Wenn Sie zu Hause ausziehen und die erste eigene Wohnung beziehen, ist dies meist eine Zäsur in Ihrem Leben. Sie verlassen damit meist auch den versicherungsrechtlichen Schutz, den Sie über Ihre Eltern genießen.
In der Ausbildung sind Sie meist familienversichert
- Sie müssen sich unter Umständen eigenständig versichern. Es gibt unverzichtbare Versicherungen (Kranken-, Haftpflichtversicherung) und sinnvolle, aber verzichtbare Versicherungen, bei denen Sie Ihr Risiko der monatlichen Prämienbelastung gegenüberstellen müssen.
- Welche Versicherung Sie benötigen und welche nicht, beurteilt sich mithin danach, ob Sie sich noch in einer Ausbildung befinden oder bereits eigenes Geld verdienen. Solange Sie in der Ausbildung sind, sind Sie meist über Ihre Eltern familienversichert.
Ihr Geldbeutel bestimmt, welche Versicherung verzichtbar ist
- Am wichtigsten ist die Krankenversicherung. Grundsätzlich sind Sie bis zu Ihrem 25. Lebensjahr über Ihre Eltern familienversichert, wenn diese gesetzlich versichert sind. Die Familienversicherung entfällt, wenn ein Elternteil privat versichert ist und mehr verdient als der gesetzlich versicherte Elternteil und sein Gesamteinkommen über der Versicherungspflichtgrenze (2014: 4.462,50 €) liegt. Sofern Sie selbst mehr als 395 € verdienen, fallen Sie ebenfalls aus der Familienversicherung heraus. Für Studenten gelten in der Krankenfamilienversicherung besondere Regeln.
- Genauso wichtig ist eine private Haftpflichtversicherung. In der Ausbildung sind Sie über Ihre Eltern mitversichert. Verdienen Sie eigenes Geld, sollten Sie sich eigenständig haftpflichtversichern. Die Haftpflicht schützt Sie gegen die Inanspruchnahme Dritter, wenn Ihnen ein Missgeschick passiert ist. Unterschätzen Sie keinesfalls dieses Risiko. Bringen Sie einen Radfahrer zu Fall, kann der Schaden sechsstellig ausfallen. Haftpflicht sollte also Pflicht sein.
Menschen erwerben Versicherungen meist in der Hoffnung, für alle Eventualitäten gewappnet zu sein. …
Die erste Wohnung ist selbst kein besonderes Risiko
- Eine eigene Hausratversicherung dürfte nur sinnvoll sein, wenn Sie eigenen Hausrat besitzen, der einen gewissen Wert hat. Brennt Ihre erste Wohnung ab, bleiben Sie auf dem eigenen Schaden sitzen, wenn Sie den Brand selbst verursacht haben. Andernfalls zahlt die Gebäudeversicherung des Vermieters Ihren Schaden. Haben Sie den Brand verursacht, zahlt Ihre Haftpflichtversicherung den Schaden des Vermieters.
- Eine private Unfallversicherung kann durchaus sinnvoll sein. Unfälle passieren immer, sowohl in der Freizeit als auch am Arbeitsplatz. Arbeitsplatzbedingte Unfälle sind meist über die Berufsgenossenschaft abgedeckt. Freizeitunfälle müssen Sie selbst versichern. Gerade wenn Sie jung sind, ist das Risiko besonders hoch. Verunfallen Sie, sind Sie ohne Versicherung möglicherweise für Ihr gesamtes Leben gehandicapt.
- Die Versicherungshöhe sollte Ihrem persönlichen Risiko angepasst sein. Im Schadensfall können Sie eine Rentenzahlung oder eine Einmalentschädigung vereinbaren.
- Eine Lebensversicherung ist allenfalls als Risikolebensversicherung empfehlenswert. Ihre Prämie ist in jungen Lebensjahren überschaubar. Kapitallebensversicherungen hingegen bringen aufgrund ihrer reduzierten Rendite kaum noch Vorteile. Vermittlungsprovisionen und Gebühren ruinieren jeglichen Anspareffekt.
- Eine Rechtsschutzversicherung ist eher verzichtbar. Solange Sie kein eigenes oder nur wenig Geld verdienen, lässt sich Ihr Prozessrisiko auch über die staatliche Beratungshilfe und Prozesskostenhilfe im Rechtsstreit abdecken. Die beste Versicherung in diesem Fall ist eine ordentliche Lebensführung. Auch ist zu bedenken, dass viele Risiken vom Versicherungsschutz ausgenommen bleiben.
Welche Versicherung Sie abschließen, hängt mithin von Ihrem Geldbeutel ab. Sie müssen sich eine Versicherung leisten können. Dazu sollten Sie die Kostenlast und den Vorteil des Versicherungsschutzes gegeneinander abwägen. Nicht jedes Versicherungsrisiko ist bezahlbar.
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