Das Leben verläuft leider nicht immer so, wie man es sich vorstellt Vielleicht haben Sie bestimmte Sorgen oder Ängste, fühlen sich manchmal niedergeschlagen oder spüren, dass Sie einige Dinge im Leben sehr mitnehmen. Da sich negative Ereignisse im Leben nicht vermeiden lassen, gehören solche Momente und Situationen auch zum Alltag dazu. Konflikte mit anderen, Probleme im Job, Trennungen, Liebeskummer und Verluste sind "daily hassles", also alltägliche Unannehmlichkeiten oder auch Mikrostressoren. Manchen gelingt es, daran sogar eine positive Seite zu sehen, etwa zu denken, dass eine Trennung auch eine vielleicht schlecht verlaufene Beziehung beendet und einen angenehmen Schlussstrich zieht. Dennoch belasten Sie solche Ereignisse, aber dies ist nichts ungewöhnlich, sondern normal.
Die psychologische Erklärung für negative Gefühle
Wenn etwas passiert, was Sie als negativ interpretieren - etwa ein Konflikt, eine Streitigkeit im Job oder der Verlust eine Arbeitsplatzes - dann weckt dies negative Gefühle.
- Ausschlaggebend ist dabei Ihre psychologische Bewertung - Sie interpretieren das Ereignis als eine Bedrohung oder Belastung. Die meisten würden etwa den Verlust des Arbeitsplatzes als etwas Negatives ansehen, selbst wenn man danach die Chance hat, sich wieder eine neue Stelle zu suchen.
- Mit der Bewertung gehen dann unangenehme Gefühle einher; Sie sind beispielsweise traurig und niedergeschlagen oder haben Ängste und Sorgen, wie es weitergehen soll.
- Manche Belastungen sind nur von kurzer Dauer; beispielsweise ein Streit, auf den die Versöhnung folgt. Andere Stressoren wirken länger auf Sie ein - zum Beispiel Mobbing am Arbeitsplatz oder immer wiederkehrende Konflikte in der Familie. Wenn Sie dies sehr mitnimmt, dann ist das verständlich, schließlich handelt es sich dabei um eine negative und schwierige Situation, auf die die meisten Menschen mit Traurigkeit oder Sorgen reagieren würden.
- Während Sie alltägliche Stressoren (daily hassles) nicht ganz ausschalten können und oftmals "ertragen" oder auf deren Ende warten müssen, können länger andauernde Probleme eine Reaktion erfordern.
- Wenn Sie beispielsweise am Arbeitsplatz gemobbt werden, dann ist dies eine Situation, bei der Sie auch viele Handlungsmöglichkeiten haben. Sie können etwa Kollegen oder Vorgesetzte um Hilfe bitten; Sie können sich an den Betriebsrat wenden oder - falls alles nichts hilft - kündigen.
- Bei länger andauernden Belastungen ist also oftmals Ihre Reaktion gefragt, weil die Situation sich nicht - wie bei den alltäglichen Stressoren - von alleine ändert und von allein vorübergeht.
Haben Sie Angst vor dem Tod? Gibt es einen Anlass dafür oder denken Sie einfach nur zuviel darüber …
Gerade persistierende, das heißt, länger vorhandene Belastungen können mit einer Schwächung des Selbstwertgefühls einhergehen. Sie fühlen sich vielleicht weniger wertvoll als andere oder haben den Eindruck, dass die Niedergeschlagenheit, die durch die Situation entstanden ist, gar nicht mehr vorbeigeht. Daraus können sich psychologische Probleme entwickeln, müssen es aber nicht.
Wann sind Probleme pathologisch?
Vielleicht fragen Sie sich, wann man tatsächlich von psychologischen Problemen sprechen kann. Denn wenn Ärger, Sorgen oder Niedergeschlagenheit manchmal einfach zum Leben dazu gehören, muss es eine Grenze geben, ab wann diese Gefühle nicht mehr als angemessen oder normal gelten.
- Diese Grenze ist dort, wo Sie sehr unter Ihrem Zustand leiden, sich selbst oder andere gefährden. Auch in der Diagnostik psychologischer Störungen wird oftmals danach gegangen, ob ein deutliches Leiden vorliegt und ob es eine Selbst- beziehungsweise Fremdgefährdung gibt.
- Wann kann dieses Leiden vorhanden sein? Bei einer Depression würde dies bedeuten, dass Sie wirklich längere Zeit deutlich niedergeschlagen sind und sehr darunter leiden. Es gibt aber auch Menschen, die sind schon immer etwas zurückhaltend und würden sich nicht als fröhlich bezeichnen, finden diesen Zustand aber in Ordnung und haben keinen Änderungswunsch. Dann sollte man auch nicht von einer Depression sprechen.
- Ähnlich ist es bei Ängsten. Die Angst hat eine Warnfunktion; die schützt Sie davor, Gefahren einzugehen. Ängste können übersteigert sein, etwa bei einer starken Angst vor Spinnen (Spinnenphobie). Nicht jeder Spinnenphobiker hat den Wunsch, etwas an seiner Angst zu ändern.
- Auch wenn diese Angst eigentlich übertrieben und nicht gerechtfertigt ist (denn Spinnen sind nicht gefährlich), könnte man streng genommen nicht von einer Phobie sprechen, denn derjenige findet dann selbst, dass er unter der Situation nicht leidet, sondern kommt gut mit seiner Angst klar. Nur dann, wenn der Betroffene selbst findet, dass die Angst für ihn sehr belastend ist, ergibt sich eine Behandlungsnotwendigkeit.
- Dies haben Psychologen auch in dem Satz "Eine Störung, die nicht stört, ist keine Störung" zusammengefasst. Das heißt, ein Verhalten, das von der Norm abweicht, muss nicht problematisch sein; entscheidend ist, dass der Betroffene damit klar kommt. Nur wenn derjenige etwas ändern will, ergibt sich ein Behandlungsbedarf bei Problemen.
- Hier existieren aber noch zwei Sonderfälle - die Selbst- und die Fremdgefährdung. Eine Selbstgefährdung liegt dann vor, wenn sich jemand in Gefahr bringt, also beispielsweise sein Leben selbst beenden möchte oder sich selbst massiv verletzt. Auch bei Magersucht, also einer extremen Essensverweigerung, kann eine Selbstgefährdung vorliegen - wenn der Betroffene zu verhungern droht.
- Eine Fremdgefährdung liegt vor, wenn eine Person andere in Gefahr bringt. Das ist häufig bei Halluzinationen (Psychosen) der Fall, bei denen eine Person Dinge sieht, die nicht da sind, und dann vielleicht plötzlich andere aufgrund dieser falschen Wahrnehmungen attackiert.
Liegt eine Selbst- oder Fremdgefährdung vor, dann ist ebenfalls eine Behandlung indiziert, selbst wenn der Betroffene dies nicht möchte. In vielen Fällen erfolgt dann die Einweisung in eine stationäre Psychiatrie. Diese muss aber richterlich bestätigt werden.
Wie hilfreich finden Sie diesen Artikel?