Koiteiche und japanische Gärten
Viele Europäer gehen davon aus, dass ein Garten nur asiatisch aussieht, wenn er auch eine Art Zengarten ist, zumindest ein japanischer Garten. Natürlich muss ein kleiner Koiteich her, an dem verschiedene Tempel stehen. Als Krönung wird ein chinesischer Angler an den Teich gestellt. Diese Vorstellung von japanischer Gartenkunst ist völlig falsch.
- Es geht bei den japanischen Gärten darum, einen natürlich wirkenden Garten zu schaffen, der im Einklang mit der Natur liegt. Dabei ist es kein Widerspruch einen eckigen Gartenteich anzulegen, wenn dieser sich harmonisch in das Gesamtbild eingliedert.
- Insgesamt sollten Sie einfach davon ausgehen, dass weniger mehr ist. Einfachheit und klare Linien sind gefragt, der Garten soll eine Wirkung auf den Betrachter haben. Das ist Sinn und Zweck des japanischen Gartens.
- Ein Zengarten ist ein Trockengarten aus Kies, Sand und Steinen. In diesen Gärten finden die Moose aber kein Wasser. Auch ein kleiner Koiteich hat in dem Garten nichts zu suchen.
- Ein Fischteich, in dem Kois schwimmen, sollte auf jeden Fall mehr sein, als ein üblicher Gartenteich mit Zierfischen. Machen Sie ihn zum Mittelpunkt einer Ruheoase. Besinnen Sie sich der inneren Kraft und der Stärke.
Es sind die Juwelen im Teich – Kois, die seit mehr als 100 Jahren die Herzen der Japaner erobern. …
Kleiner Fisch, der zum Drachen wird
Vielleicht können Sie die Philosophie, die zum Koiteich gehört, besser verstehen, wenn Sie etwas mehr über den Fisch wissen.
- Der Koi ist ein Karpfen, der vermutlich aus China stammt. Buntkarpfen sind dort schon seit Jahrtausenden bekannt. Er steht für Kraft und Mut. Diese Bedeutung hängt mit dem Leben der Fische im Huang Ho (Gelber Fluss) zusammen, denn der Fluss hat viele Wasserfälle und Stromschnellen. Offensichtlich waren die bunten Karpfen die einzigen Fische, die diese überwinden konnten.
- Der Sage nach wird ein Koi zu einem Drachen, wenn es ihm gelingt, eine bestimmte Anordnung der Wasserfälle, die Drachentor genannt werden, zu überwinden. In der ostasiatischen Mythologie stehen Drachen für Frühling, Wasser und Regen, Sie sind eines der mythischen Wundertiere, die dem Weltschöpfer Pangu halfen, die Welt zu erschaffen. Als Halter von Kois beherbergen sie also Wesen mit tiefer mythologischer Bedeutung.
- Tatsächlich sind die heutigen Farbkarpfen vermutlich ein Produkt der Inzucht, weil in der abgelegenen Präfektur Niigata, die Reisbauern Ihre Nahrung damit aufbesserten, dass Sie die Karpfen in den Reisfeldern hielten. Aufgrund der Abgeschiedenheit konnten sich die bunten Mutationen gut entwickeln.
- Heute werden die Fische in vielen Farbschlägen gezüchtet, von denen manche so kostbar sind, dass Sie sich für den Preis eines Fisches ein Luxusauto leisten können. In der Regel kosten aber große Kois lediglich einige 100 Euro.
Betrachten Sie den Teich mit den Kois trotzdem nicht einfach als Statussymbol, sondern als Ort der inneren Einkehr, an dem Sie im Einklang mit der Natur verweilen können.
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