragen auch ein einzelnes Kleidungsstück, das um den Hals gelegt wird - zum Beispiel in Form des Mühlsteinkragens (siehe unten).
  • Kragen sind seit dem 13. Jahrhundert als Schmuckelement zu finden. Die Renaissance brachte im 16. Jahrhundert die Extremform eines Kragens hervor, die Mühlsteinkrause. Es handelt sich um ein vielfach gerolltes Tuch aus Leinen und/oder Spitze, das einen teilweise riesigen weißen Ring um den Hals des Trägers oder der Trägerin bildet. Sie finden die Mühlsteinkrause aus vielen Gemälden der Zeit, zum Beispiel an Königin Elisabeth I. auf dem Armadaporträt.
  • Im 17. Jahrhundert kam das Jabot in Mode. Das war ein Leinen- oder Spitzenlätzchen, das unter der Weste hervorquoll. In verschiedenen Formen trug man diesen Kragen bis ins 20. Jahrhundert hinein.
  • Die Zeit des Biedermeier ist bekannt für den sogenannten Vatermörder. Es handelt sich um einen auf das Hemd aufgeknöpften Stehkragen, dessen Spitzen teilweise bis über die Wangen reichen. Der Kragen wird mit einer Krawatte getragen.
  • Schlips ist ein modernes Wort für die Krawatte. Die Krawatte ist ein langes Stück Stoff, das um den Kragen eines Hemdes gebunden wird. Es erfüllt rein dekorative Zwecke. Die Krawatte hat sich aus der Fliege entwickelt, die heute meist nur noch zu festlichen Anlässen getragen wird.
  • Das Tragen einer Krawatte kann als politisches Statement kultiviert werden. Linksgerichtete Künstler und Studenten des 18. Jahrhunderts trugen oft demonstrativ keine Krawatte. Die deutschen Revolutionäre von 1848 ersetzten die Krawatte durch rote Halstücher.

Wenn Sie mit dem Kragen den Kopf verlieren

Der Kragen ist Gegenstand vieler Redewendungen. Bei vielen dieser Redewendungen ist Ihr Leben massiv bedroht.

  • Eine bekannte Redensart ist, dass jemand Kopf und Kragen riskiert. Gemeint ist hier, dass der Betroffene mit seinem Verhalten eine Enthauptung riskiert. Der Kragen steht hier gleichbedeutend für den Hals, der beim Enthaupten durchtrennt wird. Die Wendung "Kopf und Kragen" entstand in der Rechtssprache des Mittelalters.
  • Das Gleiche droht Ihnen, wenn es Ihnen an den Kragen geht. Das bedeutet, dass das Schwert des Henkers im Begriff ist, Ihren Kopf vom Körper zu trennen. Dies ist natürlich metaphorisch gemeint. Das Ausmaß des Ärgers, der Ihnen bevorsteht, kann in dieser Redensart vom Ausschimpfen eines Kindes bis zum Gefängnis reichen.
  • Wenn Sie jemandem an den Kragen wollen, steht auch hier die Enthauptung für die Redensart. Sie möchten seinen Kopf rollen sehen, im übertragenen Sinn wollen Sie jemandem richtig Ärger machen.
  • Auch folgende Redewendungen fußen auf dem drohenden Verlust von Kopf und Hals bei der Hinrichtung: Es geht um Kopf und Kragen, jemanden um Kopf und Kragen bringen, jemanden Kopf und Kragen kosten oder sich um Kopf und Kragen reden.
  • Einen ganz anderen Hintergrund hat die Redensart, dass Ihnen der Kragen platzt. Hier ist ein Engegefühl im Hals bei Ärger oder Wut gemeint. Der Hals schwillt bildlich gesprochen so sehr an, dass er den eng um den Hals sitzenden Kragen zum Platzen bringt.

Auf den Schlips getreten

Auch der Schlips ist Gegenstand einiger Redensarten.

  • Wenn Sie jemandem auf den Schlips treten, bedeutet das, dass Sie ihn kränken oder beleidigen. Die Vorstellung einer bis auf den Boden reichenden Krawatte ist natürlich absurd. Der Hintergrund ist, dass das Wort "Schlips" nicht immer wie heute als Synonym für die Krawatte gebraucht wurde. Gemeint waren damit früher die Rockzipfel, die bis zum Boden oder darüber hinaus reichten. Wenn Sie jemandem auf den Rockzipfel treten, ist dies für den Betroffenen natürlich peinlich, weil er strauchelt und vielleicht sogar fällt.
  • Gleichen Ursprungs ist die Redensart, dass Sie sich auf den Schlips getreten fühlen. Dann sind Sie derjenige, der beleidigt ist.
  • Ferner gibt es die Redensart, sich einen hinter den Schlips/die Binde/die Krawatte zu kippen. Das bedeutet, Alkohol zu trinken. Dieser landet natürlich nicht hinter dem Schlips, sondern in Ihrem Mund.
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