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Faust - Interpretation

"Zwei Seelen wohnen ach in meiner Brust" - Faust ist innerlich zerrissen.
"Zwei Seelen wohnen ach in meiner Brust" - Faust ist innerlich zerrissen.
Goethes Faust ist sicherlich eines der herausragendsten Stücke der deutschen Literatur. Sprachliche Perfektion verbindet sich hier mit tiefgründigem Inhalt. Eine Interpretation des Werkes kann daher viele verschiedene Sichtweisen und Aspekte aufdecken.

Die Hauptfiguren des Faust

Goethes Faust wurde im Jahr 1808 veröffentlicht. Danach legte der Schriftsteller das Thema lange Jahre beiseite, schrieb aber in den Jahren vor seinem Tod noch "Faust, der Tragödie zweiter Teil". Dieses Werk wurde nach Goethes Tod veröffentlicht. Die Handlung des ersten Teils dreht sich um wenige Hauptpersonen.

  • Faust ist ein Gelehrter, der von unbändigem Wissensdurst getrieben wird. Es hat bereits alles studiert und gelernt, was seine Zeit an Wissen zusammengetragen hat, doch dürstet ihn nach dem wahren Verständnis der Welt, wie es in keinem Buch zu finden ist. Er ist innerlich zerrissen, sucht auf der einen Seite mit Feuereifer nach Wissen und klammert sich ans Leben und seine Freuden und ist auf der anderen Seite verzweifelt ob seiner eigenen Unwissenheit und trägt eine Todessehnsucht in sich.
  • Mephistopheles ist der Verführer. Er schließt mit Faust einen Pakt ab. Demnach ist er diesem im Leben zu jedem Dienst verpflichtet, doch muss Faust Mephistopheles dafür im Jenseits dienen und ihm seine Seele übergeben. Mephistopheles sieht nur das Streben nach weltlichen Genüssen als sinngebend bzw. befriedigend an und stachelt Faust dazu an, diesen nachzujagen.
  • Gretchen ist die Unschuld. Sie ist ein frommes und sittsames Mädchen, das sich in Faust verliebt und dann den Fehler begeht, sich ihm hinzugeben. Allerdings bereut sie ihren Fehler und bezahlt dafür.
  • Wagner ist der nüchterne Wissenschaftler. Er strebt nicht, wie Faust, nach neuem Wissen, kein Feuer brennt in ihm, das ihn antreibt, neues Wissen zu erlangen. Er ist es zufrieden, ein klassischer Gelehrter zu sein, der sein Wissen aus Büchern bezieht.

Interpretationsansätze zum Werk

Faust enthält eine ganze Fülle von Interpretationsansätzen und Symbolen. Hier kann daher nur ein knapper Einblick gegeben werden.

  • Ein ganz zentrales Motiv im Faust ist der Pakt zwischen Faust und Mephistopheles. Zuerst soll eine Wette geschlossen werden, dass Mephistopheles es nicht schaffe, Faust in allen Bereichen zufrieden zu machen. Doch Faust wandelt diese Wette in einen Pakt um: Mephistopheles soll ihm so dienen, dass er keine Wünsche oder Bestrebungen mehr hat, dass sein Wissensdurst gelöscht ist und er sich glücklich zurücklehnt, was der rastlose Wissenschaftler für unmöglich hält. Mephistopheles hingegen glaubt, ein leichtes Spiel zu haben, hält er doch Triebbefriedigung für das einzige, was ein Leben ausfüllt.
  • Ein anderer zentraler Aspekt ist Fausts Liebe zu Gretchen. Zuerst handelt es sich um genau die Triebbefriedigung, die Mephistopheles für Faust im Sinn hat. Dieser verführt das Mädchen und glaubt dabei, seinem Glück näherzukommen. Doch Faust bereut und erkennt in Gretchen das Reine, das er nun zerstört hat. Somit ist der Pakt eigentlich geplatzt, denn Faust kann nun nicht mehr in allen Bereichen satt und zufrieden mit dem Leben werden.
  • Hinter den Handlungen im Faust steht eine Wette zwischen Mephistopheles und Gott. Mephistopheles ist bei Goethe keineswegs ein Gegenspieler Gottes, sondern eines von dessen Geschöpfen, die eigentlich dessen Willen ausführen. Gegenstand der Wette ist, ob Mephistopheles es schafft, Faust vom rechten Weg abzubringen. Gott lässt ihm dabei freie Hand und der "Teufel" handelt so mit Gottes Wissen und Einverständnis.
  • Auch die unterschiedlichen Ansichten des Doktors und seines Schülers Wagner lohnen eine Interpretation. Hier werden zwei ganz unterschiedliche Herangehensweisen gegenübergestellt. Während Wagner ein Gelehrter ist, der einfach Wissen kumulieren möchte und eine umfassende Bildung für das höchste Ziel hält, ist Faust innerlich so getrieben, dass er rastlos und verzweifelt ist, weil ihm die letzten Erkenntnisse versagt bleiben - jenes Wissen, das sich nicht in Büchern findet. Faust ist somit auch ein Spiegel seiner Zeit, des Sturm und Drang.
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