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10 alte Sprichwörter und ihre Herkunft

"Perlen vor die Säue" ist ein altes Sprichwort.
"Perlen vor die Säue" ist ein altes Sprichwort.
Welche bekannten Sprichwörter kennen Sie? Wie in allen anderen Sprachen finden Sie auch im Deutschen unzählige alte Sprichwörter. Durch ihre bildhaften Formulierungen sorgen sie für eine Bereicherung des Wortschatzes. Die Bedeutung, die wir heute verwenden, weicht allerdings nicht selten von der ursprünglichen Bedeutung ab. So können Sie bestimmte Redensarten in den verschiedensten Situationen verwenden.

"Der Würfel ist gefallen" - Sprichwörter aus alten Zeiten

Diese Redensart könnte Ihnen in zwei Varianten begegnen: Die erste Variante lautet "Der Würfel ist gefallen", die zweite "Die Würfel sind gefallen". Grund für diese beiden Versionen ist die lateinische Herkunft des Sprichworts. Ursprünglich war es ein Spruch von Julius Cäsar, als er 49 vor Christus den Rubikon überschritt, als Grenze zwischen Gallien und Italien. Cäsar durfte Rom eigentlich nicht betreten, aber mit seinem Ausspruch "Alea iacta est!" bekräftigte und bestätigte er seine Gesetzesübertretung. Heute benutzen wir die Redewendung, um zu betonen, dass eine Entscheidung gefallen ist, die nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.

Im Hinblick auf die Übersetzung ist es interessant, dass die heute gebräuchliche Redewendung nur eine freie Übersetzung ist. "Alea iacta est!" heißt wörtlich übersetzt "Der Würfel ist geworfen (worden)". Dies heißt nur, dass eine Entscheidung bevorsteht, dass aber der Ausgang ungewiss ist. Bei einem noch fallenden Würfel ist nicht klar, auf welcher Seite er landen wird. Insofern hat sich die Bedeutung dieses alten Sprichworts im Laufe der Zeit etwas verschoben.

Sprichwörter aus der Bibel - "Perlen vor die Säue"

Die Bibel ist eine wahre Fundgrube, was alte Sprichwörter und Redewendungen betrifft. Der Ausdruck "Perlen vor die Säue" taucht auch heute noch häufig im Sprachgebrauch auf. Wir benutzen ihn, wenn wir jemandem etwas besonders Schönes präsentieren, der es nicht zu schätzen weiß oder seinen Wert nicht kennt.

Ursprünglich stammt der Ausdruck aus dem Matthäusevangelium. Dort heißt es: "Ihr sollt das Heilige nicht den Hunden geben und eure Perlen sollt ihr nicht vor die Säue werfen, damit die sie nicht zertreten mit ihren Füßen und sich umwenden und euch zerreißen." Die Ausdrücke "Perlen" und "Säue" sind hierbei, wie viele Wendungen in der Bibel, symbolisch zu verstehen. Schweine galten als besonders schmutzige und unfeine Tiere. Perlen dagegen waren das Sinnbild von etwas Wertvollem, Kostbaren. So erklärt sich der Sinn dieses alten Sprichworts, das auch heute noch in vielen Situationen anwendbar ist. Stellen Sie sich vor, Sie sitzen im Konzert und vor Ihnen sitzen einige Störenfriede, die sich lautstark unterhalten. In so einem Moment könnten Sie sich denken: "Wie Perlen vor die Säue"

Alte Sprichwörter in Fabeln

Kennen Sie die Situation? Sie wünschen sich etwas, können es aber nicht bekommen. Um sich die eigene Enttäuschung nicht einzugestehen, sagen Sie sich, Sie hätten es sowieso nicht gewollt. Eine metaphorische Umschreibung für diesen Fall finden Sie in der Redewendung "Die Trauben hängen zu hoch" oder alternativ "Die Trauben sind mir zu sauer". Die Herkunft dieses Sprichworts ist die Fabel vom Fuchs und den Trauben aus der Feder des griechischen Fabeldichters Äsop. Als der Fuchs erkennt, dass er die Trauben nicht erreichen kann, behauptet er, sie seien ihm sowieso zu sauer gewesen.

Ein weiteres Sprichwort, das seine Herkunft in einer Fabel hat, ist der Ausspruch: "Da beißt die Maus keinen Faden ab!" Heute benutzen wir ihn, um eine Aussage zu bekräftigen. Der Zusatz "Da beißt die Maus keinen Faden ab" wirkt wie eine Versicherung, dass die Aussage der Wahrheit entspricht. Für diese Redewendung gibt es mehrere Herkunftsmöglichkeiten. Die naheliegendste ist die alte Fabel "Der Löwe und das Mäuschen" von Äsop. Hier rettet die Maus dem Löwen das Leben, indem sie das Netz durchbeißt, in dem der Löwe gefangen ist. Hätte die Maus hier also keinen Faden abgebissen, wäre der Löwe noch immer in der Falle.

Redensarten aus der Musik - "Alle Register ziehen"

Wenn Sie sich besonders anstrengen, um Ihr Ziel zu erreichen, und dabei auch noch äußerst kreativ vorgehen, ziehen Sie sprichwörtlich "alle Register". Das Bild, das diese Formulierung enthält, stammt aus der Welt der Orgelmusik. Ein Organist, der viele verschiedene Klangfarben in sein Spiel einfließen lassen will, um seine Musik noch reichhaltiger zu machen, muss sprichwörtlich alle Register der Orgel ziehen. Jedes Register betätigt eine oder mehrere andere Orgelpfeifen. Je mehr verschiedene Orgelpfeifen in Gebrauch sind, desto ausgefallener und grandioser wird die Musik.

"Das ist ein Typ zum Pferde stehlen!"

