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Pedalbenutzung beim Klavier - Informatives

Jeder, der Klavier spielen lernt, wird irgendwann von seinem Lehrer in die Geheimnisse der Pedalbenutzung eingeweiht. Die enorme Klangfülle, die durch die Unterstützung des Pedals entsteht, beeindruckt auch die Zuhörer sofort. Doch es ist nicht nur das rechte Pedal, das ein Klavierspieler benutzen kann, um den Klang seinen Vorstellungen entsprechend zu verändern. Bei allen Klavieren oder Flügeln gibt es zwei oder manchmal auch drei Pedale, die jeweils verschiedene Funktionen haben.

Wer das Pedalspiel beherrscht, hat viele Möglichkeiten, den Klavierklang individuell zu gestalten.
Wer das Pedalspiel beherrscht, hat viele Möglichkeiten, den Klavierklang individuell zu gestalten.

Das rechte Pedal - Funktion und Nutzen

Das rechte Pedal ist das wichtigste von allen und ist deshalb unverzichtbarer Bestandteil des Klavierunterrichts. Während es hinsichtlich der verschiedenen Pedale oft Unterschiede zwischen Flügeln und Klavieren gibt, hat das rechte Pedal bei allen Instrumenten die gleiche Funktion.

  • Um das rechte Pedal richtig zu benutzen, muss der Klavierschüler zunächst wissen, wie es überhaupt funktioniert. An einem Flügel lässt sich dies am besten demonstrieren, da das Instrument geöffnet werden kann und den Blick auf die Mechanik freigibt. Im Inneren des Flügels befinden sich die Saiten, die mit ansteigender Tonhöhe immer kürzer und dünner werden. Unterhalb der Saiten sieht der Schüler eine Vorrichtung mit kleinen Filzhämmerchen. Wenn der Lehrer eine Taste anschlägt, schlägt das entsprechende Hämmerchen kurz gegen die Saite und versetzt sie in Schwingung, sodass der Ton entstehen kann. Im gleichen Moment hebt sich der Dämpfer von der Saite und gibt sie frei. Wird die Taste losgelassen, senkt sich der Dämpfer automatisch wieder und hält die Saite fest, sodass der Klang abgedämpft wird.
  • Dieser Vorgang wird jedes Mal ausgelöst, wenn eine Taste angeschlagen wird. Benutzt der Spieler jedoch das rechte Pedal, ändert sich etwas Entscheidendes. Sobald der Spieler das Pedal tritt, heben sich sämtliche Dämpfer im Innenraum. Auf diese Weise können nun alle Saiten frei schwingen, auch diejenigen, deren Tasten gar nicht angeschlagen werden. So kommt es, dass der Klang sich automatisch vervielfacht, selbst wenn nur eine einzige Taste angeschlagen wird.
  • Der Spieler darf das rechte Pedal nach Belieben verwenden, sollte sich jedoch fragen, ob es der jeweiligen Epoche angemessen ist. Kompositionen von Bach beispielsweise sind sehr filigran und durchsichtig. Bei einer Benutzung des rechten Pedals besteht die Gefahr, dass Klänge verschwimmen, die deutlicher voneinander zu trennen sind. Für Stücke aus der romantischen Epoche dagegen, wie zum Beispiel von Brahms, Liszt oder Chopin, ist das Pedal überaus geeignet. Gerade diese Komponisten legten auf Klang und klangliche Gestaltung großen Wert, sodass die Pedalbenutzung den Spieler hier vor neue Herausforderungen stellt.

