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Zinssatz: Europäische Zentralbank und ihre drei Leitzinsen - einfach erklärt

Mit drei Leitzinsen steuert die EZB die europäische Geldpolitik.
Mit drei Leitzinsen steuert die EZB die europäische Geldpolitik.
Allgemein bekannt ist, dass die Europäische Zentralbank einmal pro Monat über den Leitzins befindet. Doch das ist nur ein Zinssatz, der in den Meldungen vorkommt. Auch von Einlagezins und Zins für Übernachtausleihe ist die Rede. Was bewirken diese drei Elemente der europäischen Geldpolitik?

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat mehrere wichtige Funktionen. Eine davon ist, den Leitzins für die Euro-Zone festzusetzen. Den EZB-Bankern stehen jedoch zur Überwachung der Inflation insgesamt drei Zinssätze zur Verfügung. 

Europäische Zentralbank - Kontrolle der Inflation mit Leitzins

  • Im Mittelpunkt des Interesses von Medien steht immer dann der Leitzins, wenn sie über die Zinsentscheidungen der EZB berichten. Er ist das Maß für Banken in der Euro-Zone, wenn sie bei der Notenbank Geld leihen. Der Zinssatz liegt innerhalb eines Zinskorridors, den Zinssätze über und unter ihm begrenzen.
  • Der Leitzins hat zudem eine Steuerungsfunktion für den Interbankenmarkt. Dort borgen sich Institute gegenseitig Geld, wenn sie einen kurzfristigen Bedarf ausgleichen oder Überschüsse anlegen möchten. Banken können bei der wöchentlichen Auktion der EZB mitbieten.
  • Die EZB teilt Banken bei ihren Auktionen mittlerweile so viel Geld zu, wie diese abrufen. Der Zins ist fest. Grundlage ist allein der Leitzins. Ein sinkender Leitzins vermindert den Preis, den die Geschäftsbanken für Geld zahlen müssen.
  • Die Refinanzierung für die Banken wird billiger. Im Gegenzug fallen auch die Zinsen, die Sie als Bankkunde gutgeschrieben erhalten. Kreditzinsen fallen meist nicht unmittelbar, sondern mit Verzögerung.

Zinssatz: Einlagezins und Zins für Übernachtausleihe

Falls eine Bank zu viel Geld hat, kann sie das bei der EZB anlegen. In Zeiten der Finanzkrise kommt es zudem häufig vor, dass sich Banken nicht trauen, anderen Instituten Geld zu leihen.

  • Bei der Notenbank angelegtes Geld wird mit dem Einlagezinssatz verzinst. Er liegt unter dem Leitzins. Denn die Notenbank ist nicht daran interessiert, dass die Banken Geld horten und es dem freien Interbankenmarkt vorenthalten.
  • Der Zins für Übernachtausleihe ist keine Erfindung der EZB. Auch andere wichtige Notenbanken leihen den Banken bei Bedarf kurzfristig Geld. 
  • Die Europäische Zentralbank verlangt dafür mit dem Spitzenfinanzierungssatz einen satten Zins, der über dem Leitzins liegt und den Zinskorridor nach oben begrenzt. Das ist zugleich die obere Zinsgrenze für Tagesgeld-Konditionen. 
  • Haben Banken ein Problem, werden sie auf das Angebot zurückgreifen. Sie müssen jedoch solvent sein und ausreichend Sicherheiten stellen. 
  • Können sie das nicht, besteht die Möglichkeit, Notfall-Liquidität von der Notenbank zu erhalten. Deren Konditionen liegen jedoch noch über denen der Übernachtausleihe.

Über die Höhe der Zinssätze wird jeden Monat beraten. Eine Entscheidung der EZB bezüglich einer Änderung kann dabei den einzelnen Zinssatz oder alle betreffen.

helpster.de Autor:in
Thomas Detlef Bär
Thomas Detlef BärAls Ökonom ist Thomas ein Experte für Geld und Finanzen. Durch seine berufliche Erfahrung und seine gründlichen Recherchen ist er auch im Bereich Beruf & Karriere ein wahrer Kenner.
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