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Märchen im Kindergarten - Sinn und Hintergründe verstehen

Märchen im Kindergarten beflügeln die Fantasie.
Märchen im Kindergarten beflügeln die Fantasie.
Märchen sind ein fester Bestandteil der pädagogischen Arbeit im Kindergarten. Sie vermitteln Ihren Kindern Werte und geben den Kleinen einen festen Rahmen zur Orientierung. Ursprünglich waren die Erzählungen für Erwachsene gedacht. Sie enthalten Passagen, die grausam erscheinen, aber eine klare Wertestruktur vorgeben.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts sammelten die Brüder Grimm Geschichten, die sich Erwachsene zu jener Zeit untereinander erzählten. Diese waren nicht für Kinder gedacht, sondern dienten als Unterhaltung für Erwachsene. Da zur damaligen Zeit die heutigen Medien fehlten, setzen sich die Menschen durch die Märchen mit gesellschaftlichen Themen auseinander. Die Geschichten zeigten, wie die Welt sein sollte und teilten klar in Gut und Böse ein. Diese Volksmärchen beinhalten Sozialkritik und die Wünsche der einfachen Bevölkerung. Wenn Sie heute Ihren Kindern Märchen erzählen, wollen Sie vorrangig unterhalten. Geschichten von Prinzen und Prinzessinnen, sprechenden Fröschen oder verzauberten Königen entsprechen dem kindlichen Denken. Die Fabeln haben einen festen Platz in der frühkindlichen Pädagogik.

Was Kinder von Märchen lernen

Kinder sind fasziniert von den Fantasiegestalten eines Märchens. Sie identifizieren sich mit den Figuren, den Bildern und Ideen der Geschichte. Erzieher lesen im Kindergarten gern aus bekannten Märchenbüchern vor.

  • Kinder können sich vieles nicht erklären. Sie verstehen nicht, warum es Kriege oder Konflikte gibt oder warum Menschen einander schlecht behandeln. Viele Naturphänomene sind ihnen ein Rätsel.
  • Beispielsweise glauben Vorschulkinder oftmals, dass sich Wolken von allein fortbewegen, weil diese lebendig sind. Sie wissen nicht, dass es Wind gibt. Die Kleinen können nicht klar zwischen Realität und Fiktion unterscheiden. Was sich Mädchen und Jungen nicht erklären können, gleichen sie mit magischen Vorstellungen aus. Diese finden Ihre Lieben in den Märchen wieder. 
  • In der Vorschule entwickeln Kinder eine eigene Identität. Sie lernen, sich von ihrer Umgebung und den Eltern abzugrenzen. Ihr eigenes Denken und Handeln wird für die Kleinen zum Mittelpunkt. Durch den Egozentrismus und ihre Fantasie versetzen sich Kinder selbst in die Märchen hinein. Sie sind selbst das fleißige Aschenputtel oder das verfolgte Schneewittchen.
  • Weil sich Ihre Mädchen und Jungen mit den Figuren in den Erzählungen identifizieren, erkennen sie eigene Gefühle in den Handelnden. Ängste, die Kinder nicht aussprechen, bekommen in einem Märchen ein Gesicht. Ein Beispiel ist die Angst, den Anforderungen anderer nicht zu entsprechen, wie dies im Märchen Rumpelstilzchen thematisiert wird.
  • Kindern fehlt eine moralische Orientierung. Sie wissen noch nicht, was gut oder schlecht ist, sondern lernen durch Versuch und Irrtum. Ihr Kind probiert etwas aus und erfährt dann, ob die Handlung funktioniert oder ob die Eltern verärgert reagieren.
  • Durch Geschichten lernen Ihre Kleinen solche Wertvorstellungen, ohne selbst zu agieren. Das Gute sowie das Schlechte werden sehr drastisch dargestellt, etwa wenn die Hexe im Ofen verbrennt oder die böse Schwiegermutter stirbt.
  • Diese Drastik dient dazu, Gut und Böse klar gegenüberzustellen. Das Richtige und Schöne ist gut erkennbar. Hexen, Riesen und Zwerge spiegeln die Ängste Ihrer Kinder wider. Gewinnt am Ende das Gute, erleben Kinder symbolisch, dass sie Ängste besiegen können.
  • Esel, die Goldmünzen hervorbringen oder Sternentaler, die vom Himmel fallen, machen Mut. Hören Ihre Lieben solche Geschichten im Kindergarten, lernen Ihre Kinder, dass sie nicht allein sind, sondern andere ihnen helfen.

Im Kindergarten Geschichten vorlesen

Wenn Erzieherinnen im Kindergarten Märchen für Ihre Kinder lesen, können die Kleinen Ihrer Fantasie freien Lauf lassen und sich in die Märchen hineinversetzen. Das Vorlesen führt Mädchen und Jungen an Bücher heran.

  • Die Kinder tauschen sich im Kindergarten über das Vorgelesene aus dem Märchenbuch aus. Sie erleben die spannenden Abenteuer der Protagonisten in gemeinsamer Runde.
  • Die Geschichten beschreiben, dass der Weg zum Ziel lang sein kann und dass Gefahren drohen. Dies löst Anspannung bei den Kindern aus. Die Unruhe können sie im Kindergarten leichter ertragen, weil sie von anderen Kindern umgeben sind. Am Ende der Erzählung geht alles gut aus und die Kleinen lernen, dass sich die Anstrengung lohnt.
  • Im Laufe des Vorschulalters können Ihre Kinder, Wahres und Fiktion zunehmend trennen. Sie erkennen, dass der Wolf bei Rotkäppchen nicht echt ist oder dass der Frosch bei Dornröschen nicht wirklich sprechen kann. Sie gewinnen Abstand, um sich von Unheimlichem zu distanzieren.
  • In der Gruppe mit anderen Kindern gelingt das Ihren Lieben schneller. Beim gemeinsamen Basteln mit den anderen Kindern wird der Märchenstoff ein zweites Mal verarbeitet.

Märchen sind also wichtig für Mädchen und Jungen. Die magischen Geschichten, Fabeln und Sagen aus den bekannten Erzählungen beflügeln die Fantasie. Sie vermitteln Ihren Kindern klare Wertvorstellungen. Im Kindergarten tauschen sich Ihre Lieben über das Gehörte aus und finden eigene Emotionen in der Handlung wieder.

 

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