Zur Benutzung des rechten Pedals

  • Sobald ein Schüler das Prinzip verstanden hat, wie das Pedal funktioniert, möchte er es natürlich ausprobieren. Auch hier sollte ein Lehrer oder ein erfahrener Klavierspieler dabei sein, der das Pedalspiel erläutert, um klangliche Enttäuschungen zu vermeiden.
  • Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, das Pedal zu treten. Die eine ist spielerisch leichter zu bewältigen, kommt allerdings seltener vor. Hierbei handelt es sich um das sogenannte Akzentpedal, das genau auf dem Klang getreten wird, der hervorgehoben werden soll. Wie der Name schon sagt, dient das Pedal hier dazu, dem Klang - meist ist es ein ganzer Akkord - einen besonderen Akzent beziehungsweise eine besondere Betonung zu verleihen.
  • Die gebräuchlichere Variante des Pedalspiels dient dazu, Töne miteinander zu verbinden, ohne ein echtes Finger-Legato zu produzieren. Dies ist bei großen Sprüngen oder Akkorden erforderlich, wenn eine Bindung mit den Fingern nicht möglich ist. Hierbei wird das Pedal VOR und NACH dem Ton getreten. Der Spieler tritt das Pedal, spielt dann eine Taste, lässt im selben Moment das Pedal los und tritt es sofort wieder. Jetzt darf er die Taste loslassen, denn durch das Pedal klingt der Ton weiter. Sobald er die nächste Taste anschlägt, wiederholt sich der Vorgang. Im selben Moment, in dem der Spieler die Taste anschlägt, lässt er das Pedal los und tritt es sofort wieder. Dies sollte ein noch unerfahrener Schüler zunächst sehr langsam und bei einzelnen Tönen ausprobieren, zum Beispiel bei einer Tonleiter, und später zu ganzen Akkorden wechseln.

Das linke und das mittlere Pedal - Hilfsmittel zur Klanggestaltung

  • Wem die Klangfülle, die das rechte Pedal neben dem Legato-Effekt auslöst, nicht ausreicht, der kann auch auf das linke oder mittlere Pedal zurückgreifen, sofern das Instrument über drei Pedale verfügt. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass die mittleren Pedale bei Flügeln und Klavieren in ihrer Funktion nicht übereinstimmen.
  • Bei einem Flügel übernimmt das mittlere Pedal, auch Tonhaltepedal genannt, eine ähnliche Funktion wie das rechte. Der Unterschied ist nur, dass hier nicht alle Dämpfer angehoben werden, sondern nur der einer einzelnen Taste. Auf diese Weise ist es möglich, einen Ton klingen zu lassen, ohne die Taste die ganze Zeit festzuhalten, weil man währenddessen andere Tasten zu spielen hat. Diese Wirkung ist hauptsächlich bei Stücken des 19. Jahrhunderts anzutreffen, zum Beispiel bei Rachmaninoff. Ein einzelner Ton, meist in der tiefen Lage des Klaviers, wird als Fundament oder Orgelpunkt gehalten, während der Spieler sich mit beiden Händen auf die anderen Töne konzentrieren kann, die unmittelbar danach zu spielen sind.
  • Das mittlere Pedal beim Klavier hat die Funktion, den Klang zu mindern. Er ist nun nur noch halb so laut und sehr dumpf. Dieses Pedal ist bei Klavierlehrern nicht besonders beliebt, zumal es den Klang verfälscht und auch selten aus musikalischen Gründen angewandt wird. Hilfreich ist es höchstens, wenn man üben will, ohne jemanden im Nachbarzimmer zu stören.
  • Das linke Pedal dient bei Klavieren und Flügeln dem gleichen Zweck, allerdings wird der entstehende Effekt auf unterschiedliche Weise erzeugt. Bei einem Flügel verschiebt sich bei Betätigung des linken Pedals die komplette Tastatur ein wenig zur Seite. Dadurch verschiebt sich auch die Leiste mit den Hämmerchen, wenn auch nur minimal. Die Verschiebung sorgt jedoch dafür, dass das Hämmerchen die Saite nun an einer Stelle anschlägt, an der der Filz noch nicht so abgespielt ist. Dies funktioniert natürlich nur bei Flügeln, die bereits eine Weile bespielt wurden, denn bei einem neuen Flügel ist der Filz noch an keiner Stelle abgespielt, sodass auch bei der Benutzung des linken Pedals kein Unterschied hörbar sein kann. Die klangliche Wirkung des linken Pedals ist die, dass die Töne etwas weicher und möglicherweise dumpfer klingen. Auch dieser Effekt ist hauptsächlich bei Stücken aus der romantischen Epoche einsetzbar.
  • Bei Klavieren verschiebt sich die Tastatur nicht, wenn das linke Pedal betätigt wird. Dafür rückt die Leiste mit den Hämmerchen näher an die Saiten heran, sodass der Schwung der Hämmerchen gemindert wird. Auf diese Weise ist auch der Klang automatisch ein wenig leiser. Eine klangfarbliche Änderung ist beim Klavier jedoch kaum zu erzeugen, sodass das linke Pedal in der Regel nur bei einem Flügel benutzt wird.
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