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Die isländische Sprache - ein Überblick

Im malerischen Island wird eine ebenso schöne wie auch schwierige Sprache gesprochen.
Im malerischen Island wird eine ebenso schöne wie auch schwierige Sprache gesprochen.
Die isländische Sprache ist schon ein Unikum: Die Aussprache ist für Nichtmuttersprachler recht schwer zu lernen und die Grammatik komplexer als Latein. Tatsächlich hat sich das Isländische seit dem Mittelalter nicht so stark verändert (und damit vereinfacht) wie andere moderne Sprachen - denn die Isländer hatten auf ihrer Insel wenig Kontakt mit der Außenwelt.

Kurzer geschichtlicher Überblick

Wenn Sie eine nordische Sprache erlernen möchten, machen Sie es sich mit dem Isländischen nicht gerade leicht - dafür haben Sie aber den Exotenbonus auf Ihrer Seite und sprechen eine der archaischsten Sprachen Europas.

  • Isländisch wird nur von etwa 300.000 Menschen gesprochen - den Isländern. Außerhalb der Insel spricht kaum jemand diese Sprache. Wer Nordistik studiert, kommt mit dem Isländischen in Kontakt, wirklich erlernen kann man die Sprache aber nur bei einem längeren Aufenthalt auf der Insel.
  • Die isländische Sprache gehört zur germanischen Sprachfamilie, hier genauer gesagt zum Nordgermanischen. Das heutige Isländisch entwickelte sich aus dem Altnordischen, das sich dann in Altwestnordisch (Altisländisch und Altnorwegisch) und Altostnordisch (Altdänisch und Altschwedisch) teilte. Die isländische Sprache ist dem Alt(west)nordischen noch sehr ähnlich, was die Formenlehre angeht. Während das heutige Dänisch, Schwedisch und Norwegisch eine einfachere Grammatik und Formenlehre aufweisen als das Deutsche, ähnlich dem Englischen, ist Isländisch nach wie vor recht schwierig zu lernen - stellen Sie sich vor, Sie wollten Latein fließend sprechen, doch mit weniger klaren Regeln, was die Zugehörigkeit der Substantive und Verben zu den Deklinations- beziehungsweise Konjugationsklassen betrifft.
  • Die Sprache, die dem Isländischen heute am nächsten kommt, ist das Färöische. Man könnte fast sagen, es handelt sich hier um eine Mischung aus Isländisch und Dänisch.

Die Aussprache des Isländischen

Isländisch klingt in Ihren Ohren wahrscheinlich schön und fremdartig zugleich. Tatsächlich macht die Sprache von Lauten Gebrauch, die Sie erst einmal üben müssen.

  • Das isländische r wird gerollt - allerdings nicht hinten im Rachen, sondern vorn mit der Zunge. Wenn Sie dieses gerollte r noch nicht aussprechen können, heißt es üben, üben, üben. Versuchen Sie erst einmal Lautkombinationen wie Vokal + r, das ist leichter als pr oder ähnliches.
  • Isländisch ist eine der wenigen Sprachen, in denen stimmlose Nasale vorkommen. Dies klingt zunächst einmal, als würden Sie einfach ausatmen. Üben Sie diese Laute, indem Sie n und m artikulieren und dann einfach die Stimme dabei weglassen.
  • Manche Laute im Isländischen werden präaspiriert. Das bedeutet, dass sie vor der Artikulation "behaucht" werden.
  • Das Isländische zeigt einige Buchstaben, die die deutsche Sprache nicht hat, die aber im Altnordischen noch vorkommen. Es handelt sich dabei um das þ (Thorn), das wie ein stimmloses th im Englischen ausgesprochen wird, das ð (Eth), ein stimmhaftes th, und das æ, das wie ei ausgesprochen wird. Außerdem können die Vokale einschließlich des y (gesprochen i) einen Akzent tragen, was wiederum ihre Klangqualität verändert.

Um die isländische Sprache korrekt auszusprechen, brauchen Sie viel Übung und einen langen Atem. Am besten lernen Sie dies bei einem Sprachaufenthalt im Land.

Isländische Grammatik - eine Herausforderung

Neben der schwierigen Aussprache haben Sie beim Erlernen des Isländischen eine zweite Hürde zu überwinden: die Grammatik.

  • Das Isländische zeigt eine sehr archaische Grammatik - ähnlich alten Sprachen wie Latein oder Griechisch, die Sie vielleicht gelernt haben. Das Problem ist nur, dass Sie Latein oder Altgriechisch nicht fließend sprechen möchten, sondern nur lesen beziehungsweise übersetzen - Isländisch aber schon.
  • Die isländische Sprache flektiert extrem stark. Es werden nicht nur Substantive, Pronomen, Verben und Artikel gebeugt, sondern auch Zahlwörter und Eigennamen.
  • Es gibt wie im Deutschen vier Fälle: Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ. Sie müssen bei den Substantiven mitlernen, zu welcher Deklinationsklasse sie gehören. Der Artikel flektiert ebenfalls und wird als bestimmter Artikel direkt ans Wort angehängt (hestur = Pferd, hesturinn = das Pferd). Bei den Adjektiven wird nach Geschlecht, Fall und schwach/stark dekliniert.
  • Bei den Personalpronomen wird ungewöhnlicherweise auch in der dritten Person Plural zwischen männlich, weiblich und sächlich unterschieden. Rein männliche Gruppen werden mit dem maskulinen, rein weibliche Gruppen mit dem femininen und gemischte oder sächliche Gruppen mit dem neutralen Personalpronomen bezeichnet. Auch andere Pronomen eischließlich der Fragepronomen flektieren.
  • Die Verben stellen ein weiteres Problem dar: Sie werden nach schwacher und starker Konjugation unterschieden, wobei dann weiter nach verschiedenen schwachen und starken Konjugationsklassen getrennt wird. Tatsächlich müssen Sie die richtige Konjugationsklasse bei jedem einzelnen Verb mitlernen.

Wenn Sie diese Ausführungen nicht abgeschreckt haben, liegt ein sehr interessantes und exotisches Sprachstudium vor Ihnen.

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