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Soziogramm erstellen - so geht's

Plus und Minus bilden die Basis für Ihre Untersuchung.
Plus und Minus bilden die Basis für Ihre Untersuchung.
Die Soziometrie ist eine Methode, um Strukturen und Prozesse innerhalb einer Gesellschaft darzustellen. Grafisch funktioniert dies am besten mit dem Soziogramm. Damit werden Sie einfach Erkenntnisse erzielen und komplexe Vorgänge ganz unkompliziert darstellen können.

Was Sie benötigen:

  • soziometrischer Fragebogen
  • zu befragende Gruppe

Was will die Soziometrie?

  • Die Soziometrie wurde in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts von Jacob Levy Moreno entwickelt. Dabei wurde sie von vielen Strömungen, wie Bergson, Freud, der Nancy-Schule und der marxistischen Analyse beeinflusst.
  • Ihre Funktionsweise ist denkbar einfach. Sie wertet Antworten der Teilnehmer nach den Kriterien "Ablehnung" und "Wahl" aus. Wird sie bei anderen Lebewesen verwendet, so gelten die Begriffe "Abstoßung" und "Anziehung".
  • Dank der Auswertungen kann man die Individuen einer Gruppe in Beziehung zueinander setzen und damit die herrschende Gruppenstruktur sichtbar machen. Außerdem kann man die Teilnehmer aufgrund der Wahlen oder Ablehnungen typisieren.

Der soziometrische Fragebogen

Für den soziometrischen Fragebogen ist es wichtig, dass Sie ihn auf nur ein Kriterium beziehen, z. B. zusammen lernen oder zusammen arbeiten. Außerdem müssen Sie dem Befragten das Gefühl geben, er erreiche mit seiner Antwort etwas, um eine gestellte Testsituation zu vermeiden und möglichst spontane Antworten zu erhalten. Solche Antworten sind am besten zu verwenden.

  1. Erstellen Sie mit einem Text-Editor einen Fragebogen. Im Kopf sollte der Teilnehmer seinen Namen und das Datum des Tests eintragen können.
  2. Danach folgt eine Tabelle mit zwei Spalten und der Anzahl an Zeilen für Ihre Fragen. Mögliche Fragen sind: "Mit wem möchtest Du am liebsten eine Gruppenarbeit erledigen?", "Mit wem aus dem Kollegium möchten Sie in den Urlaub fahren?" oder "Mit wem möchten Sie zusammenleben?" Durch diese Fragen erhalten Sie als Ergebnis Wahlen bzw. Anziehungen.
  3. Möchten Sie auch die Ablehnungen innerhalb der Gruppe erfassen, so benötigen Sie die umgekehrte Fragestellung. Die Fragen würden dann "Mit wem möchtest Du auf keinen Fall eine Gruppenarbeit erledigen?", "Mit wem aus dem Kollegium würden Sie niemals in den Urlaub fahren?" und "Mit wem möchten Sie unter keinen Umständen zusammenleben?" Die Antwort darf auch aus mehreren Antworten bestehen.
  4. Sorgen Sie bei der Befragung der Teilnehmer dafür, dass sie den Fragebogen uneingeschränkt ausfüllen können, also ohne dabei beobachtet zu werden. Bei der Frage mit der Gruppenarbeit können Sie die Mitglieder einer Klasse anschließend zusammenarbeiten lassen. So haben die Teilnehmer eine lebensnahe und motivierende Situation vor sich.
  5. Anschließend übertragen Sie die Ergebnisse in einen Erfassungsbogen, um einen besseren Überblick zu haben. Sie müssen also für jede Frage eine Tabelle mit drei Spalten erstellen. In die erste Spalte schreiben Sie die Teilnehmer, in die zweite die Gewählten und in die dritte die Abgewählten.
  6. Nun erfolgt die Erstellung einer Soziomatrix, der Grundlage für die grafische Darstellung. Erstellen Sie erneut eine Tabelle: Die erste Spalte beinhaltet die Namen aller Teilnehmer, die erste Zeile ebenfalls. Darunter folgen Kästchen, in die Sie für jede Wahl des anderen ein "+" und für jede Ablehnung ein "-" eintragen. In der letzten Zeile summieren Sie die Anziehungen und Abstoßungen und ermitteln außerdem die Anzahl der gegenseitigen Wahlen.

Die grafische Darstellung einer Gruppenstruktur als Soziogramm

Nachdem Sie die Soziomatrix erstellt haben, können Sie beginnen, die Ergebnisse grafisch zu veranschaulichen:

  • Ein Kreis bedeutet ein Mädchen oder eine Frau innerhalb der Gruppe. Schreiben Sie den Anfangsbuchstaben ihres Namens oder ein Kürzel in den Kreis, um den Überblick zu behalten.
  • Für Männer oder Jungen verwenden Sie ein Dreieck als Symbol. Auch in dieses sollten Sie ein Namenskürzel oder zumindest den Anfangsbuchstaben hineinschreiben.
  • Sollte es sich um ein Individuum außerhalb der Gruppe handeln, z. B. eine Schülerin aus der Parallelklasse, so zeichnen Sie um das Symbol dasselbe erneut, also einen Kreis um einen Kreis oder ein Dreieck um ein anderes.
  • Schwarze, gerichtete Pfeile bedeuten "Wahl". Diese werden allerdings nur verwendet, wenn die Wahl einseitig ist. Ist sie gegenseitig, so zeichnen Sie eine Linie zwischen die Individuen, deren Mitte aus zwei aufeinandertreffenden Pfeilen besteht.
  • Ähnlich verhält es sich mit Ablehnung. Ein roter, gerichteter Pfeil bedeutet einseitige Ablehnung, eine Linie mit zwei Pfeilspitzen in der Mitte sagt "gegenseitige Ablehnung" aus.
  • Haben Sie bei Ihren Ergebnissen das Kriterium der Gleichgültigkeit, so können Sie gestrichelte Pfeile und Linien verwenden. Es ist wichtig, dass Sie zu Ihren Soziogrammen immer einen Schlüssel angeben, damit diese problemlos gelesen werden können.

Umgang mit den Ergebnissen

  • Die Ergebnisse können nun ganz unterschiedlich ausfallen. Sie können beispielsweise eine Typisierung vornehmen: Anerkannter (viele Wahlen, wenig Ablehnung), Star (keine Ablehnung, nur Wahlen) oder Ausgestoßener (keine Wahlen, viele Ablehnungen) sind von Moreno entwickelte Vorschläge.
  • Außerdem kann man auf diese Weise sehr schön Gruppendynamiken aufzeigen. Moreno konnte mit einer Untersuchung von Schulklassen darstellen, dass eine Aufspaltung in die Geschlechter sowie die Fähigkeit, eine eigene Gruppe mit Anführer/Star zu bilden, bereits im Grundschulalter entwickelt werden.
  • Passiert es nun, dass ein Individuum klar als "Ausgestoßener" hervorgeht, so sollten Sie überlegen, ob Sie Ihr Ergebnis veröffentlichen möchten. Könnten Sie damit dem Individuum helfen oder ist er sich seiner Lage gar nicht bewusst? Mit dem Umgang solcher Ergebnisse sollte man unbedingt vorsichtig sein!
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