Wenn ein Freund von Ihnen diesen Spruch benutzt, um Sie zu beschreiben, können Sie stolz sein. Ein Typ, mit dem man Pferde stehlen kann, ist ein ganz besonders guter Freund. Auf diesen Freund kann man in allen Lebenslagen zählen und auch Dinge zusammen tun, die andere für verrückt oder gefährlich halten.

Pferde waren früher sehr wertvolle und kostbare Tiere, die sich nur reiche Leute leisten konnten. Dementsprechend hoch war die Strafe für jemanden, der ein Pferd stahl. Wer so etwas vorhatte, musste sich gut überlegen, wen er als Komplizen mitnahm. Es musste jemand sein, dem er absolut vertrauen konnte - ein Typ "zum Pferde stehlen", im wahrsten Sinne des Wortes.

"Hummeln im Hintern haben"

Diese Redewendung ist wohl eines der bildhaftesten Sprichwörter überhaupt. Es ist unschwer vorzustellen, wie sich jemand verhält, der Hummeln im Hintern hat. Dieser Ausdruck wird deswegen gerne für Kinder oder junge Leute verwendet, die vor Energie nicht stillsitzen können. Die Herkunft des Spruchs liegt auf der Hand: Eine Hummel fliegt nicht zielgerichtet, sondern im Zickzack hin und her. Besonders schön ist diese Redewendung auch sprachlich durch die "H"-Alliteration.

Tierische Lebensweisheit - "Den Bock zum Gärtner machen"

Wer den "Bock zum Gärtner" macht, sorgt eher dafür, dass sich die Dinge verschlechtern als verbessern. Wenn jemand einen Beruf ausüben soll, in dem er das tun soll, was er am wenigsten beherrscht, so hat man "den Bock zum Gärtner" gemacht. Das Bild hinter dieser Redewendung ist so unmissverständlich, dass der Spruch auch heute noch zu den gebräuchlichen Redensarten gehört. Ein Ziegenbock sorgt nicht dafür, den Garten zu pflegen, sondern hat eher seinen Spaß daran, ihn zu verwüsten. Die Vorstellung eines Ziegenbocks als Gärtners ist daher ebenso paradox wie amüsant.

"Wo der Pfeffer wächst"

Sicher haben Sie auch schon einmal jemanden dorthin gewünscht, wo "der Pfeffer wächst". Doch wo ist das eigentlich? Dieses Sprichwort stammt aus einer Zeit, in der es noch keine Flugzeuge gab und es darum schwer war, ferne Länder zu bereisen. Der Pfeffer kommt ursprünglich aus Indien, und Indien war früher so weit weg, wie man es sich nur vorstellen kann. Wer also dorthin verwünscht wurde, wo der Pfeffer wächst, sollte so weit wie möglich aus dem Blickfeld verschwinden. Heute ist Indien zwar schneller erreichbar und wirkt somit näher gelegen, doch die Redewendung ist uns erhalten geblieben. Der Grund dafür könnte auch hier in der Sprache liegen. Das Wort "Pfeffer" hat hier durchaus lautmalerische Qualitäten. Wenn man es seinem Gegenüber entgegenschleudert, wird die ganze Schärfe des Pfeffers schon verbal spürbar.

Alte Sprichwörter mit neuer Bedeutung - "Blauer Brief"

Ein sogenannter Blauer Brief ist ein Brief, vor dem alle Schüler Angst haben. Er enthält eine Mitteilung der Schule an die Eltern, dass ihr Kind versetzungsgefährdet ist und die Klasse womöglich wiederholen muss. Ursprünglich mussten aber nicht nur Kinder vor dem Blauen Brief zittern. Der Ausdruck stammt aus dem 19. Jahrhundert. Offiziere erhielten ihre Kündigungsschreiben in blauen Briefumschlägen, sodass der Inhalt sofort klar war. Ob die Briefumschläge der heute verschickten Blauen Briefe tatsächlich blau sind, ist ungewiss. Die Bezeichnung ist aber so bekannt, dass sie vermutlich auch bei andersfarbigen Briefumschlägen weiter verwendet werden wird.

"Wie ein Phönix aus der Asche"

Diese Redewendung stammt aus der ägyptischen Mythologie. Der Vogel Phönix ist ein Fabelwesen, das alle hundert Jahre auftaucht. Am Morgen zerfällt es zu Asche, um danach aus der Asche verjüngt wieder aufzuerstehen. Der Mythos um diesen Prozess der Wiederauferstehung hat sich zu einem geflügelten Wort entwickelt. Im übertragenen Sinn ist damit heute jemand gemeint, der sich nach einer schweren Niederlage wieder aufrafft. Eine weitere Bedeutung ist etwas verloren Geglaubtes, das plötzlich in neuem Glanz erstrahlt.

Auch wenn das Sprichwort schon sehr alt ist und heute eher selten verwendet wird, wissen viele junge Leute heutzutage genau, was es bedeutet. Grund dafür ist Joanne K. Rowlings Roman "Harry Potter", in dem auch ein Phönix auftaucht. Sein Name ist Fawkes und er gehört dem Schulleiter Albus Dumbledore. Als Harry Fawkes das erste Mal sieht, geht der Vogel in Flammen auf und zerfällt zu Asche. Von Dumbledore erfährt Harry jedoch, dass dieser Prozess ganz natürlich ist und Fawkes in vollendeter Schönheit aus der Asche auferstehen wird. Alle Harry-Potter-Fans wissen, dass der Phönix im Laufe der Geschichte noch eine entscheidende Rolle spielen wird. Auf diese Weise lässt Rowling auch das alte Sprichwort "wie ein Phönix aus der Asche" in neuem Glanz erstrahlen.

 

 

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