Schwieriger als gedacht
Man könnte meinen, dass sich leicht verständliche Sätze auch ganz einfach schreiben lassen, doch dem ist keinesfalls so. Oft verhält es sich sogar so, dass der einfachste Satz die meiste Arbeit vonseiten des Autors erfordert. Der Grund hierfür liegt in der grundlegenden Denkweise des Menschen. Gedanken sind oft unstrukturiert und unzusammenhängend. Häufig beginnen wir einen Satz, ohne überhaupt zu wissen, wie er enden soll.
- An genau diesem Punkt sollten Sie mit Ihrer Schreibarbeit beginnen. Überlegen Sie sich, was Sie Ihrem Leser mitteilen möchten und schreiben Sie einfach auf, was Ihnen zuerst einfällt. Die Formulierung ist zu diesem Zeitpunkt noch vollkommen unerheblich, erst einmal geht es ausschließlich um den Inhalt Ihres Satzes.
- Lesen Sie sich den Satz nun noch einmal durch. Vermutlich wird er deutlich schwieriger zu verstehen sein, als Sie das während des Schreibens noch vermutet hätten. Immerhin erschien Ihnen Ihr Gedanke klar und einleuchtend!
Komplizierter Satz ganz einfach
Damit der Leser den von Ihnen geschriebenen, aber vermutlich noch sehr kompliziert formulierten Satz besser verstehen kann, sollten Sie ihn nun noch einmal überarbeiten. Wenn Sie nur einige Grundregeln anwenden, wird ein schwieriger Satz deutlich lesefreundlicher.
- Die erste und wichtigste Grundregel bei der Überarbeitung komplizierter Sätze lautet: Beschreiben Sie jeweils nur einen einzigen Gedanken pro Satz. Schauen Sie sich also Ihren Satz noch einmal an und überlegen Sie, wo der eine Gedanke aufhört und ein neuer beginnt. An genau dieser Stelle sollten Sie einen Punkt setzen. Vergessen Sie jedoch nicht, dass Sie den nun abgetrennten zweiten Teil des Satzes mit großer Wahrscheinlichkeit noch einmal überarbeiten müssen, damit er sprachlich wieder in sich stimmig ist.
- In enger Verbindung mit dieser ersten Empfehlung steht eine zweite: Verwenden Sie so wenig Kommas wie möglich. Ein bis zwei Kommas pro Satz sind kein Problem, alles darüber hinaus macht Ihren Text nur unnötig kompliziert und schwierig zu lesen. So sollten Sie einige Kommas gemäß der Regel "Ein Gedanke pro Satz" durch Punkte ersetzen. Wenn Ihr Satz mehrere Nebensätze enthält, sollten Sie diese ausgliedern und als eigenständige Hauptsätze neu formulieren.
- Vergessen Sie dabei nicht, dass Ihnen als Satzzeichen nicht nur Punkte und Kommas zur Verfügung stehen, sondern auch Semikolons ("Strichpunkte") und Bindestriche. Wenn Sie sich absolut nicht dazu überwinden können, ein bestimmtes Komma durch einen Punkt zu ersetzen, sollten Sie ein Semikolon in Betracht ziehen. Es trennt die verschiedenen Satzteile stärker voneinander ab als ein Komma und schafft damit Struktur, jedoch trennt es nicht allzu stark wie ein Punkt. Bindestriche wiederum eignen sich besonders gut für Einschübe und logische Schlussfolgerungen. Außerdem haben Sie den Vorteil, dass Sie einen Satzteil optisch sehr deutlich vom Rest abheben und den Satz damit übersichtlicher machen.
- In der gesprochenen Alltagssprache verwenden wir sehr häufig Inversionen. Das bedeutet, dass wir den traditionellen Satzbau von Subjekt-Verb-Objekt umstellen, um bestimmte Aspekte eines Satzes hervorzuheben. Ein Beispiel wäre "Seit 22 Uhr schläft er schon." anstelle von "Er schläft schon seit 22 Uhr." In der Schriftsprache sollten Sie sich intensiv darüber Gedanken machen, ob eine Inversion in Ihrem Fall zielführend ist. Je nach Anwendungsfall kann sie einen Satz nämlich entweder schwieriger oder leichter zu verstehen machen - je nachdem, was Sie aussagen möchten.
- Um einen komplizierten Satz lesefreundlicher zu machen, sollten Sie darüber hinaus weitgehend auf Fachbegriffe verzichten. Warum beispielsweise von einer "Drosophila melanogaster" sprechen, wenn man auch ganz einfach "Fruchtfliege" sagen und damit jegliche potentiellen Missverständnisse vermeiden könnte? Dasselbe gilt übrigens auch für Anglizismen. Ihnen mag das englische Wort zwar geläufig sein, doch wie sieht es aus mit den Menschen unter Ihren Lesern, die des Englischen nicht mächtig sind?
Sie möchten im Facebook-Chat etwas besonders hervorheben, indem Sie ein Wort oder mehrere Worte …
Wenn Sie diese Grundregeln befolgen, werden Ihre Sätze bereits deutlich einfacher zu verstehen und damit lesefreundlicher sein. Letztendlich macht jedoch erst die Übung den Meister. Nachdem Sie einige Texte verfasst haben, werden Sie feststellen, dass Ihnen eine verständliche Schreibweise nun schon deutlich leichter fällt als zu Beginn Ihrer Schreibübungen!
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