Wo liegt der Unterschied zwischen Nostalgie und antik?
- Das Wort "Nostalgie" beschreibt ein Gefühl von Wehmut, Sehnsucht, Heimweh, während mit dem Wort "antik" (lat. "antiquus" = alt(ertümlich)) etwas "altes", eigentlich ein, aus der Antike stammendes Detail bezeichnet wird. Die Antike im kulturellen Sinne benennt neben der archaischen, klassischen Epoche Griechenlands von 1200 v. Chr. bis ungefähr 600 n Chr. auch die alt- und nahöstlichen Hochkulturen Kleinasiens, Ägyptens (3500 n. Chr.) u. a. Insofern ist die Bezeichnung "antike Möbel" sehr irreführend.
- Selbst in einem guten Antiquitäten-Möbelhaus werden Sie kein Möbelstück aus der Zeit der Antike kaufen können. Mit ein wenig Glück finden Sie noch Möbel, die als antik bezeichnet werden, aus dem 6. bis 15. Jahrhundert, also dem Mittelalter, einer Epoche, die sich an die Antike anschließt und bis zur Neuzeit andauerte. Wenn Sie sich also nostalgisch-antik einrichten möchten, so sollten Sie nach Möbeln fragen, die aus der Epoche der Romanik (11. bis 13. Jh.), der Gotik (12. bis 16. Jh.) oder der Renaissance (15. bis 16. Jh.) stammen.
- Aber auch Möbel aus den Epochen zwischen Mittelalter und Neuzeit bis etwa 1920/30, gelten als anitk und werden mit Nostalgie betrachtet. Sie können deshalb durchaus antike Möbel aus nachfolgenden Epochen auswählen, um Ihrem Raum einen Hauch von Nostalgie zu verleihen: 16. Jh. Manierismus, 1600 bis 1720 Barock, 1720 bis 1770 Rokoko, 1760 bis 1830 Klassizismus, 1790 bis 1840 Romantik, 1850 bis 1900 Historismus, 1830 bis 1870 Realismus, 1860 bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts Impressionismus, 1870 bis 1890 Gründerzeit Symbolismus oder 1890 bis 1920 Jugendstil.
- Allerdings sind Sie nicht auf antike Möbel angewiesen, um einen Raum nostalgisch gestalten zu können, denn inzwischen gibt es Tischler, die sich auf das Nacharbeiten antiker Möbel spezialisiert haben. Die Schwierigkeit ist nur, dass Sie bei der Bestellung wissen sollten, in welcher Stilrichtung Sie den Raum nostalgisch einrichten möchten, z. B. in der Art der Epoche Biedermeier, Barock, Gründerzeit oder Jugendstil. Vielleicht mögen Sie aber eher die englische Stilrichtung oder die von Louis Philippe oder Louis Seize.
Bleiben Sie bei Ihren Möbeln einer Stilrichtung treu
Ein Nostalgie-Wohnraum wirkt erst perfekt, wenn alle Details gut aufeinander abgestimmt sind. Seien Sie vorsichtig, wenn Ihnen der Antik-Händler vermittelt: "Antiquitäten können Sie gut miteinander kombinieren...", denn nicht selten führt das zu einem unschönen Stilbruch. Die handwerklichen Details der Möbel von z. B. Barock zu Rokoko usw. sind schleichend, wodurch hin und wieder eine Kombination zeitnaher Stilrichtungen möglich ist. Wählen Sie Ihre Nostalgie-Möbel, ob antik oder nachgebaut, deshalb einer bestimmten Epoche entsprechend aus.
Antike, Mittelalter, Neuzeit - so wird die Geschichte Europas grob eingeteilt. Kulturell kann aber …
- Barock-Möbel, 1570 bis 1770, sind zwar sehr geschwungen, mit üppigen Verzierungen und Ornamenten ausgestattet, aber dennoch von einer strengen Grundstruktur gezeichnet. Möbel aus der Barockzeit wirken ausgesprochen prunkvoll. Die innen liegenden, nicht sichtbaren Möbelteile sind dabei sehr ursprünglich belassen.
- Rokoko-Möbel, 1730 bis 1790, sind dem Barock sehr ähnlich und werden auch "Spätbarock-Möbel" genannt. Der Unterschied zu den Barock-Möbeln besteht darin, dass die strenge Grundform aufgehoben ist und die Möbel geschwungener, teilweise sogar asymmetrisch gearbeitet sind. Möbel der Rokokozeit wirken elegant-verspielt, wie die bekannte Chaiselongue.
- Klassizismus-Möbel, 1770 bis 1830, spiegeln in ihrer Gestaltung das klassisch-griechische Altertum wieder. Klare Linien und geometrische Formen, verbunden mit einer gewollten Einfachheit, machen die Möbel des Klassizismus aus.
- Biedermeier-Möbel, 1815 bis 1848, charakterisieren einen bürgerlichen Lebensstil, in dem sich die Menschen auf ihr privates Wohnfeld konzentrierten. Die Möbel der Biedermeierzeit glänzen mit einem einfachen und dennoch sehr eleganten Stil. Die zweckmäßigen Möbel, wie Sekretär und Kommode, wirken wohnlich-harmonisch.
- Im Historismus, 1850 bis 1900, erlangten die prunkvollen Möbel der Vergangenheit durch die aufkeimende Industrialisierung einen neuen Aufschwung. Imitationen wurden hergestellt, allerdings entwickelte sich auch die Möbelindustrie, sodass die sogenannten Neorokoko-, Neugotik-, Neobarock- oder Neohistorismus-Möbel mit preisgünstigen Materialien hergestellt wurden.
- Jugendstil-Möbel, 1890 bis 1910, prägten um die Jahrhundertwende ein "Zurück" zur handwerklichen Kunst. Die maschinellen Einfachmöbel wurden von qualitativ hochwertigen abgelöst. Möbel aus der Jugendstilepoche orientieren sich an floralen, natürlich wirkenden Mustern, mit einer geschwungenen Linie.
Wie hilfreich finden Sie diesen Artikel?